Für uns war Charles Leclerc der Mann des Rennens in Silverstone, hauchdünn vor Max Verstappen - Sebastian Vettel für Verstappen-Crash mit Note 5 abgestraft
Sebastian Vettel (5): Im Qualifying sechs Zehntel auf Leclerc, das ist zu viel für einen, der Weltmeister werden wollte. Die Kollision mit Verstappen konnte jeder sehen - darüber gibt's keine zwei Meinungen. 2019 ist einfach nicht sein Jahr.
Romain Grosjean (5): Dass er mit der Melbourne-Spec gefahren ist, zeigt, wie verzweifelt Haas inzwischen ist. Magnussen im Quali geschlagen, im Rennen ein bisschen mehr schuld an der Berührung. Bei jedem anderen würde man sagen: Rennunfall. Beim Teamkollegen sollte man besser aufpassen.
Kevin Magnussen (5): Der Däne fuhr das aktuelle Haas-Auto, das eigentlich schneller sein sollte. War er aber nicht. Genauso, wie man Grosjean für die Berührung kritisieren kann, kann man es auch bei ihm tun: Ausgerechnet gegen den Teamkollegen muss man nicht so draufhalten.
Sergio Perez (4): Die Karambolage mit Hülkenberg geht zu 100 Prozent auf seine Kappe. Im Quali war er knapp schneller als Stroll (der aber auch kein Maßstab sein kann), im Rennen mischte er beim Re-Start auf Höhe der Renaults mit. Das ist eigentlich top. Der Crash schmälert die Leistung.
Lance Stroll (4): Saisonübergreifend ist er jetzt zum 14. Mal bereits in Q1 ausgeschieden. Perez kann er nicht das Wasser reichen. Und diesmal konnte Stroll das Ruder auch im Rennen, sonst oft seine Stärke, nicht herumreißen. Die beiden Williams zu schlagen, ist Mindestanforderung.
Antonio Giovinazzi (4): Dass der Abflug Folge eines mechanischen Defekts war, wollen wir mal glauben. Räikkönen im Qualifying geschlagen zu haben, verbuchen wir auf der Habenseite. Dem steht gegenüber, dass er sich in den ersten Runden nicht mit Ruhm bekleckert hat. Da war mehr drin.
Robert Kubica (4): Der oft gescholtene Pole ist vom Speed her nicht auf Augenhöhe mit Russell. Dafür lieferte er ein beständiges Rennen ab und kam letztendlich nur 10,8 Sekunden hinter seinem Teamkollegen ins Ziel. Eine seiner besseren Leistungen in dieser Saison.
Nico Hülkenberg (3): Kopfzerbrechen bereiten sollte ihm, dass er nur zwei von zehn Qualifyings gegen Ricciardo gewonnen hat. Im Rennen ist er trotzdem meistens eine Bank. Und beim Re-Start hatte er die Nase schon vor dem Teamkollegen. Eigentlich solide. Bis ihm Perez ins Heck gefahren ist.
George Russell (3): Ihm gehört die Zukunft, das steht außer Frage. Im Qualifying ist er verlässlich schnell - diesmal wieder eine halbe Sekunde vor Kubica. Im Rennen war sein Vorsprung zu knapp für Note 2. Auch wenn es immer knifflig ist, die Leistung der Williams-Fahrer möglichst objektiv zu bewerten.
Kimi Räikkönen (3): Der "Iceman" liefert mit all seiner Erfahrung und seiner Cleverness meistens genau das ab, was sein Auto kann. Das war in Silverstone Platz acht.
Daniil Kwat (3): An seinem Rennen gibt's nichts auszusetzen. Wer von P17 auf P9 fährt, kann so schlecht nicht gewesen sein. Nur: Das Safety-Car hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. Und das Qualifying war keine Glanztat. Unterm Strich für uns Note 3.
Pierre Gasly (3): Redaktionsintern gab's Diskussionen, ob er nicht Note 2 bekommen sollte. Wir haben uns dagegen entschieden, weil der Abstand zu Verstappen zu groß ist. Den Start hat er verschlafen - beinahe hinter Norris zurückgefallen. Auf der Habenseite steht das Manöver gegen Vettel. Gasly kann also doch überholen!
Alexander Albon (2): Der Toro-Rosso-Junior ist mit einem Auto, das nicht zu den fünf besten gehört, in die Top 10 gefahren. Hatte im Rennen das Glück nicht auf seiner Seite, wurde deswegen Zwölfter. Aber seine Leistungen sind top. Genau wie die der anderen Rookies Norris und Russell.
Daniel Ricciardo (2): Nach Anlaufschwierigkeiten scheint er sich bei Renault nach und nach als Nummer 1 durchzusetzen. Das Qualifying war beeindruckender als das Rennen. Aber nur von den Topteams und einem McLaren geschlagen zu werden, ist für einen Renault eine beachtliche Leistung.
Carlos Sainz (2): Sicher, das richtige Gespür im Rennen hat mitgeholfen. Aber Sechster zu werden ist das Maximum, was man mit einem McLaren holen kann. Das überstrahlt das nicht ganz so gelungene Qualifying bei weitem.
Lando Norris (2): Anders als Sainz hatte er im Rennen das Glück nicht auf seiner Seite. Das Qualifying war aber überragend, und am Start wäre er beinahe bis auf P5 vorgefahren. Die Berührung mit Gasly: kann passieren. P11 spiegelt seine Leistung nicht wider.
Valtteri Bottas (2): Man hatte im epischen Zweikampf in den ersten Runden nicht das Gefühl, dass er gleich schnell fahren kann wie Hamilton. Trotzdem blieb er vorne - auch, weil Hamilton gegen den Teamkollegen nicht letztes Risiko ging. Das Safety-Car-Pech spielt für unsere Einschätzung keine Rolle. Ein Hauch zu wenig für Note 1.
Lewis Hamilton (2): Jemandem, der auf 32 Runden alten Hards schnellste Runde fahren kann, nur Note 2 zu geben, ist Frevel. Die Redaktion war sich darüber nicht einig. Bei Hamilton wird ein kritischer Maßstab angelegt. Und er hat die Pole hauchdünn verpasst. Im besten Auto. Und Bottas nicht auf der Strecke überholt.
Max Verstappen (1): Der Red-Bull-Star fährt weiterhin in der Form seines Lebens. Herzerfrischend, wie er Leclerc attackiert hat und dabei trotzdem fair geblieben ist. Top, wie er sich in der Boxengasse durchsetzte. Schönheitsfehler: das kleine Missgeschick gleich nach dem Stopp. Dafür später Vettel niedergefightet.
Charles Leclerc (1): Auch für uns diesmal der Mann des Rennens, wegen Verstappens kleinem Fehler im Duell nach dem Stopp. Mega, wie er Vettel seit einigen Wochen vom Speed her unter Kontrolle hat. Und mega auch sein Zweikampfverhalten. Das Manöver gegen Gasly war Weltklasse. Nur eine Frage der Zeit, bis er Weltmeister wird!