Nicht jede WM-Saison beginnt direkt mit einem Erfolgserlebnis - Wir blicken auf die Formel-1-Weltmeister zurück, die mit einer Nullnummer ins Jahr gestartet sind ...
Alberto Ascari (1952): Der erste Fall in der Geschichte ist gleich ein kleiner Sonderfall. Denn der Italiener tritt zum ersten Rennen in der Schweiz gar nicht an! Beim Indy 500, das damals zur WM zählt, fällt er beim zweiten Saisonlauf auch noch aus. Die restlichen sechs Rennen gewinnt Ascari aber allesamt, was locker zum Titel reicht.
Jack Brabham (1960): "Black Jack" legt den schlechtesten Saisonstart eines Weltmeisters aller Zeiten hin! Beim ersten Saisonrennen in Argentinien scheidet er aus, beim zweiten in Monaco wird er disqualifiziert, am dritten in Indianapolis nimmt er gar nicht erst teil. Macht null Punkte nach drei Rennen - aber am Ende trotzdem den Titel.
Jim Clark (1963): Obwohl Clark beim Auftakt in Monaco nicht die Zielflagge sieht, legt er mit 54 von 54 möglichen Punkten eine perfekte Saison hin. Möglich machen es die Streichresultate, denn von den zehn Saisonrennen gehen damals lediglich sechs in die WM ein. Und das sind in Clarks Fall sechs Siege! Das Monaco-Aus spielt keine Rolle.
John Surtees (1964): Apropos Streichresultate: Die machen es möglich, dass Surtees ein Jahr später Weltmeister wird. Der Brite scheidet zwar beim Auftakt in Monaco und sogar in drei der ersten vier Rennen aus. Doch obwohl Graham Hill in der Theorie einen Zähler mehr holt, gewinnt Surtees am Jahresende mit einem Punkt Vorsprung den Titel.
Jack Brabham (1966): Und noch einmal der Australier! Auch bei seinem dritten und letzten WM-Titel scheidet Brabham erneut beim Auftakt in Monaco aus. Trotzdem schreibt er am Ende des Jahres Geschichte und schafft es als erster und bis heute einziger Fahrer, in einem selbst konstruierten Wagen Weltmeister zu werden.
Jochen Rindt (1970): Historisch wird es auch 1970 wieder, als Rindt am Ende des Jahres als bislang einziger Fahrer in der Formel-1-Geschichte posthum Weltmeister wird. Dabei scheidet er zu Beginn des Jahres in drei der ersten vier Rennen aus, unter anderem beim Auftakt in Südafrika. Vier Siege in Serie sichern ihm danach aber den Titel.
Emerson Fittipaldi (1972): Der Brasilianer erwischt keinen guten Start in sein erstes WM-Jahr. Beim Auftakt in Argentinien scheidet er aus. Dafür fährt er in acht der folgenden neun Rennen aufs Podium und sichert sich den Titel so bereits zwei Rennen vor Schluss. Und apropos Fittipaldi ...
Emerson Fittipaldi (1974): Auch beim zweiten Titel geht zunächst alles schief! Zwar sieht er beim Auftakt in Argentinien dieses Mal die Zielflagge. Für Rang zehn mit einer Runde Rückstand gibt es nach einem Problem aber wieder keine Punkte. Am Ende des Jahres ist es auch deutlich enger: Den Titel gewinnt er erst beim Finale in den USA.
James Hunt (1976): Noch enger ist es zwei Jahre später, als Hunt den Titel am Ende mit nur einem Vorsprung Zähler vor Niki Lauda gewinnt. Dabei scheidet Hunt in gleich vier der ersten sechs Rennen aus, darunter beim Auftakt in Brasilien. Den Titel gewinnt er später beim legendären Finale in Japan, bei dem Lauda vorzeitig aussteigt.
Niki Lauda (1977): Ein Jahr später ist es der Österreicher selbst, der nach einem Ausfall beim Auftakt in Argentinien am Ende noch Weltmeister wird. Typisch Lauda: Weil er am Jahresende bereits zwei Rennen vor Ende als Weltmeister feststeht, geht er in Kanada und Japan gar nicht mehr an den Start ...
Jody Scheckter (1979): Der Südafrikaner wird zwei Jahre später trotz eines Ausfalls beim Auftakt in Argentinien ebenfalls Weltmeister für Ferrari. Was damals noch niemand ahnt: Er soll für mehr als 20 Jahre der letzte Champion der Scuderia sein. Erst 2000 erlöst ein gewisser Michael Schumacher die Italiener ...
Niki Lauda (1984): Noch einmal der Österreicher! Bei seinem dritten und letzten WM-Titel sieht Lauda in drei der ersten vier Rennen nicht die Zielflagge, darunter beim Auftakt in Brasilien. Am Ende gibt es die engste Entscheidung der Geschichte: Lauda gewinnt den Titel mit einem halben Punkt Vorsprung auf seinen Teamkollegen Alain Prost.
Alain Prost (1986): Ebenfalls eng ist es zwei Jahre später. Prost fällt beim Auftakt in Brasilien aus, wird am Ende des Jahres aber trotzdem Weltmeister. Den Titel entreißt er im Saisonfinale Nigel Mansell, der als WM-Leader mit sechs Punkten Vorsprung nach Australien reist - dort allerdings ausfällt.
Ayrton Senna (1988): Das erste seiner drei WM-Jahre beginnt mit einer Disqualifikation! Der Brasilianer steht bei seinem Heimrennen auf Pole, doch in der Aufwärmrunde geht sein Auto kaputt. Senna nimmt das Rennen mit dem Ersatzwagen auf, doch das ist verboten. Auch er gewinnt den Titel am Ende dank der Streichresultate.
Jacques Villeneuve (1997): Nach Sennas Titel dauert es fast zehn Jahre, bevor ein Pilot nach einer Nullnummer beim Auftakt am Jahresende noch Weltmeister wird. Der Kanadier scheidet in Melbourne nach einer Kollision gleich in der ersten Kurve aus. Beim legendären Finale in Jerez entreißt er Michael Schumacher den Titel trotzdem noch.
Mika Häkkinen (1999): Streichresultate gibt es 1999 nicht mehr, doch trotzdem wird der Finne am Ende mit fünf Ausfällen in 16 Rennen Weltmeister! Dabei profitiert er unter anderem davon, dass sich sein großer Rivale Michael Schumacher Mitte des Jahres verletzt. Den Titel holt er schließlich mit zwei Punkten Vorsprung vor Eddie Irvine.
Lewis Hamilton (2014): Beim Start in die neue Hybridära sehen lediglich 13 Piloten die Zielflagge. Auch der spätere Weltmeister scheidet mit einem Defekt aus. Es ist schon etwas Ironie dabei, dass Hamilton später nicht nur Weltmeister 2014 sondern der mit Abstand erfolgreichste Fahrer der kompletten Hybridära werden soll ...
Max Verstappen (2022): Der Niederländer startet als amtierender Champion in die Saison - und scheidet in zwei der ersten drei Rennen aus. Auch gleich beim Auftakt in Bahrain sieht er die Zielflagge nicht. Am Ende des Jahres stellt er mit 15 Saisonsiegen dennoch einen neuen Rekord auf und wird so natürlich auch zum zweiten Mal Weltmeister.
Sonderfall - Juan Manuel Fangio (1956): Der Argentinier taucht trotz eines Ausfalls beim Auftakt 1956 nicht in unserer regulären Liste auf. Warum? Weil er zwar ausscheidet, anschließend aber das Auto von Luigi Musso übernimmt, was damals erlaubt ist. So scheidet Fangio aus, gewinnt das Rennen aber gleichzeitig auch und punktet damit.