Am 1. Mai 1994 verunglückt der dreimalige Weltmeister Ayrton Senna beim Rennen in Imola tödlich - Wir blicken auf die Karriere der Formel-1-Legende zurück
Der legendäre gelbe Helm ist sein Markenzeichen: Ayrton Senna schreibt sich mit drei WM-Titeln und (zum damaligen Zeiptunkt) zahlreichen Bestmarken in die Geschichtsbücher der Formel 1 ein, bevor er am 1. Mai 1994 viel zu früh aus dem Leben gerissen wird. Wir blicken zurück auf seine einzigartige Formel-1-Karriere ...
Nach beeindruckenden Leistungen im Kart- und Formelsport darf Senna 1983 für diverse Formel-1-Teams testen. Nach Probefahrten für Williams (Foto), McLaren, Brabham und Toleman unterschreibt der Brasilianer zur Überraschung vieler beim unterlegenen Toleman-Rennstall einen Dreijahresvertrag für die Saisons 1984 bis 1986 - weil er dort als Neuling direkt die Nummer 1 im Team sein kann.
Beim Benetton-Vorgängerteam fährt er am 25. März 1984 in Rio de Janeiro seinen ersten Grand Prix. Ergebnis: Ausfall. Den ersten Punkt holte er zwei Wochen später im südafrikanischen Kyalami.
Abseits der Strecke gibt sich Senna oft nachdenklich und philosophisch: Sennas unerschütterliches Selbstbewusstsein führe dazu, dass er nach Niederlagen alles in Frage stellt. Seine Kraft schöpft er aus dem Glauben an Gott.
Die erste Sternstunde: Im Regen von Monte Carlo holt der junge Brasilianer rasant auf Spitzenreiter Alain Prost auf und wird Zweiter. Noch Jahre später ist er überzeugt: "Hätten sie das Rennen nicht abgebrochen, hätte ich gewonnen!" Dritter wird Stefan Bellof aus Deutschland.
Nach seinem Auftritt in Monaco erhält Senna ein Vertragsangebot von Lotus-Teamchef Peter Warr für die kommende Saison 1985. Weil er ja eigentlich noch Vertrag bei Toleman hat, kaufte ihn sein Vater, ein Großgrundbesitzer aus Sao Paulo, einige Monate später aus dem Kontrakt frei, um seinem Sohn den Wechsel zum damaligen Topteam zu ermöglichen.
Die Legende von "Magic" Senna wird im Regen von Estoril 1985 geboren: In seinem zweiten Rennen für Lotus feiert der Brasilianer seinen ersten Sieg. In seiner Karriere wird er anschließend noch 40-mal ganz oben auf dem Podium stehen.
Nun in Gelb: Lotus färbt für 1987 wegen Hauptsponsor Camel um und sammelt erste Erfahrungen mit der aktiven Radaufhängung. Sechs Siege in drei Jahren holt Senna mit Lotus - für lange Zeit die letzten des Rennstalls. Dennoch sind Senna zwei Siege pro Saison zu wenig. Ende 1987 verlässt er das Team und wechselt zu McLaren - der Nummer 1 im Grand-Prix-Sport.
Ron Dennis ist ab 1988 sein neuer Vorgesetzter, der wahre Chef im "McLaren-Kühlschrank", heißt es immer, ist jedoch Senna. Zwischen den beiden entwickelte sich über die Jahre eine Hassliebe.
Senna stellt seinen Teamkollegen Alain Prost 1988 vom Speed her in den Schatten und gewinnt gleich seinen zweiten Grand Prix in Imola. Das Verhältnis zwischen den beiden extrem konkurrenzfähigen Piloten ist anfangs noch harmonisch. Erst nach und nach kommen Spannungen auf ...
Der Stallkrieg eskalierte erst 1988 in Estoril, als Prost von Senna gegen die Mauer gedrückt wird. "Wenn er den WM-Titel so unbedingt will, dann soll er ihn haben. Ich bin nicht bereit, dafür zu sterben", schimpft Prost nachher - und redet ab 1989 kein Wort mehr mit dem Teamkollegen.
Funkstille: Je länger sie Teamkollegen sind, desto schlechter verstehen sich Senna und Prost. Erst am Morgen vor Sennas Tod sollten sich die beiden wieder versöhnen.
Die Kollision des Jahrhunderts: Senna muss in Suzuka 1989 gewinnen, wenn er im WM-Rennen bleiben will - und attackiert den führenden Prost aus fast aussichtsloser Position. Der Franzose macht die Tür zu und provoziert eine Kollision - wissend, dass er Weltmeister ist, wenn beide ausscheiden. Der Kalte Krieg zwischen Senna und Prost erreichte einen absoluten Höhepunkt.
Die Streckenposten schieben Prost zur Seite, während Senna weiterfährt und das Rennen nach einem Reparaturstopp noch gewinnt. Doch der Sieg wird ihm aberkannt - weil er die Strecke abgekürzt haben soll. Senna vermutet eine Verschwörung zwischen Prost und dem französischen FISA-Präsident Jean-Marie Balestre.
Suzuka revisited: Ein Jahr nach der verlorenen WM-Schlacht von 1989 dreht Senna den Spieß um und schießt Prost in der ersten Kurve ab, um sich den Titel zu sichern. Später gibt er offen zu, aus Rache vorsätzlich gehandelt zu haben.
Einer der emotionalsten Triumphe: Senna bezwingt in Interlagos 1991 nicht nur die Konkurrenz, sondern auch sein defektes Getriebe, quält sich unter immensen körperlichen Anstrengungen ins Ziel und feiert den ersten Sieg auf seiner Heimstrecke.
Eine Szene für die Ewigkeit: Nigel Mansell nimmt seinen Rivalen Senna 1991 in Silverstone auf seinem Auto mit. Trotzdem feiert Senna am Ende der Saison seine dritte und letzte Weltmeisterschaft - klar vor dem Briten.
"Fly by Wire": Das elektronische Gaspedal des McLaren-Teams verhindert 1992 weitere Erfolge des Superstars. Stattdessen spielt Senna im WM-Kampf keine Rolle. Mit dem bockigen MP4-7A gelingen ihm nur drei Grand-Prix-Siege. Beim Rennen in Spa-Francorchamps zeigt Senna jedoch menschliche Größe: Nach einem schweren Einschlag von Eric Comas hält er als einziger Pilot an, steigt aus seinem Auto und eilt zum Wrack, um seinem Fahrerkollegen zu helfen.
Monte Carlo zum Fünften: Mit Teamchef Ron Dennis in der Fürstenloge. Bis heute ist Senna in den Straßen an der Cote d'Azur alleiniger Rekordsieger mit sechs Grand-Prix-Erfolgen.
Donington 1993, Sennas vielleicht bestes Rennen: Gleich in der ersten Runde überholt der McLaren-Pilot vier Autos und geht in Führung. Die technisch überlegenen Williams-Boliden haben gegen das fahrerische Ausnahmetalent nicht den Hauch einer Chance. Wegen des ständig wechselnden Wetters wechselt die Konkurrenz bis zu siebenmal die Reifen, Senna kommt lediglich viermal an die Box und gewinnt das Rennen schließlich mit großem Vorsprung.
Beim Saisonfinale 1993 in Adelaide feiert Senna seinen 41. und letzten Grand-Prix-Sieg. Auf dem Podium zeigt er Größe und holt den zweitplatzierten Prost zu sich auf das Siegertreppchen hoch. Prost ist zum vierten Mal Weltmeister und beendete seine Karriere.
Durch Prosts Abgang ist das Williams-Cockpit 1994 endlich für Senna frei, denn der Franzose hatte eine Klausel im Vertrag, die Senna als Teamkollegen verhinderte. Allerdings soll der Brasilianer mit Williams keinen Grand Prix mehr gewinnen ...
Denn vor der Saison 1994 werden neue Regeln eingeführt, die dem zuvor so dominanten Williams große Probleme bereiteten. Viviane Senna, Schwester der Rennlegende, sieht die Änderungen im Reglement heute als einen Faktor für den Tod ihres Bruders an: "Ayrton selbst sagte, dass sein Auto unlenkbar geworden sei. Er konnte den Wagen nicht fahren, weil alle elektronischen Teile, die zu dem Konzept gehörten, ausgebaut worden waren. Es gab nicht genügend Zeit, um sich daran zu gewöhnen."
Mit Michael Schumacher betritt ein neuer Herausforderer die Formel-1-Bühne. Die beiden sind keine Freunde - speziell in Magny-Cours 1992 geraten sie nach einer Kollision aneinander, woraufhin der dreimalige Champion den Jüngling zur Rede stellt. Nun gerät Senna nach zwei Siegen des Deutschen in den ersten beiden Rennen 1994 unter Druck. Noch vor dem Start des dritten Saisonlaufs in Imola reden die beiden miteinander. Wenig später soll Schumacher direkt hinter Senna fahrend Zeuge des großen Unglücks werden.
Die Tragödie am 1. Mai 1994: Senna kommt in Imola nach einer Safety-Car-Phase in Führung liegend von der Strecke ab und schlägt in der Tamburello-Kurve in die Mauer ein. Die schnelle Reaktion der Streckenposten kommt zu spät: Ein gebrochener Querlenker, der sich in Sennas Helm bohrt, soll zu den tödlichen Verletzungen führen.
Die Tamburello-Kurve mutiert zu einer Pilgerstätte für Senna-Fans auf der ganzen Welt. Noch heute finden sich Botschaften an der Unfallstelle. Senna wird auf dem Morumbi-Friedhof in seiner Heimatstadt Sao Paulo beigesetzt. Brasilien ruft nach seinem Tod eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Beerdigung wird zum stillen Fest für den Abschied eines großen Champions und noch größeren Menschen.
Am 1. Mai 1994 verunglückt der dreimalige Weltmeister Ayrton Senna beim Rennen in Imola tödlich - Wir blicken auf die Karriere der Formel-1-Legende zurück