Von 1975 bis in die Gegenwart, von der großen Gala bis zum Online-Launch: So präsentierte Ferrari seine neuen Formel-1-Autos
Jeden Winter werden die Tifosi auf die Folter gespannt, bis sie endlich den ersten Blick auf die neue "rote Göttin" erhaschen dürfen.
Mitte der 1970er-Jahre fährt Ferrari mit der Fahrzeug-Generation 312T. Auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano präsentiert der Weltmeister von 1975, Niki Lauda, vor der Saison 1976 stolz seine Nummer 1. Und auf dem Anzug von Teamkollege Clay Regazzoni prangt noch kein einziges Sponsorenlogo.
Ebenfalls vom 312T gibt es die ersten sogenannten "Cutaways", also technische Zeichnungen, die das Innenleben zeigen. Aber hier müssen wir ein wenig schummeln: Natürlich liefert Ferrari diesen Service 1975 noch nicht im Online-Medienbereich (den es damals noch nicht gibt, ebenso wenig wie das Internet als solches), sondern diese Skizze wird erst Jahre später veröffentlicht.
Vor der Saison 1981: "Commendatore" Enzo Ferrari, der autoritäre Führer mit der schwarzen Sonnenbrille, präsentiert die Fahrer Didier Pironi und Gilles Villeneuve. Villeneuve sollte das von Ehrgeiz geprägte Stallduell der beiden nicht überleben.
Mit dem 640, hier vor dem ersten Renneinsatz in Rio de Janeiro, leitet Ferrari eine technische Revolution ein. Aber die Innovationen des Fahrzeugs, unter anderem das semiautomatische Getriebe mit Schaltwippen am Lenkrad, werden von der schlechten Zuverlässigkeit in den Schatten gestellt. Trotzdem gewinnt Nigel Mansell gleich das Debütrennen - obwohl Teamchef Cesare Fiorio vorgeschlagen hat, nicht genug Benzin zu tanken. Weil man sowieso ausfallen und dann zumindest ein bisschen Show machen würde...
21 Jahre nach Jody Scheckter gewinnt Ferrari mit dem F1-2000 endlich wieder eine Fahrer-Weltmeisterschaft. Die Italiener gehören in jenen Jahren auch zu den ersten Teams, die ihre Fahrzeug-Präsentationen in großem Stil zelebrieren.
Und zwar jeweils in der Gestione Sportiva in Maranello, 2001 erstmals wieder mit einem WM-Titel in der Tasche.
Großer Vorteil der Präsentation zu Hause: Gleich im Anschluss kann das neue Auto getestet werden. Hier Testfahrer Luciano Burti 2002 in Fiorano.
In den Hochzeiten kommen bis zu 400 Medienvertreter aus aller Welt zu den Ferrari-Präsentationen.
Und meistens dreht sich dabei alles um Michael Schumacher, wie hier im Jahr 2004. Es sollte sein letzter WM-Titel werden.
Und zwar für Kimi Räikkönen, der damit 2008 die Nummer 1 auf dem F2008 fahren darf.
Irgendwann nehmen dann die Marketingspezialisten Überhand und Ferrari veröffentlicht die ersten Fotos des neuen Autos nur noch vor dem Hintergrund grauer PR-Schablonen. 2012, inzwischen schon mit Fernando Alonso, fällt die gestufte Nase vielen negativ auf.
Auch den zeigt Ferrari nur online - und erleidet sportlich Schiffbruch. Fernando Alonso und Kimi Räikkönen können sich mit dem Turbo-Renner nicht in Szene setzen. Erstmals seit 1993 beendet Ferrari eine Formel-1-Saison ohne Sieg - und verschleißt im Laufe der Saison zwei Teamchefs.
2013 schließlich folgt mit dem F138 der 46. Formel-1-Renner von Ferrari. Die Bezeichnung setzt sich aus der Kombination der Jahreszahl (13) und der Anzahl der Zylinder des Motors (8) zusammen. 2014 wählen die Fans die Typenbezeichnung selbst - und entscheiden sich für F14T.
Neuer Fahrer (Sebastian Vettel), neuer Teamchef (Maurizio Arrivabene) und neues Auto (SF15-T). Und trotzdem sieht das Bild der Online-Präsentation irgendwie aus wie immer. Kreativ ist etwas anderes.