Es kann nicht nur Superstars geben: In jeder Sportart gibt es auch Teilnehmer, die einfach nur dabei sind und die schnell wieder aus den Köpfen verschwinden
Drei Superstars und wer? So könnte man böse formuliert zu dem Bild sagen. Während einige Fahrer der Formel 1 ihren Stempel aufgedrückt haben, weiß man bei anderen gar nicht mehr, dass sie überhaupt in der Formel 1 waren. Enrique Bernoldi bleibt wegen Monaco 2001 in Erinnerung, bei anderen muss man vielleicht etwas länger überlegen.
Will Stevens: Der Engländer kommt 2014 nach der Insolvenz von Caterham überraschend zu seinem Formel-1-Debüt. Ein Jahr später tritt er für das hoffnungslos unterlegene Manor-Team an und kann in den ersten beiden Rennen gar nicht erst starten.
Seinen Teamkollegen Roberto Merhi hat er zu Saisonbeginn im Griff, später bekommt aber der Spanier die Oberhand. Rang 13 beim Heimspiel in Silverstone ist Stevens' beste Platzierung in der Formel 1, bevor er in die Sportwagenszene wechselt.
Cristiano da Matta: Als amtierender ChampCar-Meister ist der Brasilianer in den USA ein Star, als er den Sprung nach Europa wagt. Beim ambitionierten Toyota-Team will da Matta an die Erfolge aus Amerika anknüpfen, doch die Japaner sind in ihrem zweiten Jahr noch immer nicht richtig in der Formel 1 angekommen.
Zehn Punkte holt da Matta in seinem Debütjahr und darf auch 2004 noch einmal ran. Dort fährt er allerdings nur ein einziges Mal in die Punkte und wird ersetzt. Zurück in den USA schreibt er Schlagzeilen, als er 2006 bei einem Test mit einem Hirsch kollidiert und ins Koma versetzt wird. Er erholt sich, fährt aber kein Formelauto mehr.
Justin Wilson: Auch er wird in den USA zum Star, allerdings erst nach seiner Formel-1-Karriere. Bei Minardi gibt der 1,91 Meter lange Wilson 2003 sein Debüt und wird noch vor dem Rennen in Hockenheim von Jaguar an Bord geholt, wo er auch seinen einzigen Formel-1-Punkt holt.
Doch Jaguar will für 2004 lieber den von Red Bull unterstützten Klien, sodass für Wilson keinen Platz bleibt. In den USA wird er schnell zu einem der beliebtesten Piloten, bevor er 2015 bei einem Unfall auf dem Oval von Pocono tödlich von einem Fahrzeugteil getroffen wird.
Charles Pic: Als dritter Teamkollege von Timo Glock in drei Jahren bei Marussia kann sich auch der Franzose nur schwer in Szene setzen. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern findet er aber für das folgende Jahr ein anderes Team. Das sorgt jedoch für ein wenig Gesprächsstoff.
Denn ausgerechnet beim letzten Grand Prix 2012 in Brasilien verliert Pic das direkte Duell gegen Witali Petrow im Caterham, was Marussia Platz zehn und viele Millionen kostet. Der Profiteur ist dabei ausgerechnet Pics zukünftiger Rennstall.
Gianmaria Bruni: Er ist einer, der erst nach seiner Formel-1-Karriere richtig durchstartet. Der Italiener ist lange Zeit eines der Gesichter von Ferrari in Le Mans und gewinnt insgesamt dreimal das 24-Stunden-Rennen in der GT2- und GTE-Pro-Klasse - zusammen mit ehemaligen Formel-1-Fahrern wie Giancarlo Fisichella oder Mika Salo.
In der Formel 1 ist Bruni weniger Erfolg beschienen. Für Minardi fährt er 2004 eine Saison, in der er insgesamt achtmal ausfällt und mit einer Bestleistung von Platz 14 weit von den Punkterängen entfernt ist. Teamkollege Zsolt Baumgartner holt in den USA überraschend als Achter einen Punkt.
Roberto Merhi: Zwei Jahre in der DTM bringen ihn in Deutschland auf den Schirm der Fans, in der Formel 1 kann er bei Manor keine Bäume ausreißen. Punkte gibt es in seinen 14 Grands Prix keine, dafür sorgt er in der Formel Renault 3.5, in der er parallel fährt, für Schlagzeilen.
Beim Rennen in Spielberg bleibt der Spanier direkt hinter dem Zielstrich stehen, wodurch es zu einem massiven Auffahrunfall mit dem heutigen Williams-Piloten Nicholas Latifi kommt. Merhi wird disqualifiziert, gesperrt und kehrt nicht mehr in die Rennserie zurück. Auch in der Formel 1 ist am Ende des Jahres Schluss.
Ralph Firman: Auch seine Formel-1-Karriere ist eigentlich viel zu kurz. Firman kommt 2003 als Meister der japanischen Formel Nippon zu Jordan, wo er in seiner einzigen Saison einen Punkt holt und anschließend zurück nach Japan geht.
In Erinnerung bleibt vor allem sein brutaler Crash in Ungarn, als sich der Heckflügel seines Boliden löst und Firman fast ungebremst in die Reifenstapel rauscht. Firman muss zwei Rennen verletzungsbedingt auslassen und kommt noch einmal für die beiden letzten Saisonläufe zurück.
Alexander Rossi: Sein überraschender Sieg als Rookie beim Indy-500-Rennen 2016 hat Rossi in den USA zum Star gemacht. Was viele dabei vergessen: Auch der Amerikaner war mal ein Formel-1-Pilot, wenn auch nur für fünf Rennen lang. Doch sein Weg dahin ist steinig und kurios.
Eigentlich soll er 2014 in Belgien für Max Chilton einspringen, doch Marussia entscheidet sich noch einmal um. Auch sein nächster Einsatz platzt, weil das Team nach dem Tod von Jules Bianchi kein zweites Auto in Sotschi einsetzt und die Saison danach beendet. Erst in Singapur ein Jahr später schlägt die Stunde seines Debüts.
Giorgio Pantano: Einen Rekord hat der Italiener sicher. Er ist der einzige Pilot, der sich in der Ära der GP2-Serie und der neuen Formel 2 zum Meister krönt, nachdem er bereits in der Formel 1 war. Das ist heute nicht mehr möglich. Als er 2008 den Titel in der GP2 gewinnt, ist seine Formel-1-Karriere längst vorbei.
Nur eine Saison bei Jordan darf er absolvieren, wo er aufgrund von Budgetproblemen Timo Glock zum Debüt verhilft. Während Glock gleich in seinem ersten Rennen punktet, bleibt Pantano ohne Zähler und geht für vier Jahre zurück in die zweite Liga.
Lucas di Grassi: Ja, auch der ehemalige Formel-E-Meister hat mal eine Saison in der Königsklasse absolviert. An der Seite von Glock fährt der Brasilianer eine Saison für das damals brandneue Virgin-Team, das jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Tiefpunkt: In Japan wirft di Grassi das Auto noch vor dem Start weg.
Erfolgreicher wird später sein Engagement für die Formel E, die er von Grund an mit aufbaut und in der er seit Beginn für das Team von Abt und Audi fährt. in der dritten Saison wird der Brasilianer Meister und ist aus der Serie nicht mehr wegzudenken. Das Formel-1-Engagement hingegen? Vergessen!
Es kann nicht nur Superstars geben: In jeder Sportart gibt es auch Teilnehmer, die einfach nur dabei sind und die schnell wieder aus den Köpfen verschwinden