Die Highlights des Formel-1-Auftakts 2015 in Melbourne: Mercedes dominiert, Vettel erstmals in Rot auf dem Podium
Neues Jahr, neues Glück? Weit gefehlt! Weltmeister Lewis Hamilton (0,6 Sekunden Vorsprung auf Nico Rosberg) und Mercedes zertrümmern im Qualifying in Melbourne die Konkurrenz. Erstverfolger Felipe Massa im Williams hat schon 1,4 Sekunden Rückstand. Sebastian Vettel gelingt als Vierter trotz Fahrfehler ein ordentliches Ferrari-Debüt.
Neben McLaren-Superstar Fernando Alonso und dem finanziell maroden Manor-Marussia-Team muss noch einer klein beigeben, bevor das Rennen überhaupt begonnen hat: Valtteri Bottas zieht sich im Qualifying eine Rückenverletzung zu, muss die Nacht im Krankenhaus verbringen. Eine Stunde vor dem Start gibt Williams bekannt: Die FIA erteilt keine Starterlaubnis, obwohl Bottas fahren möchte.
Da sind's nur noch 15: Mit Kevin Magnussen (McLaren/Motor) und Daniil Kwjat (Red Bull/Getriebe) verabschieden sich zwei weitere Fahrer auf dem Weg in die Startaufstellung.
Start zum Grand Prix von Australien: Polesetter Hamilton kommt am besten weg, Rosberg verliert ein paar Meter, kann aber Platz zwei vor Massa behaupten.
Kimi Räikkönen bremst in der ersten Kurve für Ferrari-Teamkollege Vettel, wird von hinten von Carlos Sainz (Toro Rosso) angeschubst...
... und löst damit eine Kettenreaktion aus, weil allen dahinter der Platz ausgeht. Sainz übersieht dabei Pastor Maldonado und verpasst dem Lotus-Crashpiloten unbeabsichtigt einen Rempler.
Das bedeutet das Aus für Maldonado (und seinen Teamkollegen Romain Grosjean, der wegen eines technischen Problems fast zeitgleich an der Box aufgibt) ...
... und die Weltpremiere für das neue Safety-Car mit unserem Kolumnisten Bernd Mayländer am Steuer. In der vierten Runde wird das Rennen wieder freigegeben.
Großer Gewinner der Startphase: Der vermeintliche Paydriver-Rookie Felipe Nasr (Sauber) überholt erst Sainz (dessen Frontflügel-Endplatte beschädigt ist) und taucht plötzlich auf Position fünf auf, vor Daniel Ricciardo (Red Bull). Der Lokalmatador, im Vorjahr (bis zur Disqualifikation) noch Zweiter, soll später noch überrundet werden.
Etwas weiter hinten kämpft Jenson Button (McLaren) beherzt gegen den letzten Platz. Aber selbst sein ehemaliger Teamkollege Sergio Perez (Force India) kann schneller, und so schert dieser beim Anbremsen der dritten Kurve aus. Aber Button lässt nicht locker, ...
... sodass Perez innen der Platz ausgeht, er sich dreht und ins Kiesbett muss. Die paar verlorenen Sekunden sind aber schnell aufgeholt, Button später im Rennen nur noch Kanonenfutter. Und Perez gewinnt als Vorletzter immerhin einen WM-Punkt.
Auch für Räikkönen geht das Drama weiter: Beim (frühen) ersten Boxenstopp klemmt das linke Hinterrad, was wertvolle Sekunden kostet. Scheint ein italienisches Syndrom zu sein, denn der Toro-Rosso-Crew unterläuft später bei Sainz genau das gleiche Missgeschick.
Aber zumindest eine Seite der Ferrari-Box hat Grund zur Freude: Vettel verliert zwar zunächst Massas Williams aus den (DRS-)Augen, profitiert aber vom späteren Boxenstopp, geht beim Reifenwechsel am Brasilianer vorbei und fährt von da an sicher dem ersten Podium für die Scuderia entgegen.
An der Spitze zieht der Silberpfeil-Express trotz schaumgebremster Motoren einsam seine Kreise. Rosberg hat teilweise fast fünf Sekunden Rückstand auf Hamilton, kommt jedoch immer wieder näher. Aber der Weltmeister hat alles im Griff und kann das Tempo jedes Mal mühelos verschärfen, wenn es notwendig ist.
Aus für den jüngsten Formel-1-Piloten aller Zeiten in der 33. Runde: Max Verstappens Toro Rosso gibt den Geist auf, somit keine (sicher scheinenden) WM-Punkte beim Grand-Prix-Debüt. Aber der 17-Jährige trägt's mit Fassung: "War nicht meine Schuld."
Das Räikkönen-Drama geht weiter: Wieder klappt links hinten der Boxenstopp nicht, diesmal schickt Ferrari den Finnen aber mit losem Rad auf die Strecke. Räikkönen muss aufgeben - und hat Glück im Unglück, weil ihm die FIA trotz "unsafe release" wenigstens keine Strafe für Malaysia aufbrummt.
Zweiter Sieg in Melbourne für Hamilton nach seinem ersten Weltmeister-Jahr 2008, 1,4 Sekunden vor Rosberg, mehr als eine halbe Minute vor Vettel. Spätestens jetzt ist klar: Mercedes fährt auch 2015 in einer eigenen Liga.
Bei der Siegerehrung gratuliert niemand geringerer als Arnold Schwarzenegger - und der überraschte Hamilton ("I'll be back!") scherzt: "Ich hatte gedacht, du bist größer!" Kleiner Randaspekt: Das Sauber-Team, im Rechtsstreit mit Giedo van der Garde noch vor ein paar Tagen mit dem Rücken zur Wand, verlässt Melbourne sensationell als WM-Dritter.