Nicht jeder Formel-1-Teamchef räumt freiwillig seinen Posten. Wir nennen wir prominente Beispiele, die gehen mussten ...
Nicht jeder Formel-1-Teamchef schreibt in seiner Zeit als leitender Angestellter eine Erfolgsstory oder kann das Ende seiner Tätigkeit in eben dieser Funktion selbst bestimmen. Das zeigt unser Rückblick auf prominente Teamchefs der vergangenen Jahre, die plötzlich ihren Aufgaben entbunden wurden oder das Handtuch warfen ...
Flavio Briatore (Renault): Mit "Schumi" hatte Briatore 1994 und 1995 für Benetton zwei WM-Titel gewonnen, mit Fernando Alonso 2005 und 2006 zwei weitere Meisterschaften für Renault. Doch dann kam Singapur 2008 ...
Briatore und Chefingenieur Pat Symonds brachten Nelson Piquet jun. dazu, absichtlich zu verunfallen - Alonso profitierte von der anschließenden Safety-Car-Phase und gewann das Rennen für Renault. Als "Crash-Gate" aufflog, trennte sich Renault von Briatore, der sogar mit einer FIA-Sperre belegt wurde. Er arbeitete nie mehr in der Formel 1,
Ross Brawn (Mercedes): Nach vier Jahren als Teamchef von Mercedes nahm Brawn seinen Hut. Er war sich mit dem neuen Management um Toto Wolff und Niki Lauda nicht über eine neue Definition seiner Rolle im Werksteam einig geworden.
Das Team hatte zuvor bereits zahlreiche namhafte Techniker und Ingenieure verpflichtet, um die Führungsriege des Rennstalls zu stärken. Brawn hätte die Geschicke des Teams aber lieber mit mehr Eigenverantwortung geleitet. Weil ihm diese Position nicht (mehr) zugestanden wurde, ging er. Inzwischen ist Brawn Formel-1-Sportchef.
Martin Whitmarsh (McLaren): Die Fußstapfen, in die er bei McLaren stieg, waren groß: Whitmarsh übernahm den Posten des Teamchefs von "Mister McLaren" Ron Dennis, dessen rechte Hand er zuvor jahrelang gewesen war. Unter der Führung von Whitmarsh verlor McLaren jedoch an Konkurrenzfähigkeit und Bedeutung für Langzeit-Partner Mercedes.
2013 blieb das Traditionsteam gar ohne Sieg und Podestplatz, weshalb Whitmarsh in der Winterpause offiziell entmachtet wurde. Dennis selbst schwang sich wieder zum Teamchef des Formel-1-Rennstalls auf. Nach einem Ausflug in den Jachtsport kehrte Whitmarsh 2017 zum Motorsport zurück und ist seither als Formel-1-Berater tätig.
Stefano Domenicali (Ferrari):Als Nachfolger von Jean Todt übernahm Domenicali 2008 die Rolle des Teamchefs des italienischen Traditionsrennstalls, nachdem er bereits seit 1996 im Management tätig gewesen war. Unter seiner Führung gewann Ferrari gleich 2008 die Konstrukteurs-WM, weitere Titelgewinne blieben jedoch aus.
Nach einem wenig erfolgsversprechenden Start in die Turbo-Hybrid-Ära 2014 stellte Domenicali während der Saison sein Amt zur Verfügung, um Ferrari einen Neustart zu ermöglichen, wie er sagte. Nach einer Station bei Audi übernahm Domenicali 2016 die Leitung der italienischen Sportwagen-Marke Lamborghini. Seit 2021 ist er Formel-1-CEO.
Marco Mattiacci (Ferrari): Im April 2014 trat Mattiacci die Nachfolge seines italienischen Landsmanns Stefano Domenicali als Ferrari-Teamchefs an. Der langjährige Ferrari-Manager, der sich vor seinem Formel-1-Engagement vor allem in Nordamerika einen Namen gemacht hatte, war der schwierigen Aufgabe des Neuaufbaus aber nicht gewachsen.
Nach nur sieben Monaten wurde Mattiacci die Verantwortung für die Scuderia wieder entzogen. Nach über 15 Jahren bei Ferrari verließ er das Unternehmen komplett und wechselte in den boomenden E-Mobilität-Sektor zu Faraday Future.
Monisha Kaltenborn (Sauber):Nach dem Rücktritt von Peter Sauber als Teamchef des gleichnamigen Rennstalls wurde Kaltenborn zur ersten Frau an der Spitze eines Formel-1-Teams. Die Juristin hatte zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2012 bereits mehr als ein Jahrzehnt im Management der Firma mitgewirkt, war sogar zur Teilhaberin aufgestiegen.
Unter ihrer Leitung blieben Erfolge jedoch größtenteils aus: Sauber fiel ans Ende des Feldes zurück. Weil sich die neuen Investoren von Longbow Finance nicht mit Kaltenborn auf eine Zukunftsvision für das Team einigen konnten, gab sie ihre Rolle auf und verließ das Sauber-Team. Nun startet Kaltenborn mit eigenem Team in der Formel 4.
Eric Boullier (McLaren): Nach drei erfolglosen Jahren mit Motorenpartner Honda hätte mit Renault die Trendwende erfolgen sollen. Doch eben diese blieb aus: McLaren kam auch 2018 nicht aus dem Mittelmaß heraus. Die sportliche Talfahrt hatte Folgen für Boullier, der im Zuge der ausbleibenden Erfolge während der Saison das Team verließ.
Boullier war es als Renndirektor seit 2014 nicht gelungen, das stolze Traditionsteam wieder auf die Siegerstraße zu führen. In seiner Amtszeit war McLaren nur ein Podestplatz gelungen - bei Boulliers Debütrennen 2014 in Australien, noch mit Mercedes-Motoren.
Maurizio Arrivabene (Ferrari): Er sollte Ferrari nach zehn Jahren wieder zum Titel führen - scheiterte daran aber in seiner vierjährigen Amtszeit. Ende 2014 hatte er den glücklosen Marco Mattiacci ersetzt. Der studierte Architekt war erstmals als Sponsorenvertreter von Marlboro in der Formel 1 in Erscheinung getreten.
2018 wurde es denkbar knapp. Und Ferrari stellte mitunter sogar das bessere Auto als Mercedes. Aber unter Arrivabene häuften sich im Team zu viele Fehler an. Und dafür muss letztendlich der Teamchef die Konsequenzen tragen.
Mattia Binotto (Ferrari): Als Nachfolger von Maurizio Arrivabene oblag es ihm, Ferrari wieder an die Spitze zu bringen. Die "Einigung" mit der FIA in der Motorenfrage aber warf Ferrari 2020 (P6 in der WM) und 2021 (P3) weit zurück.
Unter dem neuen Technischen Reglement ab 2022 aber war Ferrari wieder voll da, allerdings häuften sich Fehler und Fehleinschätzungen. Trotz eines Doppelsiegs zu Beginn blieben nur die zweiten Plätze in beiden WM-Wertungen. Und Binotto trat am Saisonende als Teamchef zurück und verließ Ferrari.
Otmar Szafnauer (Alpine): Er kam zur Saison 2022 von Aston Martin zu Alpine, um dort die Nachfolge von Marcin Budkowski anzutreten. Doch die Amtszeit von Szafnauer stand unter keinem guten Stern, denn schon nach wenigen Wochen ...
... begann das Tauziehen zwischen Alpine und McLaren um Nachwuchsfahrer Oscar Piastri, das schließlich McLaren gewann. Eine Niederlage für Szafnauer, obwohl andere die Situation ausgelöst hatten. Und weil 2022 und auch 2023 sportlich schwierig liefen, musste er zur Saisonmitte 2023 seinen Platz bei Alpine räumen.
Günther Steiner (Haas): Er führte das US-amerikanische Team Haas in die Formel 1 und stand dem Rennstall zehn Jahre lang als Teamchef vor. Doch nach anfänglichen Achtungserfolgen blieben in der jüngeren Vergangenheit neue gute Ergebnisse mehrheitlich aus, die Entwicklung stagnierte und ...
... Haas pendelte in der Konstrukteurswertung zwischen den letzten drei Positionen hin und her. Nachdem das Team 2023 zum zweiten Mal binnen dreier Jahre den letzten Platz belegt hatte, trennte sich Haas von Gründungs-Teamchef Steiner, der durch den früheren Renningenieur Ayao Komatsu ersetzt wurde. Unter ihm ging es wieder aufwärts.
Bruno Famin (Alpine): Szafnauers Nachfolger hielt sich danach ebenfalls nur ein Jahr in Enstone. Unter Famin wurde die Saison 2023 zumindest noch auf P6 in der WM beendet, zu Beginn des Jahres 2024 fand sich Alpine aber zunächst ganz am Ende des Feldes wieder.
Die Franzosen reagierten, strukturierten das Formel-1-Projekt komplett um, holten unter anderem Flavio Briatore als Berater zurück - und lobten eben auch Famin weg. Er blieb der Renault-Gruppe zwar erhalten, sollte sich dort aber nur noch um andere Motorsportaktivitäten kümmern.
Mike Krack (Aston Martin): Er war 2022 als Nachfolger von Otmar Szafnauer zu Aston Martin gekommen. 2023 erzielte das Team mit Fernando Alonso einige Achtungserfolge, knüpfte aber 2024 nicht an diese Leistung an. Aston Martin reagierte, indem ...
... indem es die Befugnisse des ehemaligen Mercedes-Motorenchefs Andy Cowell ausweitete: Cowell war eigentlich als Geschäftsführer gekommen, übernahm im Januar 2025 zusätzlich die Rolle des Teamchefs. Krack bleibt übrigens trotz Degradierung: Er ist künftig Einsatzleiter an der Rennstrecke.
Nicht jeder Formel-1-Teamchef räumt freiwillig seinen Posten. Wir nennen wir prominente Beispiele, die gehen mussten ...