1977-1988
Turbomotoren in der Formel 1. Das gab es doch schon einmal! Allerdings, und zwar vor einigen Jahrzehnten. Zur Saison 2014 kehren Kompressions-Triebwerke in die Königsklasse zurück. Zur Einstimmung darauf blicken wir in dieser Fotostrecke auf die erste Turbo-Ära in der Formel 1 zurück. Gehen Sie mit uns auf eine Zeitreise in die späten 1970er-Jahre, als die Ingenieure von Renault mit einem damals neuen Formel-1-Motorenkonzept aufwarteten...
Ab 1976 hatte das französische Renault-Team bereits mit Turbomotoren experimentiert und dabei auch bei Testfahrten für Aufsehen gesorgt. Es dauerte jedoch bis zum Großen Preis von Großbritannien 1977, bis erstmals ein Formel-1-Auto mit Turbomotor an den Start ging. Dieser kann jedoch durchaus als "holprig" bezeichnet werden: Nach etlichen technischen Problemen im Training gelang dem Renault RS01 zwar mit 1,6 Sekunden Rückstand als 21. die Qualifikation. Doch im Rennen rollte Jean-Pierre Jabouille - zwischenzeitlich lag er an 16. Stelle - mit defektem Turbolader aus.
Und hier sehen wir, was sich beim ersten Renault-Turbo-Einsatz unter der Motorhaube befunden hat. Bei anfangs 2,5 bar Ladedruck leistete dieser Formel-1-Turbomotor etwa 550 PS. Doch die Entwicklung stand erst am Anfang und Renault legte alsbald nach. "Um 30 bis 50 PS pro Jahr", wie es der damalige Projektleiter Bernard Dudot später formulierte.
Knapp zwei Jahre nach dem Debüt des Turbomotors stellte sich der erste große Erfolg ein - und das ausgerechnet beim Renault-Heimrennen in Dijon, beim Großen Preis von Frankreich 1979. Jean-Pierre Jabouille siegte im Renault RS10 und machte den 1,5-Liter-Turbomotor zu einem echten Siegerkonzept. Randnotiz: Eben dieses Rennen ist vor allem für das Duell zwischen Rene Arnouox und Gilles Villeneuve berühmt!
Wieder wagen wir den Blick unter die Haube. Und siehe da: Beim Premierensieg des Renault-Motors steckte schon ein Biturbo im Auto. Mit diesem System gelang es dem französischen Hersteller, das zunächst eklatante "Turboloch" entscheidend zu reduzieren. Ein wichtiger Schritt bei der Konkurrenzfähigkeit des Turbomotors.
Die Entwicklungen von Renault riefen alsbald die Konkurrenz auf den Plan. Schon in den späten 1970er-Jahren experimentierte auch Ferrari mit einem Turbomotor, doch erst im Training zum Großen Preis von Italien 1980 wurde dieses Triebwerk einem ersten Test unterzogen. In Imola bestritt Gilles Villeneuve (Foto) einige Runden damit, im Rennen kam der Ferrari-Turbomotor aber nicht zum Einsatz.
Das änderte sich zur Saison 1981. Und so war Renault nicht mehr länger der einzige Formel-1-Hersteller, der auf einen Turbomotor setzte. Die Konkurrenz, hier Gilles Villeneuve im Ferrari 126CK, zog mit.
Hier im Bild zu sehen ist, wie Ferrari den selbst entwickelten Turbomotor ins Chassis eingebaut hatte. Gilles Villeneuve siegte damit in Monaco und Spanien. Über die komplette Saison hinweg hatten 1981 jedoch die Ford-Saugmotoren die Nase vorn.
Daran konnte auch der Hart-Turbomotor im Heck des Toleman TG181 nichts ändern. Im Bild zu sehen ist Brian Henton auf dem Weg zum zehnten Platz beim Großen Preis von Italien 1981 in Monza.
Das schauen wir uns ebenfalls noch einmal genauer an: Hier der Hart-Reihen-Vierzylinder-Motor im Heck des Toleman-Fahrzeugs von 1981.
Ein solcher BMW-Motor, wie hier im Bild, war schon 1981 erstmals bei Brabham zum Einsatz gekommen. Im Qualifying zum Großen Preis von Großbritannien in Silverstone hatte Nelson Piquet damit den vierten Platz erreicht, im Rennen aber wieder auf einen Ford-Motor gesetzt. Der komplette Wechsel erfolgte erst zur Saison 1982.
Ab 1983 mischte auch Honda mit bei den Turbomotoren. Zunächst setzte der Spirit-Rennstall diese Aggregate ein, wie hier beim Großen Preis von Europa in Brands Hatch im Spirit 201. Stefan Johansson belegte damit den 14. Platz.
Was den Spirit 201 von Stefan Johansson befeuerte, sehen Sie in diesem Foto: Es war dieser Honda-V6-Turbomotor. Bei 11.000 Umdrehungen leistete dieses Aggregat bereits stolze 600 PS. Doch die Entwicklung nahm immer mehr an Fahrt auf...
Ebenfalls 1983 testete McLaren erstmals einen TAG-Porsche-Turbomotor im McLaren MP4-1E. Auch dafür bildete Brands Hatch beim Großen Preis von Europa die Kulisse. John Watson (hier im Bild) und Niki Lauda sahen jedoch nicht die Zielflagge.
Wieder ein Blick auf das Detail: Das Bild zeigt den TAG-Porsche-Motor von McLaren, der - weiterentwickelt - dem Team in der Saison 1984 eine dominante Leistung ermöglichte.
Zu dieser Zeit, in den 1980er-Jahren (das Foto zeigt den Start zum Großen Preis von Brasilien 1981), bestand das Formel-1-Starterfeld übrigens sowohl aus Autos mit herkömmlichen Saugmotoren als auch aus Fahrzeugen mit den damals neuen Turbomotoren. Erst 1986 fuhr das ganze Feld mit Turbomotoren.
Charakteristisch für diese Ära waren solche Bilder, wie hier am Heck des Brabham BT52 von Nelson Piquet beim Großen Preis von Kanada 1983. Die Turbos spuckten Feuer - und sie litten vor allem zu Beginn des Jahrzehnts noch an erheblichen Zuverlässigkeits-Problemen...
Flammen am Heck konnten aber auch ein sehr schlechtes Zeichen sein. Diese Erfahrung machte zum Beispiel das Toleman-Team um Ayrton Senna beim Training zum Großen Preis von Großbritannien 1984 mit dem Toleman-Hart TG184.
Den beeindruckenden Schlusspunkt der ersten Turbo-Ära in der Formel 1 setzte Honda 1988 mit dem RA168E-V6-Triebwerk. Es leistete, durch die Regeln beschränkt auf 2,5 bar Ladedruck und eine maximale Spritmenge von 155 Litern, 680 PS bei 14.000 Umdrehungen pro Minute. Sein Vorgänger, der RA167E hatte bei 4,0 bar Ladedruck noch über 1.000 PS erzielt. Die Spitzenwerte im Qualifying lagen sogar jenseits von 1.300 PS!
Und so ging die erste Turbo-Ära der Formel 1 zu Ende: McLaren-Honda dominierte mit Alain Prost und Ayrton Senna das Geschehen schier nach Belieben, siegte bei 15 von 16 Rennen. Im Anschluss an die Saison 1988 wurde die Turbo-Technologie jedoch aus der Formel 1 verbannt. Sie feiert im Jahr 2014 ihr Comeback. Doch das ist eine ganz andere Geschichte...
1977-1988