Das war das Formel-1-Rennen in Monza 2015: Drama um Sieger Hamilton und Räikkönens tolle Aufholjagd
Monza 2015: Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Italien, hat nun 53 Punkte Vorsprung im Titelduell und eine Hand am WM-Pokal. Und Sebastian Vettel freut sich über sein erstes Monza-Podium als Ferrari-Fahrer. Den Tränen nahe sagt er: "Das ist der schönste zweite Platz meines Lebens." Den turbulenten Weg zu diesem Siegerfoto gibt's in den folgenden 16 Fotos nachzuschauen.
Es ist ein Weg, der genau genommen schon mit Vettels Reifenschaden in Spa-Francorchamps beginnt. Denn Pirelli zieht daraus die Konsequenz, Mindestvorgaben für den Reifendruck auszugeben. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Strafe rechnen.
Aber erst malzum Sportlichen: Hamilton holt die nächste Pole - und Kimi Räikkönen ist erst zum dritten Mal in einem Qualifying der Saison 2015 schneller als Vettel. Ferrari mit weniger als drei Zehntelsekunden Rückstand auf P2/3: Die eingesetzten Motorentoken vor dem Heimspiel auf der Powerstrecke Monza zeigen Wirkung.
Der Start: Räikkönen schläft und fällt zum Leidwesen der Tifosi auf den letzten Platz zurück, steht dabei auch noch dem hinter ihm losgefahrenen Rosberg im Weg, während sich Vettel im Windschatten an Hamilton heransaugt, ...
... diesen aber nicht überholen kann. Dass der Ferrari-Fahrer vor der ersten Kurve außen kein Harakiri-Manöver wagt, lobt Hamilton später als faires Verhalten.
Zwei Wochen nach dem Podium von Spa-Francorchamps wird Lotus auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Sowohl Romain Grosjean als auch Pastor Maldonado scheiden wegen Kollision in der zweiten Runde aus.
Räikkönens grandiose Aufholjagd: 14. nach der ersten Runde, Fünfter im Ziel - dazwischen Überholmanöver wie dieses gegen Carlos Sainz, im konkreten Fall erst im zweiten Anlauf. Der Toro-Rosso-Junior wird am Ende Elfter, 3,7 Sekunden hinter dem zehntplatzierten Red-Bull-Kollegen Daniil Kwjat.
Noch vor dem ersten Boxenstopp jagt Rosberg die beiden Williams vor sich her, setzt schon zum Überholen des viertplatzierten Valtteri Bottas an. Bis er wegen zu hoher Bremstemperaturen ermahnt wird, nicht zu aggressiv zu fahren.
Williams patzt (wieder einmal) bei der Strategie: Rosberg kommt früher als Felipe Massa und Bottas an die Box - und geht durch die Strategie an beiden vorbei.
Nico Hülkenberg befürchtet schon am Freitag, dass Force India im Laufe des Wochenendes zurückfallen könnte. P9 im Qualifying ist nicht das Maximum, weil ihm das Benzin ausgeht. Immerhin setzt er sich aber im Duell gegen Sauber-Fahrer Marcus Ericsson (9.) durch und beendet das Rennen als Siebter, trotz null Grip an der Hinterachse. Hinter Sergio Perez, aber vor Daniel Ricciardo.
Vorne fährt indes Hamilton ein einsames Rennen: 6,1 Sekunden Vorsprung auf Vettel nach zehn, 10,6 nach 20, 19,1 nach 30 Runden. Gleichzeitig kommt Rosberg immer näher an den zweitplatzierten Ferrari heran.
Auf den Mercedes-Doppelsieg fehlen nur noch 1,1 Sekunden, als bei Rosberg in der 51. von 53 Runden der Motor verraucht. Hintergrund: Der neue Monza-Motor muss am Samstagmorgen ausgebaut werden. Der gebrauchte bestreitet sein sechstes Rennen - und ist mit der Laufleistung am Ende.
Im Finish fighten noch Massa und Bottas um den dritten Platz, doch Massa setzt sich durch. Sehr zur Freude der Tifosi, die den ehemaligen Ferrari-Fahrer in ihr Herz geschlossen haben. Nicht nur, weil er bei der Fahrerparade auf englische Fragen in Italienisch antwortet.
53. Runde: Hamilton fährt als Erster über die Ziellinie, 25,042 Sekunden vor Vettel. Aber alles wundert sich über die merkwürdigen Funksprüche von Renningenieur Peter Bonnington: "Lewis, gib nochmal Gas. Warum, das erklären wir dir später." Hamilton, immer noch ahnungslos, funkt bei der Zieldurchfahrt: "Das war nicht cool!" Für den Fall einer Strafe sollten es mehr als 25 Sekunden Vorsprung sein.
Und, obwohl er von der Reifendruck-Affäre noch nichts weiß, scheint Hamilton instinktiv den richtigen Riecher zu haben: Links hinten sind 19,5 psi vorgeschrieben, von der FIA wurden am Grid aber nur 19,2 psi gemessen. Plötzlich steht eine mögliche Disqualifikation im Raum.
Mercedes-Technikchef Paddy Lowe kommt von den FIA-Rennkommissaren zurück. Er kann aufklären: Beim Montieren der Reifen lag der Druck bei den vorgeschriebenen 19,5 psi. Als die FIA ihre Messung durchführte, standen die Heizdecken nicht unter Strom - und bei weniger Temperatur sinkt der Reifendruck. Mercedes fordert eine Präzisierung des Messvorgehens für die nächsten Rennen...
... und wird freigesprochen: Hamilton verlässt den Paddock von Monza als Sieger, fast drei Stunden nach der Zieldurchfahrt. Und meint, in Anspielung auf seine neue Frisur: "Blondes have more fun!"
Das war das Formel-1-Rennen in Monza 2015: Drama um Sieger Hamilton und Räikkönens tolle Aufholjagd