Einige Teams haben auf dem Transfermarkt Nägel mit Köpfen gemacht, andere suchen noch nach Piloten: Wie die Formel 1 2015 personell aussehen wird
Caterham: Beim derzeit letztplatzierten Team der Formel 1 wird die Fahrerfrage wohl erst gegen Saisonende oder gar im Winter geklärt. Marcus Ericsson besitzt gute Chancen, weil er a) noch keine größeren Fehler gemacht hat und b) jede Menge Sponsorengeld aus Schweden mitbringt. Kein Thema für 2015 sind Andre Lotterer und Kamui Kobayashi. Schon eher die Herren Roberto Merhi und Carlos Sainz jun. Denn die bringen sowohl Talent als auch das erforderliche Begleitpackage mit.
Sauber: Zwischen Adrian Sutil und dem Team hat die Chemie in der schwierigen ersten Saisonhälfte nicht immer gestimmt, aber beide Seiten versichern überzeugend, dass sie den auch noch für nächstes Jahr laufenden Vertrag einhalten werden. Esteban Gutierrez besitzt solange gute Chancen, wie er aus Mexiko finanziell unterstützt wird. Mögliche Alternativen: Testfahrer und Paydriver Giedo van der Garde sowie der mit russischen Investoren gesegnete Sergei Sirotkin. Nach Finanzkapriolen äußerst unwahrscheinlich: Simona de Silvestro. Oder natürlich jeder talentierte junge Fahrer aus GP2 oder Formel Renault 3.5, der das nötige Kleingeld mitbringt. Aber das gilt für alle kleineren Teams.
Marussia: Jules Bianchi wird wohl kaum schon 2015 ins Cockpit zurückkehren - wenn überhaupt. Max Chilton macht keinen schlechten Job und bringt immer noch gutes Geld mit. Tester Alexander Rossi wäre in Belgien beinahe zu seinem Grand-Prix-Debüt gekommen. Für 2015 ist noch alles offen, allen voran wenn der Mann mit dem Geldkoffer klopft.
Lotus: Pastor Maldonado hat 2014 schon so viel Mist gebaut, dass er bei besseren Teams wohl nicht mehr willkommen ist. Seine PDVSA-Geldbörse könnte ihm aber durchaus ein weiteres Jahr beim Lotus-Team sichern. Romain Grosjean würde am liebsten wechseln - könnte aber am Ende ohne Alternativen bleiben. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Toro Rosso: Bei den "Jungbullen" ist nach dem Aufstieg Daniil Kwjats zu Red Bull nur klar, dass Jungstar Max Verstappen (16) kommt. Jean-Eric Vergne (24) darf sich schon mal einen Platz im Seniorenheim aussuchen, wenn Topfavorit Carlos Sainz Jun. seinen Vertrag bekommt. Au0enseiterchancen hat vielleicht auch DTM-Leihpilot Antonio Felix da Costa.
McLaren: Jenson Button ist im Team beliebt, hat seine besten Jahre aber hinter sich. Kevin Magnussen steht noch davor. Nur: Eric Boullier würde mit Unmengen an Honda-Millionen am liebsten einen Superstar holen und seit dem Vettel-Wechsel zu Ferrari ist Fernando Alonso dafür wie geschaffen. Dem Spanier und angeblich auch Lewis Hamilton liegen unverschämt hohe Vertragsangebote vor. Sollte sich keiner dieser Stars (genau wie Vettel) ködern lassen, dann könnte alles beim Alten bleiben. Dass McLaren neben Magnussen mit Stoffel Vandoorne einen zweiten Junior in die Formel 1 holt, gilt im ersten Honda-Jahr als ausgeschlossen.
Williams: In Monza machten die Briten Nägel mit Köpfen und bestätigten seine aktuelle Fahrerpaarung. Warum auch nicht? Valtteri Bottas fährt sich gerade in die Herzen des Teams, liefert Ergebnisse und stellt Felipe Massa klar in den Schatten. Trotzdem hatten sich Ferrari & Co. noch nicht bei ihm gemeldet. Massa hat einen guten Speed und noch mehr Erfahrung.
Ferrari: Die Sensation ist nicht offiziell, aber sicher. Sebastian Vettel kommt. Die Frage ist nur, wer sein Teamkollege wird. Kimi Räikkönen ist so launisch, dass er jederzeit das Handtuch werfen kann und laut dem designierten Präsidenten Sergio Marchionne auch keine sichere Bank. Nach dem Unfall Jules Bianchis und der Bindung Nico Hülkenbergs seitens Force India gehen der Scuderia aber auch die Alternativen aus.
Red Bull: Bei Red Bull ist alles klar, auch wenn eine Personalie für Kinnladen auf der Asphaltdecke sorgte: Daniel Ricciardo ist billig, enorm schnell und nach drei Grand-Prix-Siegen eine heiße Zukunftsaktie, zudem langfristig an Red Bull gebunden. Mit Daniil Kwjat steigt ein 20-jähriger Russe nach nur einem Jahr in der Formel 1 zum Topteam auf.
Mercedes: Rein vertraglich steht eigentlich fest, dass Nico Rosberg und Lewis Hamilton weitermachen werden. Aber nach Belgien ist die Frage berechtigt, ob diese Fahrerpaarung im Hinblick auf 2015 nicht viel zu explosiv ist? Gut möglich, dass der Vize geht, wenn der andere Weltmeister wird. Dann (und nur dann) wäre etwa die Paarung Hamilton/Alonso denkbar.
Fazit: Mit Sebastian Vettels Wechsel zu Ferrari ist ein Dominostein gefallen, der alles ins Rollen gebracht hat. Jetzt ist die Frage, was Fernando Alonso sowie Kimi Räikkönen unternehmen und wer bei McLaren am Honda-Haken hängt. Bei den kleinen Teams ist Geld (neben Talent, das sowieso vorausgesetzt wird) der wichtigste Faktor.