Unglaubliche Überholmanöver, strömender Regen und kleine Wunder: Die Top 10 unter den Siegen des erfolgreichsten Rennfahrers dieser Generation
Der Kanada-Grand-Prix 2007 und der erste Siegerschampus: Alle halten es für eine Frage der Zeit, bis Hamilton sein erstes Formel-1-Rennen gewinnt. Die erste Pole-Position in Montreal ist ein Anfang. Als im Rennen hinter ihm das Chaos ausbricht und Robert Kubica (BMW) verunglückt, bleibt der 23-Jährige Hamilton cool wie Hundeschnauze ...
... und fährt einen Start-Ziel-Sieg ein. Ein sichtlich gerührter McLaren-Boss Ron Dennis, der sonst die Siegerpokale einkassiert wie der Fiskus die Lohnsteuer, schenkt seinem Ziehsohn die Trophäe.
Der US-Grand-Prix 2007 und der Beginn einer Fehde: Hamilton holt im Qualifying von Indianapolis die Pole-Position mit 0,169 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege und Topstar Alonso, opfert aber den strategischen Vorteil. Die Autos müssen sich damals mit der Spritmenge für den Start qualifizieren und er verbrennt mehr Benzin.
Alonso macht im Rennen sofort Druck, kann Hamiltons Tempo aber nicht folgen. Er verteidigt die Führung trotz des damals nachteiligen früheren Haltes. Körnende Reifen bei Hamilton bewirken, dass es zum Schluss dennoch zum Showdown kommt: Ausgangs der Steilkurve setzt sich Alonso aus dem Windschatten neben das Schwesterauto ...
Als der Drehzahlbegrenzer in beiden Wagen bei 326 km/h anschlägt, macht Newcomer Hamilton innen die Tür zu. Danach hat McLaren genug gesehen und weist beide an, die Motoren zu schonen, was die Positionen betoniert. Alonso, der sich als zweimaliger Champion für den Schnelleren hält, tobt unter dem Helm. Hamilton jubelt.
Der Großbritannien-Grand-Prix 2008 und der erste Heimsieg: Britischer kann ein Rennen nicht sein und einen besseren Triumphator können sich die Fans in Silverstone an diesem Tag nicht wünschen. Als es in Northamptonshire "Cats and Dogs" regnet, brennt Hamilton ein Feuerwerk ab, bei dem es keinen Teetrinker auf dem Sitz hält.
Er touchiert nach einem Raketenstart Teamkollege Kovalainen und hetzt den Finnen vor sich her, bis dessen Reifen den Geist aufgeben. In Stowe überholt Hamilton - obwohl sein Visier ständig beschlägt und er kaum etwas sieht. Räikkönen (Ferrari) spart sich einen Reifenwechsel, doch er fährt ihn in Grund und Boden.
Der Deutschland-Grand-Prix 2008 und der Taktik-Fauxpas: Es sieht alles nach einem sicheren Hamilton-Sieg aus, als er in Hockenheim zur Halbzeit riesigen Vorsprung auf Massa (Ferrari) hat. Doch das Safety-Car macht alles zunichte und McLaren unterläuft ein kapitaler Fehler. Statt ihn wie alle anderen schnell reinzuholen ...
... verlässt sich das Team darauf, dass das Rennen rasch wieder freigegeben wird und Hamilton die Lücke wieder aufreißen kann. Pustekuchen! Als er unbedingt Reifen wechseln muss, fällt er auf Platz fünf zurück und muss sich wieder vorkämpfen. Massa ist mit Bremsproblemen noch ein leichtes Opfer ...
... doch der dank sensationeller Strategie führende Piquet (Renault) nicht. Er hat sieben Runden vor Schluss noch ein Polster von einigen Sekunden, der Kampfkraft Hamilton und einem chirurgischen Überholmanöver in der Haarnadelkurve kurz darauf aber nichts entgegenzusetzen. Schachmatt in einem Zug!
Der China-Grand-Prix 2011 und der Überhol-Wahnsinn von Schanghai: Obwohl Hamilton am Start Vettel (Red Bull) niederringt, misslingt McLaren die Strategie und er fällt auf Rang fünf zurück. Er lässt erst Teamkollege Button stehen und frühstückt nach dem letzten Stopp die Konkurrenz wie entfesselt ab.
Rosberg (Mercedes) muss dran glauben, Massa (Ferrari) ist mit älteren Pneus fällig, ehe Hamilton fast fünf Sekunden auf Vettel aufholt. Der Deutsche verteidigt sich verzweifelt, doch vier Runden vor Schluss fährt Hamilton auf frischeren Reifen mit einem kaum für möglich gehaltenen Manöver in einer Highspeed-Kurve vorbei.
Der Deutschland-Grand-Prix 2011 und der Geniestreich mit den Bremsen: Hamilton demontiert Teamkollege Button im Qualifying, als er 1,2 Sekunden schneller ist - weil er völlig überraschend den Bremsenhersteller gewechselt hat. Im Rennen ringt er Webber (Red Bull) und Alonso (Ferrari) mit Überholmanövern nieder.
Der US-Grand-Prix 2012 und der hilfreiche Statist aus Indien: Bei der Austin-Premiere erkämpft sich Hamilton zunächst mit Überholmanövern den zweiten Platz von Webber (Red Bull) und Räikkönen (Lotus) zurück. Als er den führenden Vettel (Red Bull) attackieren will, scheint kein Kraut gegen den designierten Champion gewachsen.
Doch Hinterbänkler Karthikeyan (HRT) hält den im Funk schon wie ein Rohrspatz fluchenden Vettel auf. Hamilton weiß, dass er die Chance beim Schopfe packen muss, als er endlich am Heck klebt. Flügel auf auf der langen Geraden, den Motor in den Maximalmodus, vorbei am Red Bull - und erster Sieger in Texas.
Der Ungarn-Grand-Prix 2013 und der Beginn einer Ära: Hamilton wird für seinen Wechsel von McLaren zu Mercedes belächelt. Er holt in Budapest die dritte Pole-Position in Serie, sagt aber selbst, dass es "ein Wunder" wäre, sollte er das Rennen gewinnen. Sonntags bricht der Silberpfeil regelmäßig ein, doch an diesem Tag läuft es anders ...
Hamilton kommt zwar früh an die Box, überholt aber Ex-Teamkollege Button (McLaren) und Webber (Red Bull) mit Blitzaktionen. Seine Konkurrenten tun sich schwerer und die Reifen halten zur Überraschung aller durch - erster Sieg im Mercedes! Übrigens: Teamkollege Rosberg fährt eine halbe Sekunde langsamer und wird Neunter.
Der Bahrain-Grand-Prix 2014 und der Showdown in der Wüste: Das sich zuspitzende Teamduell mit Rosberg findet den ersten Höhepunkt, als die Mercedes-Piloten sich auf Biegen und Brechen duellieren. Der Deutsche verliert seine Pole-Position in der Startkurve an Hamilton, doch er setzt alles an einen Sieg auf der Strecke.
Eine wilde Ausbrems-Attacke im ersten Stint scheitert. Rosberg wechselt die Taktik und nimmt beim ersten Stopp Medium-Reifen. Er handelt sich Rückstand auf Hamilton ein. Er ist eliminiert, als nach dem zweiten Wechsel das Safety-Car kommt und nun der Brite auf den langsameren Pneus rollt. Er scheint elf Runden vor Schluss geschlagen.
Doch er wehrt sich mit Haut und Haaren. Beide fahren teilweise drei Kurven lang nebeneinander. Obwohl Rosberg schneller ist, positioniert Hamilton sein Auto immer perfekt. Er lässt ihn sogar auf der Gegengeraden überholen, um bei Start und Ziel mit DRS kontern zu können. Bis die karierte Flagge fällt und er den Sieg im Sack hat.
Der Abu-Dhabi-Grand-Prix 2014 und der "doppelte" Sieg zum WM-Titel: Weil es damals im letzten Saisonrennen doppelte Punkte gibt, muss Hamilton trotz deutlicher Gesamtführung um seine zweite Formel-1-Krone bangen. Noch mehr, als Rivale Rosberg ihm im Qualifying eine schallende Ohrfeige verpasst...
Hamilton reicht es, als Zweiter hinter dem Deutschen ins Ziel zu kommen, doch er macht keine Gefangenen. Mit einem Bilderbuch-Start kassiert er Rosberg noch vor der ersten Kurve und muss gar nicht mehr in die Rückspiegel schauen, als dessen Hybrid-Antrieb schlappmacht. Am Ende gibt es 50 Zähler - und den WM-Titel!
Der US-Grand-Prix 2015 und "Cap-gate": Ein Jahr später macht Hamilton den WM-Titel bereits drei Rennen vor Saisonende perfekt. In Austin steht Rosberg zwar auf Pole, doch gleich in Kurve 1 quetscht sich Hamilton auf feuchter Strecke vorbei. Bei wechselhaften Bedingungen behält er den Durchblick und macht Titel Nummer drei perfekt.
In Erinnerung bleibt der GP auch wegen "Cap-gate", weil Hamilton dem zweitplatzierten Rosberg nach dem Rennen die Kappe mit der Nummer 2 zuwirft. Der Deutsche feuerte sie umgehend wieder Richtung Hamilton - und schlägt anschließend auch auf der Strecke zurück. Er gewinnt die letzten drei Saisonrennen und wird 2016 sogar Weltmeister.
Der Singapur-Grand-Prix 2017 und der Sieg auf der Angststrecke: 2017 hat Hamilton mit Sebastian Vettel und Ferrari einen neuen Gegner im WM-Kampf. Der Mercedes-Pilot geht mit drei WM-Zählern Vorsprung ins 14. Saisonrennen in Singapur. Doch der Straßenkurs spielt dem W08 nicht in die Karten, und Hamilton qualifiziert sich nur als Fünfter.
Glück für ihn: Vettel, Verstappen und Räikkönen räumen sich beim Start im Nassen gegenseitig ab. So ist der Weg frei für Hamilton, der bei schwierigen Bedingungen seinen ersten Sieg in Singapur seit 2014 feiert. Es soll ein entscheidender Nadelstich im WM-Kampf sein, von dem sich Ferrari anschließend nicht mehr erholen wird.
Der Deutschland-Grand-Prix 2018 von P14: Nach Technikdrama im Qualifying startet Hamilton von weit hinten, kämpft sich aber im Rennen nach vorne und gewinnt. Weiter hinten in der Startaufstellung stand er nie bei einem Grand-Prix-Sieg! Im leichten Regen bleibt er cool, während WM-Rivale Vettel in Führung liegend abfliegt ...
Der Italien-Grand-Prix 2018 und der "Auswärtssieg": Ein Jahr später gibt es fast die identische Ausgangsposition. Mit 17 Punkten Vorsprung auf Vettel reist Hamilton zum Ferrari-Heimspiel nach Monza. Und erneut hat Ferrari mit P1 und P2 im Qualifying die besseren Karten. Doch Hamilton dreht den Spieß von P3 startend wieder um ...
In Runde 1 schnappt er sich Vettel, der sich im Zweikampf zu allem Überfluss auch noch dreht und am Ende nur Vierter wird. Später ringt er auch Räikkönen nieder und feierte ausgerechnet im Ferrari-Land einen entscheidenden Sieg. Ferrari erholt sich auch dieses Mal nicht mehr, während Hamilton sechs der letzten acht Saisonrennen gewinnt.
Der Monaco-Grand-Prix 2019 und eine frühe Safety-Car-Phase: Mercedes setzt Hamilton unter Gelb auf die Medium-Reifenmischung, mit der er durchfahren soll bis ins Ziel in Runde 78. Am Ende ist er unter großem Druck von Max Verstappen, der einmal einen Überholversuch wagt - vergebens: Hamilton bleibt vorne, in "meinem härtesten Rennen".
Der Großbritannien-Grand-Prix 2020 und der Sieg auf drei Reifen: Unter dramatischen Umständen gewinnt Hamilton sein Heimrennen im Jahr 2020 zum insgesamt siebten Mal. Eigentlich hat er alles im Griff, bis er Anfang der letzten Runde einen Reifenschaden hat. Irgendwie schleppt er seinen Mercedes trotzdem ins Ziel - und das auf P1!
Der Türkei-Grand-Prix 2020 und der siebte Titel: 50 von 58 Rennrunden bringt Hamilton auf nur einem Intermediate-Reifensatz zu und fährt unter schwierigsten Bedingungen ein blitzsauberes Rennen, am Ende mit über 30 Sekunden Vorsprung. Mit seinem Sieg steht fest: Er ist Weltmeister 2020 und stellt den WM-Rekord von Michael Schumacher ein.