Wie die Rennställe im Fahrerlager residieren
Red Bull verleiht ja bekanntlich Flügel. Und die "Energy Station" ist gewissermaßen der Airbus A380 unter den Motorhomes im Fahrerlager der Formel 1. Gleich für zwei Teams ist es die erste Anlaufstelle: Hier logieren sowohl Sebastian Vettel und Mark Webber von Red Bull, aber auch Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne von Toro Rosso. Und das auf drei Etagen, Dachterrasse inklusive. Über 20 Helfer brauchen rund zwei Tage, um das Motorhome-Monstrum aufzubauen. Angeliefert wird es auf neun Trucks. Die klare Nummer eins im Fahrerlager!
Etwas traditioneller, aber nicht minder schmuck präsentiert sich Ferrari: Auf drei Stockwerken (und in zwei separaten Gebäuden) treffen sich Fahrer, Ingenieure, Medienvertreter sowie Gäste von Partnern und Sponsoren von Donnerstag bis Sonntag zum Stelldichein im Fahrerlager. Von der Aussichtsplattform in der obersten Etage hat Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo alles genau im Blick - auch die Konkurrenz.
Alles blitzt und blinkt: Im Fahrerlager setzt McLaren mit einem verspiegelten Motorhome den Glanzpunkt der Formel 1. Natürlich ebenfalls dreistöckig. Und ein bisschen erinnert der Chrom-Block an das McLaren Technology Centre am Stammsitz des Teams im britischen Woking. Gemein hat es damit auf jeden Fall Eines: Auf eine lupenreine Optik wird großen Wert gelegt. Übrigens genau wie in der McLaren-Box. Auch dort müsste man Staub mit der Lupe suchen...
In dieser Liga der Super-Motorhomes kann Lotus nicht ganz mitspielen. Zwei Lastwagen links und rechts, dazwischen zwei überdachte Konstruktionen mit zentralem Zugang. Fertig ist das Motorhome von Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Es wirkt angesichts der Prachtbauten der Konkurrenz fast ein ein bisschen fehl am Platze.
Auch bei Mercedes gibt es mehrere Stockwerke und die scheinbar obligatorische Aussichtsplattform auf dem Dach. Das aus 16 Modulen bestehende Motorhome wird auf 16 Trucks angeliefert. Der Aufbau gestaltet sich Formel-1-verdächtig schnell: Das Team braucht dafür nur etwa eineinhalb Tage. Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben im Inneren ihre eigenen kleinen Zimmer, wo sie sich frisch machen und auf ihre Arbeit im Rennwagen vorbereiten können.
Aus Sauber wurde erst BMW, dann wieder Sauber. Geblieben ist das Motorhome. Und da ist einfach alles dran und drin: Parkettboden, über 30 Flachbildschirme und sogar zwei Duschen für die Fahrer. Überspannt wird die Konstruktion übrigens von einem Zeltdach aus Goretex. Insgesamt weist das Motorhome eine Grundfläche von 400 Quadratmetern auf.
Ist das hier etwa das Taj Mahal? Nein, nicht ganz. Aber das Motorhome des indischen Formel-1-Rennstalls von Vijay Mallya. Hier residieren Paul di Resta und Adrian Sutil. Ganz nach gängigem Formel-1-Standard natürlich auf mehreren Stockwerken und, Sie ahnen es schon, mit einer Aussichtsplattform auf dem Dach. Doch Obacht: Bei Force India stehen Sie selbst dort oben nicht im Regen - über allem hängt nämlich ein großes Dach.
Traditionell und kompakt haust das Williams-Team im Fahrerlager der Formel 1. Dem privaten Rennstall liegt wohl nichts an einer pompösen Präsenz abseits der Strecke. Es ist das Modell Lotus, aber eine Nummer kleiner: Zwei Trucks, dazwischen der Bereich für Fahrer, Teammitglieder und Medien. Ein bisschen "abgehoben" wirkt das Motorhome aber trotzdem - oder machen das nur die blau verspiegelten Fenster? Abgespaced!
Und jetzt zu den jüngsten Teams im Formel-1-Feld. Den Anfang macht Caterham. Der Rennstall von Tony Fernandes gewinnt aber weder den Preis für das größte noch für das hübscheste Motorhome im Fahrerlager. Immerhin: Funktional ist es. Und es trägt seine Bezeichnung völlig zurecht. Denn so haben die Motorhomes bis vor wenigen Jahren noch überall im Fahrerlager ausgesehen. Bis die Paläste Einzug hielten...
Ein Zwischending ist das Zuhause von Marussia. Kein riesiger Tempel wie bei Red Bull, aber auch kein Mini-Motorhome wie das von Caterham. Im direkten Duell der "Hinterbänkler" punktet die Mannschaft aus Großbritannien also klar. Auch wenn es bei Marussia im Vergleich zu den anderen Teams ein bisschen beengter zugeht.
Das schiere Größe nicht alles sein muss, beweist der Automobil-Weltverband (FIA): Ist Präsident Jean Todt zu Gast, geht er in diesem Motorhome ein und aus. Wohlgemerkt: auf nur einer Etage...
Recht bescheiden haust auch das Formula One Management (FOM) im Fahrerlager der Formel 1. Die Verantwortlichen verzichten auf einen Prachtbau, machen es sich lieber in Truck und Vorbau gemütlich.
Und zum Schluss noch der Reifenhersteller: Pirelli hat ein in seinen Motorsport-Farben gehaltenes Motorhome, das den Vergleich zu den Formel-1-Teams nicht zu scheuen braucht. Pirelli hat aber auch keine Konkurrenz: Sie sind der alleinige Lieferant in der Königsklasse.
Wie die Rennställe im Fahrerlager residieren