How you doin'? Was in den USA sonst noch geschah: Hamiltons Party, Rosbergs Frust und die Sintflut...
Es sollte das Wochenende des Lewis Hamilton werden, und er beginnt es - wie so oft - mit Twitter-Einblicken in sein Privatleben. Zum Beispiel ins Cockpit seiner Bombardier-Challenger 605 beim Landeanflug auf Austin.
Erster Termin: Kartfahren mit Kids. "Es war das erste Mal, dass ich gegen einen schwarzen Jungen gefahren bin", grinst Hamilton. "Als er mich überholt hat, war es so, als würde ich mich selbst überholen sehen..."
Auch wenn er sonst am liebsten Hollywood-Stars und Hip-Hop-Produzenten die Hand schüttelt - wenn Kinder auftauchen, nimmt sich Hamilton immer Zeit. Oder, wie es Ernst Hausleitner vom österreichischen Fernsehen ausdrückt: "Lassen Sie sich von seinem Gangsta-Rapper-Gehabe nicht täuschen - ich sage ihnen, dieser Bursche trägt das Herz am rechten Fleck."
Was ihn nicht daran hindert, Wert auf sein stylisches Äußeres zu legen. So müssen es für den US-Grand-Prix natürlich sündteure Kopfhörer und ein speziell designtes Cap sein. "Das ganze Jahr die gleiche Kappe zu tragen, finde ich nicht cool", erzählt Hamilton. "Also habe ich viele einzigartige Kappen für die Saison designt."
So ist es also, dreimaliger Weltmeister zu sein! "Rekorde haben mich nie interessiert", sagt Hamilton, als zehnter Fahrer der Formel-1-Geschichte Mitglied im elitären Drei-Titel-Club. "Ich wollte immer nur so sein wie Ayrton." Den nackten Zahlen nach hat er den großen Senna inzwischen knapp übertrumpft.
Die ausgelassene WM-Party am Circuit of The Americas: An so einem Tag darf selbst ein Formel-1-Weltmeister mal einen kräftigen Schluck Schampus nehmen...
... oder einfach irgendjemandem um den Hals fallen. Und wenn man Lewis Hamilton heißt und gerade Formel-1-Weltmeister geworden ist, dann wird man beim Jubeln eben ständig von dutzenden Kameras begleitet.
Die Plastik-Pokale der Grand-Prix-Sponsoren sind Hamilton seit jeher ein Dorn im Auge. Ein Glück, dass es in Austin noch richtige Silberware gibt. Und beim Blick auf die heiß ersehnte Trophäe scheint er den Trubel rundherum für ein paar Sekunden ganz hinter sich liegen zu lassen.
"Nico, Nico!" Den Verlierer des Wochenendes und der Saison 2015 psychologisch wieder aufzurichten, weiß Sportchef Toto Wolff, wird ein hartes Stück Arbeit. Die Mercedes-Crew beginnt sofort nach der WM-Entscheidung damit und feiert die Nummer 2 mit aufmunternden Sprechchören, ...
... was dann offenbar auch Wirkung zeigt. Zumindest lässt es Rosberg schon ein paar Stunden nach der Zieldurchfahrt in einer Bar in Austin richtig krachen, übrigens gemeinsam mit seinem angeblichen Intimfeind Hamilton. Und schmettert Bon Jovis alten Klassiker "Livin' on a Prayer".
Währenddessen sind die Herren Wolff und Lauda längst über alle Berge und auf dem Weg nach Miami, wo sie vor Mexiko einen Zwischenstopp einlegen. Ihre 40 Prozent Anteile am Mercedes-Team wären nach zwei WM-Titeln zum Beispiel bei einem Börsengang Gold wert. Think about it, Toto! Bei Williams hat er's ja schon vorgemacht...
Und was war in Texas sonst noch los? Sonnyboy Daniel Ricciardo, auch 2015 standesgemäß mit Goatee, macht vor dem Grand Prix ein Schnellpraktikum in einem Food-Truck. Thema: Texanisch-Koreanisch. "Es war ziemlich heiß da drin", sagt er, "aber die leckeren Aromen machen das wett. Hat Spaß gemacht!"
Von vielen fast unbemerkt: Einst von der (inzwischen schon wieder aufgelösten) Teamvereinigung FOTA eingeführt, findet in Austin nach längerer Zeit wieder ein Fan-Forum statt. Dabei haben die Formel-1-Interessierten im Publikum Gelegenheit, direkt mit den Protagonisten in Kontakt zu treten und Fragen zu stellen.
Der Job kann erbarmungslos sein: Bei frischen 15 Grad immer noch gut aussehen zu müssen und freundlich zu lächeln, obwohl die Shorts kürzer sind als die durchschnittliche Renndistanz von Pastor Maldonado, das ringt uns Respekt ab, ...
... wie übrigens auch der Durchhaltewille der Fans, die am Samstag stundenlang mit ebenso lustigen wie sinnlosen Aktionen unterhalten werden - und am Ende völlig durchnässt nach Hause gehen müssen, ohne eine Minute Qualifying gesehen zu haben.
Traumjob Formel-1-Fotograf? Vielleicht nochmal gut drüber nachdenken...
Faustregel: Wenn man vom Media-Center aus das andere Ende des Paddocks nicht mehr sehen kann, dann sollte die Session vielleicht abgesagt werden. Denkt sich die FIA und cancelt nach dem zweiten Freien Training auch das (Samstags-)Qualifying.
Von ihm prallt das alles ab: "Friends"-Star Matt "Joey" LeBlanc ist begeisterter Formel-1-Fan und in Austin inzwischen Stammgast. Hier mit Lotus-Pressesprecher Andy Stobart. How you doin', guys? And see you next year, back in Texas!