Nicht der Sieger, aber Mann des Rennens: Warum wir Max Verstappen eine Eins geben und Esteban Ocon mit der Höchststrafe bestraft wird
Esteban Ocon (6): Darüber gibt's keine zwei Meinungen: Ein Überrundeter darf gegen den Führenden nicht so attackieren! Ocon ist (fast) immer dabei, wenn irgendwo die Fetzen fliegen. Verständlich, fährt er doch gerade um seine Karriere. Schwacher Trost: Punkte hätte er auch ohne den Crash nicht geholt.
Fernando Alonso (5): Viele bei McLaren sind froh darüber, den Raunzer bald los zu sein. Schon zu Rennmitte schnauzte er seinen Ingenieur an, man möge ihn in Ruhe lassen. Von Vandoorne überholt zu werden, ist auch sportlich kein Ruhmesblatt. Auch wenn er im Qualifying-Duell auf 20:0 gestellt hat.
Lance Stroll (5): Wer gegen Sirotkin untergeht, darf (bestenfalls) mit einer Fünf rechnen. Stroll führte die vielen blauen Flaggen als Grund für seinen schlechten Rennrhythmus an. Aber das Problem hatten andere auch.
Pierre Gasly (4): Trotz Spec 3 von Honda war Toro Rosso diesmal kein Top-10-Material. Gasly blieb blass - und widersetzte sich einer Stallorder, als er gebeten wurde, Hartley durchzulassen. Auch wenn's zwischen den beiden gerade angespannt ist: So verhält sich kein Teamplayer.
Valtteri Bottas (4): Ohne Löcher in den Felgen bauten die Reifen am Mercedes stark ab, und das bekommt Bottas schon seit ein paar Rennen nicht in den Griff. Hamilton offenbar schon. Der Start war (mit Reifenvorteil gegen Vettel) top. Aber das blieb sein einziges Highlight.
Stoffel Vandoorne (4): Alonso musste er im Senna-S gleich zweimal überholen, bis er wirklich vorbei war. Bis zu den ersten Boxenstopps fuhr er aber an letzter Stelle. Wo sind nur seine überragenden Leistungen aus der GP2 geblieben?
Sergei Sirotkin (4): Für die Möglichkeiten, die der Russe hat, war das ein ordentliches Wochenende. Zuerst schlug er Stroll im Qualifying, dann blieb er auch im Rennen vor dem höher eingeschätzten Kanadier. Mehr kann man von Sirotkin nicht erwarten.
Marcus Ericsson (4): Schade um diese tolle Quali-Leistung! Ericsson erwischte keinen optimalen Start, sah ziemlich unglücklich aus, als er von Magnussen überholt wurde (und vier weitere Positionen verlor), und drehte sich mit beschädigtem Auto. Vom sechsten Startplatz aus nicht kaltschnäuzig genug.
Sebastian Vettel (3): Laut Ferrari war sein Rennen durch ein Sensorproblem beeinträchtigt. Wie viel das ausgemacht hat, ist für uns schwer einzuschätzen. Fest steht: Das war keine seiner besseren Leistungen. Immerhin Teamplayer, als er gebeten wurde, Räikkönen vorbeizulassen.
Sergio Perez (3): Der Mexikaner hoffte das ganze Rennen hindurch auf einen Regenschauer, aber der kam nicht. Es war eine unauffällige Vorstellung, die ihm einen WM-Punkt einbrachte. Eine Drei, weil es nicht Force Indias bestes Wochenende war.
Nico Hülkenberg (3): Klasse, wie er sich im Duell gegen Sainz durchsetzte! Gut, dass er im Qualifying wie so oft das Beste rausgeholt hat, als es drauf ankam. Aber mit einem mittelmäßigen Renault konnte er unterm Strich keine Bäume ausreißen. Bis zum Ausfall wegen Motor-Überhitzung.
Kevin Magnussen (3): Der Haas war vom Material her "Best of the Rest". Da muss dann eigentlich mehr drin sein als Platz neun. Zumal er in allen Trainings relativ klar im Schatten von Teamkollege Grosjean stand.
Carlos Sainz (3): Das Q1-Aus muss er sich selbst zuschreiben. Der Start war dafür hervorragend, sodass er sein Handicap zu Hülkenberg rasch wettgemacht hatte. Danach konnte er aufgrund der mittelmäßigen Renault-Performance aber keine großen Akzente setzen.
Brendon Hartley (3): Endlich mal eine richtig solide Leistung des Neuseeländers! Gasly hatte er zwar nicht im Griff, aber er war in Brasilien um einen Tick besser als der künftige Red-Bull-Pilot. Wäre er immer so aufgetreten, hätte er sein Cockpit für 2019 wohl schon in der Tasche.
Romain Grosjean (2): Im Rennen konnte er nicht ganz an die überragenden Trainingsleistungen anknüpfen. Trotzdem verdient er für den gezeigten Speed eine Zwei. Einziger Makel: Am Ende blieb er sieben Sekunden hinter Landsmann Leclerc im Sauber. Aber der ist auch ein Ausnahmetalent.
Daniel Ricciardo (2): Die Tendenz, dass er etwas langsamer ist als Verstappen, hält an. Trotzdem fuhr er nach Turbo-Strafversetzung vom elften Platz ein beherztes Rennen. Die Eins hätte es gegeben, wenn er im Finish auch noch Räikkönen geknackt hätte.
Charles Leclerc (2): Die nächste (fast) perfekte Performance des künftigen Ferrari-Fahrers. Fast deshalb, weil ein angehender Weltmeister kein Qualifying-Duell gegen Ericsson verlieren darf. Auch wenn seine Q2-Runde (gegen den Willen des Teams) im Regen fabelhaft war! Ansonsten nichts auszusetzen.
Kimi Räikkönen (2): Wegen Vettels Problemen ist seine Leistung in Relation schwierig einzuordnen. Die Trainings waren enttäuschend, aber die zählen auch weniger. Im Rennen holte er mit dem Ferrari das heraus, was möglich war. Und er behauptete sich gegen Ricciardo, der im Finish die besseren Reifen hatte.
Lewis Hamilton (1): Wie gut Hamilton ist, zeigt der Unterschied zu Bottas. Inzwischen hat er auch einen Weg gefunden, den Mercedes selbst ohne gelochte Felgen zu beherrschen - zumindest auf dieser Strecke. Natürlich war der Sieg glücklich. Aber das schmälert die routinierte Leistung nicht.
Max Verstappen (1): Über die Schuldfrage in der Ocon-Kollision müssen wir nicht weiter diskutieren. Alles andere an seinem Rennen war perfekt. Besonders beeindruckend, wie er nach dem Crash trotz angeschlagener Aerodynamik noch zu Hamilton aufschloss. Verstappen und Interlagos, das wird noch eine große Love-Story!
Nicht der Sieger, aber Mann des Rennens: Warum wir Max Verstappen eine Eins geben und Esteban Ocon mit der Höchststrafe bestraft wird