Seit mehr als 40 Jahren sorgt die DTM für spektakulären Motorsport - Wie die Serie entstanden ist und welche Herausforderungen in der Geschichte zu meistern waren
1984: Gründung der DTM als "Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft" (DPM). Die Serie wird ins Leben gerufen, um eine bezahlbare Alternative zur Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) zu schaffen. Mit seriennahen Tourenwagen und dem Prinzip der "klassenlosen Gesellschaft" wird eine neue Basis für den Motorsport in Deutschland gelegt.
1986: Aus der DPM wird die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Ab 1986 übernimmt die Interessengemeinschaft Tourenwagen Rennen e.V. (ITR) unter der Leitung von Hans Werner Aufrecht die Serie. Die Teams waren mit der Führung durch die Oberste Nationale Sportkommission für den Automobilsport (ONS, Vorgänger des DMSB) nicht zufrieden.
1986 bis 1989: Das große Wettrüsten der Hersteller führt in den frühen Jahren zu einer Kostenexplosion, die privaten Teams ziehen sich immer weiter zurück. Die DTM wird zu einer reinen Werkmeisterschaft. Ford setzt auf Turbomotoren, fährt der Konkurrenz damit um die Ohren und holt 1988 mit Klaus Ludwig den Titel.
1991: Es gelingt nicht, den Vorteil von Turbomotoren mit Luftmengen-Begrenzer, Zusatzgewichten und Turbo-Faktor auszugleichen. Das Gewicht der Ford-Boliden ist so hoch, dass es zu Achsbrüchen kommt. Zur Saison 1991 werden Turbomotoren daher verboten! Ford zieht sich schon ein Jahr vorher zurück, weil man keinen Saugmotor entwickeln will.
1990 bis 1992: Audi revolutioniert die DTM mit dem Einsatz eines V8-Motors und Allradantrieb. Der Audi V8 quattro gewinnt zwei Jahre in Folge die Meisterschaft und prägt die Serie mit seiner technischen Überlegenheit. In der Saison 1992 wird die Kurbelwelle von Audi verboten und die Ingolstädter ziehen sich mit sofortiger Wirkung zurück.
1993: In Zusammenarbeit mit den Herstellern wird das neue Klasse-1-Reglement entwickelt, mit dem keiner so richtig zufrieden ist. Der Ausstieg von BMW und Audi bedeutet fast das Ende der DTM, doch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug kann den Vorstand zum Verbleib bewegen. Gemeinsam mit Alfa Romeo gelingt die Rettung.
1995 und 1996: Die DTM wird international und in International Touring Car Championship (ITC) umbenannt. Mit Rennen außerhalb Deutschlands und hochentwickelten Fahrzeugen auf Formel-1-Niveau strebt die Serie nach globaler Anerkennung, kämpft jedoch mit massiv steigenden Kosten. Die Idee scheitert, die ITC endet nach nur zwei Jahren.
2000: Wiedergeburt der DTM als "Deutsches Tourenwagen Masters". Die Serie kehrt mit vereinfachtem Reglement und Fokus auf spektakuläre Optik zurück. Mercedes, Opel und Audi (als Abt-Privatteam) etablieren sich als Hersteller und einigen sich auf den Einsatz eines V8-Motors mit etwa 470 PS sowie Hinterradantrieb und viele Einheitsteile.
2004: Audi ist seit 2000 in der "neuen DTM" vertreten, allerdings nur mit dem Privatteam Abt, das sich wacker gegen die Werke schlägt und 2002 mit Laurent Aiello sogar den Titel holt. Erst ab 2004 engagieren sich die Ingolstädter auch werksseitig. Mit dem A4, entwickelt im Sauber-Windkanal, gelingen in acht Jahren fünf Titel und 34 Siege.
2006 bis 2011: Opel steigt nach der Saison 2005 aus der DTM aus, sodass für sechs Jahre lang nur Mercedes-Benz und Audi in der Serie bleiben. 2010 wird bekanntgegeben, dass BMW zur Saison 2012 als dritter deutscher Hersteller in die DTM zurückkehrt.
2012: Audi, BMW und Mercedes einigen sich auf die Einführung eines neuen Reglements, das einheitliche technische Standards enthält, um die Kosten besser zu kontrollieren und die Sicherheit der Fahrzeuge zu verbessern. Die Serie erreicht ein neues Niveau in puncto Professionalität und Attraktivität.
2012: DTM und japanische Super-GT-Serie unterzeichnen eine Zusammenarbeitsvereinbarung, um das technische Reglement anzugleichen. CFK-Monocoque, Kraftübertragung und Carbon-Bremsen sind identisch, die Aerodynamik-Regelungen werden angepasst. Die bisherigen Antriebe sollen durch neue Klasse-1-Turbomotoren ersetzt werden.
2015: Die "Schieb ihn Raus"-Affäre wird zum größten Skandal der DTM-Geschichte. Über Funk bekommt Timo Scheider vom damaligen Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich die Ansage, den Mercedes von Pascal Wehrlein abzuschießen - was er auch tut. Scheider wird für die Rennen in Moskau gesperrt. Ullrich darf bis Saisonende nicht mehr in die Box.
2017: Gerhard Berger übernimmt den DTM-Vorsitz von Hans Werner Aufrecht. Sein Ziel ist, die DTM über die deutschen Grenzen hinaus zu etablieren und ein internationales Publikum anzusprechen. Um das Überleben zu sichern, treibt er die Einführung eines kostengünstigeren Reglements voran, das den Herstellern die Teilnahme erleichtern soll.
2018: Mercedes steigt nach der Saison 2018 aus der DTM aus, um sich der Formel E zuzuwenden. Der Schock sitzt tief, doch der bisherige Mercedes-Partner HWA entwickelt einen Aston Martin für die DTM, der in der Saison 2019 von R-Motorsport eingesetzt wird. Die Serie wird mit drei Marken fortgesetzt.
2019: Nach langem Hin und Her werden Turbomotoren eingeführt, um die DTM auch in Sachen Nachhaltigkeit zukunftsfit zu machen. Doch die verbrauchsarmen Hightech-Motoren sind teuer und sorgen für heftige Vibrationen und Zuverlässigkeitsprobleme. Audi dominiert, R-Motorsport steigt nach nur einem Jahr wieder aus der Serie aus.
2019: Aus der Zusammenarbeitsvereinbarung mit der Super GT wird nichts Großes. Lexus, Nissan und Honda kommen zum DTM-Finale nach Hockenheim, zudem schicken Audi und BMW insgesamt sieben DTM-Boliden zum "Dream-Race" nach Fuji/Japan. Eine weitere Zusammenarbeit kommt allerdings nicht zustande.
2020: Audi kündigt den DTM-Ausstieg an. Damit wäre BMW der einzige Hersteller, doch die Münchner wollen nicht weitermachen. Die DTM leidet unter der Corona-Pandemie, weshalb kaum Einnahmen generiert werden. DTM-Boss Gerhard Berger übernimmt die ITR-Anteile der Hersteller und will als alleiniger DTM-Eigentümer mit Privatteams weitermachen.
2021: Das Class-1-Reglement, das auf Prototypen mit hoher technischer Komplexität setzt, wird nach der Saison 2020 eingestellt. Die DTM fährt ab 2021 nach dem weltweit etablierten GT3-Reglement, das niedrigere Kosten und eine größere Markenvielfalt ermöglicht.
2022: Parallel arbeitet die ITR gemeinsam mit Schaeffler an einem neuen vollelektrischen Rennwagen, der langfristig in der DTM für mehr Hersteller-Engagement sorgen soll. Doch das Projekt ist teuer und wird abgebrochen.
2023: Die bisherige DTM-Dachorganisation ITR macht Schluss und Berger verkauft die Markenrechte an den ADAC, der die Serie übernimmt. Die DTM wird mit GT3-Sportwagen weitergeführt.