Was in Russland sonst noch geschah: Privatjet-Sharing, schöne Frauen, Putin und die Perez-troika
Twitter-Watch bei Lewis Hamilton: Bevor's im Privatjet nach Moskau geht, macht der schillerndste Superstar der Formel 1 noch einen Abstecher zur Fashion-Week nach Paris. Dort trifft er nach der Chanel-Darbietung auf Karl Lagerfeld - eine "Ikone", die Hamilton seit langem sehr bewundert.
Weiter zum Fotoshooting nach Moskau, mit Supermodel Elena Perminowa, dem "russischen Aschenputtel" (Copyright: 'Gala'). Perminowa wurde 2007 wegen Drogenhandels verhaftet - und vom milliardenschweren Oligarchen Alexander Lebedew aus dem Gefängnis geholt. Heute sind die beiden verheiratet, und Lebedew ist in seiner Heimat Persona non grata. Wegen Drohungen des russischen Geheimdienstes FSB flüchtete er aus Russland. Wladimir Putin lässt grüßen.
In wirtschaftlichen harten Zeiten haben Ideen wie Car-Sharing Hochkonjunktur. Und für Herren mit einem etwas dickeren Geldbeutel darf's dann auch schon mal Privatjet-Sharing sein. Was den weiblichen Beobachtern vor Sotschi auffällt: Nico Rosberg könnte mal wieder einen Haarschnitt vertragen.
In Sotschi angekommen, macht sich Lokalmatador Daniil Kwjat im Bolschoi-Eispalast für seinen Heim-Grand-Prix warm. Das klappt besser als bei der "Sborna ja". Die hat bei den Olympischen Spielen 2014 nicht das fest eingeplante (wichtigste) Gold geholt, sondern scheiterte schon im Viertelfinale an Finnland.
Bis Ende Oktober, so Dietrich Mateschitz, hat Christian Horner noch Zeit, einen konkurrenzfähigen Motor für 2016 zu finden, sonst zieht Red Bull den Stecker. Horners Verzweiflung treibt ihn nun sogar zu Bernie Ecclestone, dessen Trauzeuge er bei der Hochzeit mit Fabiana im Jahr 2012 war. Aber der Formel-1-Boss kann nicht helfen: "Ich bin kein Motorenhersteller."
Die wirklich wichtigen Entscheidungen treffen bei Red Bull andere. Helmut Marko zum Beispiel - aber auch der ist bei seinem Frühstücks-Kumpel Niki Lauda schon abgeblitzt. Marko hatte übrigens nach Suzuka Laudas Angebot, in dessen Privatflieger mitzukommen, dankend abgelehnt: "Er hat gesagt, mit uns zwei Trotteln, also Toto und mir, fliegt er nicht mehr. Plötzlich ruft er eine Woche vor Sotschi an und meint: 'Nach Sotschi fliegen ist schon kompliziert. Kann ich mitfliegen?'" Oder, wie man in Österreich sagt: In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Weil Lieblingskollege Florian König statt der Formel 1 in Sotschi das EM-Qualifikationsmatch gegen Georgien moderiert, steht Lauda übrigens für RTL nicht zur Verfügung. Ersatz ist rasch gefunden: Timo Glock, inzwischen für BMW in der DTM am Start, überzeugt als ebenso sympathischer wie kompetenter Experte.
Die Funksprüche von "Samurai" Fernando Alonso ("GP2-Motor", "Ich liebe deinen Humor") erlangen gerade Kultstatus. Davon, seinen 250. Grand Prix zu feiern, lässt er sich aber nicht abbringen - obwohl er in Indianapolis 2005 genau genommen nicht am Start war.
Und wenn Alonso ruft, dann kommen sie alle - mit Ausnahme der beiden Mercedes-Stars, die sich wegen eines wichtigen Termins entschuldigen lassen. Selbst schuld: Alle anderen Gäste bekommen leckere Samurai-Kekse.
Ein anderer Spanier stiehlt Alonso in Sotschi die Show: Carlos Sainz, nach seinem Horror-Crash am Samstagmorgen eine Viertelstunde lang ohne Funkkontakt lebendig unter den TecPro-Barrieren begraben, sieht das Qualifying nur vom Krankenhausbett aus. Und kündigt da schon (via Twitter) an: Ich will das Rennen unbedingt fahren!
Was er auch tut: Sainz gibt am Sonntagmorgen, nach dem finalen medizinischen Check, eine vielbeachtete Pressekonferenz, fährt im Rennen schon in den Punkterängen, ehe er abfliegt - wieder in Kurve 13! "Wenn wir heute ins Ziel gekommen wären", schmunzelt er später, "wären wir Helden geworden." Und er gibt zu: Am Anfang war ihm noch ein bisschen schwindlig.
Er ist wieder da: Nein, nicht Adolf Hitler (frei nach Timur Vermes), sondern Wladimir Putin lässt es sich auch im zweiten Jahr der Formel 1 in Russland nicht nehmen, mit Bernie Ecclestone das Rennen zu schauen und ein bisschen zu smalltalken. Putin ist übrigens der beste Nettozahler des Grand-Prix-Zirkus. Gut 50 Millionen Euro jährlich überweist er, um in Sotschi eineinhalb Stunden lang Autos im Kreis fahren zu sehen. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Auch sonst wird in Sotschi nicht gekleckert: Das Vorprogramm kann durchaus mit der Eröffnungsfeier von Olympischen Spielen mithalten, ...
... und wenn Herr Hamilton wünscht, dass die Grid-Girls zur Sieger-Pressekonferenz kommen, dann wird ihm dieser Wunsch natürlich erfüllt. Senor Perez sagt zu FIA-Sprecher Matteo Bonciani (der großgewachsene Frauenheld im weißen Hemd): "Genieß es, Matteo!" Hamilton scherzt: "Das ist die beste Pressekonferenz aller Zeiten."
Wenn man selbst nur Englisch spricht und die Worte "and now a few words in your own language" hört, dann greift man zum Handy und zeichnet ein Facebook-Video auf. Und was bedeutet eigentlich der Zeigefinger, Lewis?
Sebastian Vettel vermutet: Ihr könnt nachher alle mit Lewis aufs Zimmer gehen. Viel Spaß!
So aufregend Sotschi auch sein mag und so modern und sympathisch die Anlagen auch gestaltet wurden, so drückt das viele Grau im Paddock doch ein wenig aufs Gemüt. Oder, wie es ein Kollege von der 'Bild'-Zeitung ausdrückt: "Ein paar lebensbejahende Farben hätten dem Fahrerlager jetzt nicht geschadet."
Perez-troika in Sotschi: Wenn sich die kaltblütigen Finnen gegenseitig in die Karre fahren, lacht der heißblütige Mexikaner. "Das ist gerade die beste Zeit meiner Karriere", jubelt der Force-India-Fahrer - und freut sich auf seinen bald bevorstehenden Heim-Grand-Prix.
Oder meinte "Checo" am Ende gar den sympathischen Besuch in der Box? Die russische Leichtathletin Darja Klischina kann zwar über sieben Meter weit springen, hat aber keine Ahnung davon, wie ein Formel-1-Auto funktioniert. Erklärt man doch gern.
Hoher (oder besser: schöner) Besuch auch bei Williams: Das israelische Model Bar Refaeli kommt aber wirklich nur als Fan, ist schließlich frisch verheiratet. Tut den Fahrern auch nicht weiter weh: Felipe Massa ist glücklicher Familienvater, und Valtteri Bottas hat seiner Emilia (einer finnischen Olympia-Schwimmerin) gerade via Twitter rührend alles Gute zum Geburtstag gewünscht.
Weil die Disqualifikation von Kimi Räikkönen auf sich warten lässt, bleiben die bereits gedruckten Konstrukteurs-Weltmeister-Shirts noch im Karton. Aber als die Mercedes-Crew am Flughafen erfährt, dass der erste Titel 2015 am grünen Tisch eingetütet ist, wird an der Flughafen-Bar kurzerhand eine WM-Party improvisiert. Wir vermuten: Zur eigentlichen Feier in Brackley am Montagabend kommt der eine oder andere nicht mit 0,0 Promille...
Und auch beim Privatjet-Sharing (ja, auch beim Heimflug) wird wohl das eine oder andere Bierchen getrunken. Wir notieren zwei Dinge. Erstens: Warum gebt ihr Adrian Sutil einen spitzen Gegenstand in die Hand? Und zweitens: Nico Rosberg war noch immer nicht beim Friseur.
Was in Russland sonst noch geschah: Privatjet-Sharing, schöne Frauen, Putin und die Perez-troika