Ob Penalty-Lap, Boxenstopp-Challenge oder neues Punktesystem: Der ADAC hat das DTM-Reglement deutlich geändert, setzt aber ebenfalls auf ein Teamorder-Verbot
Neues Punktesystem: Der aus der F1 und den meisten Serien bekannte Modus mit Punkten für die Top 10 hat ausgedient. Stattdessen werden wie in der MotoGP und seit 2019 im ADAC GT Masters Punkte an die Top 15 (25-20-16-13-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1) verteilt. Im Qualifying werden weiter die Top 3 belohnt, die Schnellste Runde hingegen nicht.
Fünf Titel zu holen: Die Herstellermeisterschaft wird auf Wunsch von BMW & Co. doch nicht abgeschafft. Wie in der Teamwertung zählen die zwei Top-Autos des Teams/der Marke in Rennen und Qualifying. Dazu kommen die Fahrermeisterschaft, der Titel für den Internationalen deutschen GT-Meister und die neue Boxenstopp-Challenge.
Neue Boxenstopp-Challenge: Mit einem neuen Titel will der ADAC die beste Boxencrew der Saison küren. Dafür zählt der schnellste Pflichtstopp eines Teams pro Wertungslauf. Für den ersten Platz gibt es drei, für den zweiten zwei und für den dritten Platz einen Punkt. Gibt es beim Stopp eine Strafe, zählt dieser nicht.
Erfolgsballast: Auch 2023 gibt es für die Top 3 des Rennens beim folgenden Wertungslauf (aber nicht beim Qualifying) Erfolgsgewichte. Allerdings mit den Werten aus dem ADAC GT Masters: Während der Sieger im Vorjahr 25, der Zweitplatzierte 15 und der Drittplatzierte fünf Kilogramm einladen musste, sind es jetzt 20, zehn und fünf Kilogramm.
Teamorder-Verbot: Der neue Absatz ähnelt der Formulierung aus dem Reglement 2020, an dem Renndirektor Sven Stoppe beteiligt war. Neben der Geldstrafe von 250.000 Euro soll Teamorder durch Punkte für die Top 15 weniger attraktiv werden, weil der Platztausch weniger bringt. Dass beide Autos in der Teamwertung zählen, soll ebenfalls helfen.
DTM-Piloten dürfen nicht in Rahmenserien fahren: Ein Doppelprogramm eines Piloten - zum Beispiel in der DTM und im ADAC GT Masters, wie es von manchen Teams angedacht war - ist nicht erlaubt. Das hätte den Vorteil, dass man mehr Streckenzeit bekommt. Das Verbot soll dafür sorgen, dass die DTM-Piloten ihre Medientermine wahrnehmen können.
Testverbot in der Woche eines DTM-Rennens: Ab Montag vor Beginn einer DTM-Veranstaltung sind Tests eines eingeschriebenen Fahrers beziehungsweise Teams mit einem GT3-Fahrzeug auf der jeweiligen Strecke verboten. Das heißt, dass Teams jederzeit auf anderen Strecken testen dürfen. Die Einschränkung gilt nicht für die Donnerstag-Tests.
Balance of Performance: Die von der SRO Group erstellte Balance of Performance wird spätestens eine Woche vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung bekanntgegeben. Während der ersten drei Veranstaltungen sind bis Samstagabend Änderungen im Laufe der Veranstaltung möglich.
Frischer Reifensatz am Freitag: Jedes Fahrzeug erhält einen frischen Reifensatz ausschließlich für die Freien Trainings, damit den Zuschauern Action geboten wird. Zudem dürfen zwei Sätze von früheren Wochenenden am Freitag genutzt werden. Beim Auftakt in Oschersleben gibt es hingegen am Freitag einen zweiten frischen Satz.
Kompromiss bei Reifensätzen: Der ADAC wollte ursprünglich für die zwei Renntage vier statt wie 2022 drei frische Sätze erlauben. Die meisten Teams stimmten aus Kostengründen aber dagegen. Das Ergebnis ist ein Kompromiss: Beim Auftakt, beim Finale und bei den Reifenschlachten in Zandvoort und am Sachsenring gibt es vier, sonst drei Sätze.
Längere Rennen: Statt 55 Minuten plus eine Runde dauern die Rennen ab 2023 60 Minuten plus eine Runde. Das liegt daran, dass die Boliden bei der Balance of Performance der SRO Group im Gegensatz zu Vorgänger AVL Racetech nicht an der absoluten Leistungsgrenze betrieben werden und somit weniger Sprit verbrauchen.
ADAC-GT-Masters-Startablauf: Der Indy-Start in engen Zweierreihen, der für Crashfestivals verantwortlich gemacht wurde, ist Geschichte. Der ADAC setzt auf einen fliegenden Start, bei dem der Pole-Setter innerhalb des Startkorridors entscheidet, wann er Gas gibt, worauf der Starter mit der Ampel reagiert. Restart im Single-File-Format.
Top 5 mit gebrauchten Reifen: Die Top 5 in der Startaufstellung müssen mit dem Reifensatz aus ihrer besten Qualifying-Runde starten. Davon verspricht sich der ADAC Spannung und unterschiedliche Strategien, weil man davon ausgeht, dass die Piloten außerhalb der Top 5 den frischen Satz am Anfang einsetzen werden und dadurch im Vorteil sind.
Kürzeres Boxenstopp-Fenster: Der Pflichtstopp muss zwischen dem Beginn der 20. und der 40. Rennminute absolviert werden. 2022 war das Fenster von der zehnten bis zur 40. Minute geöffnet. Durch den Pirelli-Reifen, der länger braucht, um auf Temperatur zu kommen, wird aber ohnehin später gestoppt werden.
Boxenstopps unverändert: Trotz Bemühungen, mehr Mechaniker zu nutzen, um herumfliegende Räder zu verhindern, hat sich der ADAC von den Teams überzeugen lassen, dass mehr Mechaniker mehr Verletzungsgefahr bedeuten. Daher dürfen weiter vier Mann mit zwei Schlagschraubern Reifen wechseln. Zuerst wird hinten gewechselt, der Motor bleibt an.
Stopps unter SC und FCY: Weiterhin sind unter Safety-Car und bei Full-Course-Yellow Boxenstopps erlaubt, wodurch man weniger Zeit verliert. Renndirektor Sven Stoppe setzt aber während des Stoppfensters meist auf Doppel-Gelb, um den Rennverlauf nicht zu stören. Im Gegensatz zu 2022 dürfen Teamkollegen in der gleichen Runde stoppen.
Versiegelung der Schlagschrauber: Um Tuning an den Schlagschraubern zu verhindern, müssen diese ab 2023 versiegelt werden. Vor jeder Veranstaltung dürfen maximal vier Schlagschrauber angemeldet werden, nur Originalteile vom Hersteller sind erlaubt.
Penalty-Lap: Zu den bekannten Strafen kommt 2023 in der DTM die bereits aus der MotoGP und dem ADAC GT Masters bekannte "Strafrunde" hinzu. Dabei handelt es sich um eine Zone abseits der Ideallinie, die der Fahrer mit 50 km/h durchfahren muss, wodurch er rund fünf Sekunden verliert. So sollen Zeit- oder Gridstrafen vermieden werden.
Überholen auf der Innenbahn: Es muss ausreichend Platz gelassen werden, wenn die Front des überholenden Fahrzeugs spätestens am Einlenkpunkt in die Kurve neben der seitlichen Mittellinie des anderen Fahrzeugs liegt.
Überholen auf der Außenbahn: Es muss ausreichend Platz gelassen werden, wenn die Front des überholenden Fahrzeugs während der gesamten Kurve neben der seitlichen Mittellinie des anderen Fahrzeugs liegt.
Richtungswechsel: Beim Verteidigen ist nicht mehr als ein Richtungswechsel erlaubt. Wer danach auf die Ideallinie zurückkehrt, sollte bei der Anfahrt auf die Kurve mindestens eine Fahrzeugbreite Platz lassen. Während des ersten Spurwechsels darf die volle Streckenbreite genutzt werden, wenn kein erheblicher Teil eines Autos daneben ist.
Sensoren für Mindestreifendruck verpflichtend: 2023 müssen TPMS-Sensoren (Tyre Pressure Monitoring System) in allen Autos verbaut sein. Druck-, Temperatur und sonstige Werte müssen auf dem Datenlogger zu sehen sein. Ein Mindestreifendruck ist im Reglement aber nicht vorgeschrieben.
Ob Penalty-Lap, Boxenstopp-Challenge oder neues Punktesystem: Der ADAC hat das DTM-Reglement deutlich geändert, setzt aber ebenfalls auf ein Teamorder-Verbot