Heutzutage ist in der Formel 1 fast alles perfekt, doch insbesondere in den 90er-Jahren schossen Teams aus dem Boden, die sich teils katastrophal präsentierten
#10 Forti: Zwei Jahre lang ist Forti Teil der Formel-1-Geschichte, einen Eintrag in die Punkteliste gelingt dem Team aber nie. 1995 kann sich der Rennstall zwar für alle Grands Prix qualifizieren, das ist aber bereits der größte Erfolg der italienischen Mannschaft, die bis dahin in Nachwuchsserien unterwegs ist.
Als Triebfeder für den Aufstieg gilt Pedro Diniz, dessen Vater eine Supermarktkette in Brasilien besitzt. Nach dessen Weggang zu Ligier 1996 ist die Finanzlage dramatisch. Das Team muss zunächst den alten Boliden einsetzen und scheitert häufig an der neuen 107-Prozent-Regel. Weil Cosworth keine Motoren mehr liefert, ist im Sommer Schluss.
#9 Simtek: Mit nur 35 Angestellten wagt der Rennstall um Nick Wirth 1994 das Abenteuer Formel 1. Gegen die beiden hoffnungslosen Pacific gelingt vor allem David Brabham stets die Qualifikation für das Rennen, das ist aber auch der einzige Erfolg des Teams. Beim erst dritten Rennen kommt es jedoch zur Katastrophe.
Roland Ratzenberger verunglückt im Imola aufgrund eines kaputten Frontflügels tödlich. Vorrübergehend setzt Simtek nur ein Auto ein, bringt die Saison aber zu Ende - ohne Punkte. 1995 soll mit einem Fahrer wie Jos Verstappen alles besser werden, doch nach fünf Rennen ist das Team pleite.
#8 Fondmetal: Fünf Zielankünfte in zwei Jahren, damit gehört Fondmetal noch zu den erfolgreicheren Teams dieser Liste. Scheitert man zum Einstieg 1991 meist noch im Pre-Qualifying, gelingen am Saisonende vier Rennteilnahmen innerhalb von fünf Rennwochenenenden. Punkte gibt es für das Team jedoch nie.
Gabriele Tarquini schafft es 1992 zwar, sich für jedes Rennen zu qualifizieren, allerdings scheidet er dabei mit einer Ausnahme immer aus. Für Andrea Chiesa im zweiten Fahrzeug ist meist in der Qualifikation Schluss. Drei Rennen vor Saisonende gibt das Team aufgrund finanzieller Schwierigkeiten auf.
#7 Modena: Von vielen Medien wird das Team auch als Lamborghini bezeichnet, weil es in Verbindung mit dem Hersteller steht und ursprünglich auch so heißen soll. Doch aufgrund geringer Erfolgsaussichten verzichtet man auf die Verwendung des Namens. Blöd nur: Konstrukteur Mauro Forghieri nennt sein Auto trotzdem Lambo 291.
Der Chef von Tochterunternehmen Lamborghini Engineering hat damit aber keinen Erfolg: Nur sechsmal gelingt Nicola Larini die Qualifikation, nur einmal seinem Teamkollegen Eric van der Poele. Der Belgier ist in San Marino aber auf dem Weg zu Platz fünf, als sein Auto in Sichtweite der Ziellinie ausrollt. 1992 tritt das Team nicht mehr an.
#6 Pacific: Weil man in den Juniorserien erfolgreich ist, beschließt man 1992 den Aufstieg in die Formel 1. Der gelingt aber erst 1994, wo man meist mit Simtek um die letzten beiden Plätze für das Rennen streitet. Meist zieht der langsamere Pacific den Kürzeren und darf nur teilnehmen, wenn Konkurrenten nicht starten können.
Das bessert sich 1995, weil dank der Fusion mit Lotus und des Aus von Simtek nicht mehr zu viele Autos um die Plätze im Rennen streiten. Ein Startplatz ist im Grunde garantiert, Zählbares springt aber bei allen Rennen nicht heraus. Nach der Saison geht Pacific lieber wieder in die Formel 3000 zurück.
#5 EuroBrun: Im Debütjahr 1988 gelingt die Qualifikation regelmäßig, doch 1989 nimmt man an keinem einzigen Rennen teil. Weil Geschäfte mit arabischen Sponsoren nicht zustandekommen, muss das Team auch 1990 mit dem alten Material antreten. Pilot Claudio Langes hält das Team am Leben, wird jedoch als zweiter Fahrer missachtet.
Sein Auto ist meist einfach nur Ersatz für das von Roberto Moreno. Mit 14 gescheiterten Pre-Qualifyings (von 14 Versuchen) gilt Langes als einer der erfolglosesten Piloten der Geschichte. Teamboss Walter Brun hat im Sommer keine Lust mehr und lässt das Team unmotiviert die Saison beenden, um einer Strafe zu entgehen.
#4 Coloni: Ende der 80er-Jahre kann sich der Rennstall zumindest über vereinzelte Rennteilnahmen freuen, in den 90ern scheitert man jedoch meist schon in der Vorqualifikation. Mehr als zwei Jahre lang werden die Italiener zu keinem Rennen zugelassen. 35 Mal in Folge gelingt die Qualifikation nicht, 27 Mal davon bereits in der Vorquali.
Eine solche Strähne der Erfolglosigkeit weist kein anderes Team in der F1-Geschichte auf. Aufgrunddessen wird Coloni auch "König der Nichtqualifizierten" genannt. Vor allem der Cosworth-Motor wird zum Problem: Er wird teilweise nicht mehr gewartet, ein Ersatztriebwerk fehlt häufig. Für Spanien 1991 findet man nicht einmal einen Fahrer.
#3 Andrea Moda: Ein einziges Mal schafft der Rennstall von Unternehmer Andrea Sassetti die Rennteilnahme (Ausfall), ansonsten scheitert das Team meist in der Vorqualifikation. Der kurze Auftritt 1992 ist geprägt von Skandalen, zwei WM-Ausschlüssen, finanziellen Problemen und einer der größten Ungleichbehandlungen der Geschichte.
Zum Sinnbild wird Perry McCarthy, der vom Team rausgemobbt werden soll. Meist schickt man ihn in der Qualifikation nur für eine Alibi-Runde raus, in Silverstone muss er sogar auf alten Regenreifen im Trockenen fahren. Nach der Verhaftung von Teamchef Sassetti in Belgien wird Andrea Moda wegen Rufschädigung verbannt.
#2 Life: Sieht aus wie ein Ferrari, ist aber eines der schlechtesten F1-Autos aller Zeiten. Der Life L190 schafft 1990 nie die Zulassung für die Qualifikation. Gary Brabham gibt nach zwei Versuchen entnervt auf: Das Auto hat keinen funktionierenden Tachometer und streikende Mechaniker geben keinen Öl in den Motor.
Bernd Schneider weigert sich, für das Team zu fahren, so verpflichtet man Bruno Giacomelli, der zuletzt 1983 gefahren war. Der Italiener kommt nie weiter als acht Runden am Stück ohne technische Probleme und sagt später, er habe Angst, dass andere in sein Auto krachen, weil es so langsam ist. F1-Aus nach 14 erfolglosen Versuchen.
#1 Lola: Die Geschichte von Lola ist legendär. Das Team will 1998 in die Formel 1 einsteigen, wird von Sponsor MasterCard aber auf einen früheren Einstieg gedrängt. Ohne Windkanal-Test und mit kaum Streckenzeit ist das überstürzte Projekt zum Scheitern verdammt. In Australien verpasst das Team mit elf Sekunden Rückstand die Qualifikation.
Einen weiteren Einsatz gibt es nicht: Vor dem nächsten Rennen in Brasilien gibt das Team aufgrund finanzieller und technischer Probleme auf. MasterCard wendet sich von Lola ab und hinterlässt dem Konstrukteur dadurch einen Schuldenberg von sechs Millionen Pfund. Fahrer Vincenzo Sospiri bekommt nie wieder eine Formel-1-Chance.
Heutzutage ist in der Formel 1 fast alles perfekt, doch insbesondere in den 90er-Jahren schossen Teams aus dem Boden, die sich teils katastrophal präsentierten