Andre Lotterer hat in seiner langen Motorsport-Karriere viel erlebt und gewonnen - Erfolgreich war der Deutsche vor allem in Japan und im LMP1
Andre Lotterer war einem Formel-1-Renncockpit schon einmal sehr nahe. 2000 und 2001 durfte er mehrere Probefahrten im Grand-Prix-Boliden des damaligen Jaguar-Teams absolvieren. 2002 war er offizieller Testpilot der Mannschaft, aber die Hoffnungen auf einen Aufstieg zur Saison 2003 erfüllten sich nicht. Der Deutsche setzte sich anderswo in Szene.
Nach erfolgreichen Jahren im Kartsport wechselt Andre Lotterer 1998 in die Formel BMW, wo er auf Anhieb die B-Wertung für sich entscheidet. Ein Jahr später wird er in der damals beliebten Nachwuchsserie Champion und setzt seinen Weg konsequent in die nächste Formelklasse fort.
Im Jahr 2000 feiert Andre Lotterer einige Erfolge in der deutschen Formel-3-Meisterschaft. Auf dem Foto feiert der gebürtige Duisburger einen Sieg in Hockenheim. Damals mit ihm auf dem Podium: Pierre Kaffer und Patrick Friesacher.
Im Folgejahr wechselt Andre Lotterer in die damals sehr hoch eingeschätzte Britische Formel 3. Im Jaguar-Juniorteam gelingt ihm auch dort im Rookiejahr ein Sieg. Der Deutsche trägt 2001 viele harte Duelle mit seinem Teamkollegen James Courtney aus, mit dem er sich 2002 den Job als Test- und Ersatzfahrer im Jaguar-Formel-1-Team teilt. Beim Formel-3-Masters in Zandvoort erreicht Lotterer Rang zwei hinter Takuma Sato.
Aufgrund der Aufgaben im britischen Grand-Prix-Rennstall kann Andre Lotterer 2002 keine volle Saison in einer Serie bestreiten. Ganz ohne Rennen geht das Jahr jedoch nicht vorüber. Mit Freisinger-Porsche startet der damals 20-Jährige in der FIA-GT-Meisterschaft. Außerdem gibt es einen ersten Ausflug nach Amerika.
Im Team von Dale Coyne absolviert Andre Lotterer zum Jahresende 2002 einen kurzen Auftritt in der US-CART-Serie. Am Rennwochenende in Mexiko gelingt dem schnellen Nachwuchspiloten auf Anhieb der Gewinn eines Punktes. Dennoch ist das Gastspiel in der amerikanischen Rennserie nach nur einem Einsatz wieder beendet.
Weil der Traum vom Formel-1-Stammcockpit nicht in Erfüllung geht, wechselt Andre Lotterer nach Japan. Im Team von Nakajima tritt er 2003 erstmals in der Formel Nippon und der japanischen Super-GT-Serie an. In und um Tokio ist der Deutsche, der in Belgien aufgewachsen ist, mittlerweile heimisch geworden. Nicht zuletzt wegen zahlreicher Erfolge im Motorsport.
2003 etabliert sich der Deutsche mit Podestplätzen sehr schnell in der Formel Nippon. 2004 folgen die ersten zwei Siege und die Vizemeisterschaft. 2005 gibt es erneut zwei Rennsiege, aber auch unliebsame Begegnungen. Auf diesem Foto zu sehen: Andre Lotterer und Benoit Treluyer diskutieren eine Kollision im Rennen. Die beiden Streithähne von damals verbinden später zahlreiche gemeinsame Erfolge im Le-Mans-Prototypen von Audi.
Mit Ausnahme von 2008 (vier Podestplätze) holt Lotterer jedes Jahr mindestens einen Sieg in der Formel Nippon. Der Höhepunkt ist zweifellos die Saison 2011, als dem Deutschen endlich der ersehnte Titelgewinn mit dem Toyota-Werksteam Tom's gelingt.
In der Super-GT-Serie holt sich Andre Lotterer 2006 den Titel, drei Jahre später kürt er sich dort noch einmal zum Champion. Das Jahr 2009 sollte ohnehin zum großen Wendepunkt in der Karriere des Wahl-Japaners werden.
Der kurze Auftritt in der A1GP-Serie bringt keine großen Erfolge, aber eine Zukunft in der damaligen deutschen "Nationalmannschaft" ist ohnehin nicht die Wunschvorstellung. Ein anderes Ereignis bringt den gebürtigen Duisburger auf Kurs...
Colin Kolles setzt Andre Lotterer 2009 in den privat eingesetzten Audi R10 TDI in Le Mans. Der Deutsche überzeugt so sehr, dass die Werksmannschaft aus Ingolstadt auf das Talent aufmerksam wird.
2010 debütiert Andre Lotterer gemeinsam mit seinen Teamkollegen Benoit Treluyer und Marcel Fässler als Werksfahrer in Le Mans. Das Trio bringt den Audi auf Platz zwei. Es ist der Startschuss zu einer Traumkarriere in den schnellen Prototypen aus Ingolstadt.
2011 erarbeitet sich Andre Lotterer endgültig den Ruf, einer der schnellsten LMP1-Piloten zu sein. Dem starken Druck von Peugeot hält der Deutsche in beeindruckender Manier stand und sichert sich und seinen Audi-Kollegen 2011 mit 13 Sekunden Vorsprung den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Im Folgejahr wiederholen Lotterer/Treluyer/Fässler nicht nur ihren Erfolg an der Sarthe, sondern sie setzen noch einen drauf. Das Trio darf sich am Ende des Jahres bei der FIA-Preisvergabe in Istanbul feiern lassen: Langstrecken-Weltmeister 2012.
Nach einem enttäuschenden Le-Mans-Auftritt 2013 (Platz fünf) holen sich Andre Lotterer und seine langjährigen Audi-Teamkollegen die Krone beim Klassiker in Frankreich 2014 zurück. Doch das ist nicht das einzige Karriere-Highlight Lotterers im Jahr 2014.
Im Alter von 32 Jahren gibt der Deutsche doch noch sein Renndebüt in der Formel 1. Lotterer ist damals der erste amtierende Le-Mans-Sieger seit 20 Jahren, der einen Grand Prix bestreitet. Das Caterham-Team um seinen alten Weggefährten Colin Kolles vertraut ihm beim Belgien-GP in Spa das Cockpit von Kamui Kobayashi an. Lotterer nimmt seinem Teamkollegen Marcus Ericsson im verregneten Qualifying eine Sekunde ab, scheidet im Rennen aber gleich in der ersten Runde aus.
Danach geht es wieder zurück in den Audi-LMP1. Nach dem dritten und letzten Le-Mans-Gesamtsieg holt Lotterer in der WEC noch drei Erfolge. Der letzte gelingt 2015 bei den 6h von Spa. Das Jahr schließen Lotterer und seine Teamkollegen Marcel Fässler und Benoit Treluyer als Vize-Weltmeister ab. Wie schon 2013 und 2014 übrigens.
Ende 2016 verabschiedet sich Audi aus der Le-Mans-Szene. Lotterer wechselt innerhalb des VW-Konzerns zu Porsche, das aber ein Jahr später ebenfalls aussteigt. Zusammen mit Neel Jani und Nick Tandy holt der Deutsche in der Saison 2017 noch drei zweite und vier dritte Plätze, aber keinen Sieg mehr. In der Gesamtwertung ergibt das Rang vier.
Lotterer beginnt parallel zu den Einsätzen in der Langstrecken-WM ein Engagement in der Formel E. Während er in der WEC-Super-Season 2018/19 im privaten LMP1 von Rebellion Racing noch zwei Podiumsplätze einfährt, läuft es auch in der Elektro-Rennserie ordentlich. Für Techeetah holt Lotterer in zwei Jahren drei zweite Plätze. 2017/18 und 2018/19 wird er jeweils Gesamt-Achter.
Zur Saison 2019/20 wechselt Lotterer innerhalb der Formel E von Techeetah ins Porsche-Werksteam. Die gemeinsame Zeit beginnt gleich mal mit einem weiteren zweiten Platz für den Deutschen in Diriyya, und das Premierenjahr endet mit einem weiteren achten Rang für Lotterer in der Gesamtwertung 2019/20. 2021 holt er beim chaotischen Valencia-ePrix sein vorerst letztes FE-Podium: Erneut springt Position zwei heraus.
Andre Lotterer hat in seiner langen Motorsport-Karriere viel erlebt und gewonnen - Erfolgreich war der Deutsche vor allem in Japan und im LMP1