Motorsport-Legende Jacky Ickx: "Rallye Dakar ein besonderer Wettbewerb"

Im Motorsport hat Jacky Ickx alles erlebt und auch die Dakar gewonnen - Er blickt auf die Entwicklung des Sports und sieht Saudi-Arabien als guten Austragungsort

(Motorsport-Total.com) - Jacky Ickx zählt zu den großen Legenden des Motorsports. Der Belgier galt in seiner Karriere als Allrounder. In der Formel 1 fuhr er unter anderem für Ferrari und gewann acht Grands Prix. Sechsmal siegte Ickx bei den 24 Stunden von Le Mans und auch einen Dakar-Triumph hat er in seiner Vita stehen.

Titel-Bild zur News: Jacky Ickx

Jacky Ickx hat Formel-1-Rennen, Le Mans und die Rallye Dakar gewonnen Zoom

Zwischen 1981 und 1992 war Ickx ein regelmäßiger Starter bei der Marathon-Rallye, die damals noch in Afrika ausgetragen worden ist. 1995 und 2000 gab es zwei weitere Starts. Im Jahr 1983 eroberte Ickx mit einem Mercedes 280 GE den Gesamtsieg.

Es ist bisher der einzige Mercedes-Sieg. "Wenn man jung ist, denkt man, dass man ewig leben wird", blickt Ickx auf seine lange, abwechslungsreiche und erfolgreiche Karriere zurück. Der heute 78-Jährige war in einer der gefährlichsten Zeiten im Motorsport unterwegs.

"Als ich in den 1960er- und 1970er-Jahren in der Formel 1 gefahren bin, war es eine freie Entscheidung, das Risiko einzugehen. Niemand hat dich gezwungen Autorennen zu fahren. Das war auch beim Bergsteigen oder bei der Weltumsegelung nicht anders."

"Damals war der Rennsport ganz anders als heute. Die Grands Prix fanden auf öffentlichen Straßen statt, die für das Wochenende in eine Rennstrecke verwandelt wurden. Die Sicherheit beschränkte sich auf Strohballen, die die Zuschauer vor den Autos schützten."

"Niemand hat sich darüber beschwert, jeder fand das normal", so Ickx im Rückblick. In seinen vielen Jahren im Rennsport hat er einige Kollegen verloren. 1970 verunglückte Jochen Rindt tödlich. Ickx hatte noch die Chance, den Österreicher in der WM zu überholen.

Er schaffte es aber nicht. "Manchmal war das Rennfahren in dieser Zeit schmerzhaft. Aber wenn man anfing über die Risiken nachzudenken, konnte man nie wettbewerbsfähig sein. Wenn man am Steuer eines Rennwagens sitzt, muss man den Gedanken an Sicherheit verbannen."

"Man muss mit vollem Einsatz fahren und jede Versuchung vermeiden, an die Angst zu denken. Ich bin fast 79 Jahre alt und in der Geschichte dieses Sports bin ich wahrscheinlich einer der Fahrer, die in 32 Jahren Rennsport die meisten Kilometer zurückgelegt haben."

"Jemand, der vielleicht mehr Kilometer gefahren ist als ich, war Mario Andretti, aber in dieser Hinsicht sind wir beide ziemlich einzigartig. Wir sind viele Jahre gefahren ohne uns schwer zu verletzen. Das ist keine Frage des Talents - es ist eine Frage des Glücks", so Ickx.

Jochen Rindt, Jacky Ickx

Hockenheim 1970: Jacky Ickx (Ferrari) führt vor Jochen Rindt (Lotus-Ford) Zoom

"Nachdem ich in den 1960er- und 70er-Jahren Rennen gefahren war, hatte ich das Glück, meine Karriere bei der Rallye Dakar fortsetzen zu können. Ich bin bis heute den Menschen, die mir das ermöglicht haben, und meinem Schutzengel dankbar."

"Irgendwann hatte ich sogar das Glück, zusammen mit meiner Tochter Vanina an der Rallye teilzunehmen. Es ist der Traum einer jeden Familie, etwas mit ihren Kindern zu unternehmen, und ich hatte das Glück, das zu schaffen."

"Die Dakar ist so weit von der Formel 1 entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Erstens geht es nicht darum, 70 Mal die gleichen 15 oder so Kurven zu fahren. Selbst bei Langstreckenrennen über Tausende von Kilometern geht es um dasselbe."

Jacky Ickx

Mit diesem Mercedes gewann Jacky Ickx die Rallye Dakar im Jahr 1983 Zoom

"Die Rallye Dakar ist ein außergewöhnliches Motorsportereignis. Einer der Schlüsselaspekte ist, dass man das Gelände lesen, auf der Hut sein und seine Umgebung verstehen muss. Aber das Spannendste an der Dakar ist das Abenteuer."

Carlos Sainz: Dakar auch körperlich herausfordernd

Einer, der dieses Abenteuer auch liebt, ist Carlos Sainz. Im Jahr 2020 wurde er der älteste Dakar-Sieger. Drei Gesamtsiege hat der zweimalige Rallye-Weltmeister bisher gefeiert. 2024 fährt Sainz mit 61 Jahren über die Startrampe.

"Die Dakar ist einzigartig", sagt der Spanier. "Sie ist ganz anders als andere Veranstaltungen. Die Herausforderung, vier bis fünf Stunden am Tag bei dieser Geschwindigkeit zu fahren - blind, weil man die Straße noch nie zuvor befahren hat - macht die Herausforderung wirklich groß."

"Um eine Vorstellung davon zu geben: der Herzschlag liegt bis zu vier Stunden am Stück bei 140 bis 165 Schlägen pro Minute. Es ist also körperlich sehr anstrengend. Deshalb ziehe ich es vor, täglich zu Hause im Fitnessstudio zu trainieren, damit ich bei der Veranstaltung weniger leide."

Carlos Sainz Sen.

Auch mit 61 Jahren gibt Carlos Sainz noch Gas und zählt zu den Favoriten Zoom

"All diese Kombinationen, der Faktor Ausdauer, die Herausforderung des Fahrens und der Schlafmangel in einer schwierigen Umgebung bedeuten, dass die Leistung nach einigen Tagen leidet, wenn man nicht gut vorbereitet ist."

"Wenn man sich überlegt, wer die Dakar realistischerweise gewinnen kann, dann sind es wahrscheinlich nur drei oder vier Fahrer. Andere Fahrer werden einzelne Etappen gewinnen, aber es ist eine andere Sache, über zwei Wochen hinweg zu kämpfen."

"Das ist es, was die Dakar zu einem besonderen Wettbewerb macht." Blick man auf die Liste der Gesamtsieger, dann waren es allesamt ältere Fahrer mit Erfahrung. Sainz ist 2006 erstmals in Afrika angetreten. Er fuhr alle Ausgaben in Südamerika und nun in Saudi-Arabien.

Dakar-Abenteuer lebt in Saudi-Arabien weiter

"Es ist ein tolles Land für die Rallye, da es ein perfektes Terrain für eine solch anspruchsvolle Veranstaltung bietet", lobt Sainz Saudi-Arabien. "Wir hatten großes Glück, dass Saudi-Arabien die Dakar nach dem Ende der südamerikanischen Veranstaltungen ausrichten konnte."

"Das Tolle an diesem Ort ist, dass man die Wüste hat. Es gibt eine gute Variation des Geländes - Schotter, Felsen, Sanddünen. Gleichzeitig wurden die Eigenschaften der Rallye aus der Vergangenheit, als sie in Nordafrika stattfand, beibehalten."

"Die Verbindung zwischen der Dakar und Saudi-Arabien könnte für die Teilnehmer nicht besser sein. Darüber hinaus leistet das Land großartige Arbeit, indem es so viele Motorsportaktivitäten willkommen heißt - sei es die Formel E, die Formel 1 oder auch Extreme E."

Carlos Sainz Sen.

Zum bereits fünften Mal wird die Rallye Dakar in Saudi-Arabien ausgetragen Zoom

Auch Ickx, der die Dakar ausschließlich in Afrika bestritten hat, in den vergangenen Jahren aber auch in Saudi-Arabien zu Besuch war, stimmt Sainz zu, dass die prinzipielle Philosophie der Rallye beibehalten wurde.

"Bei der Dakar gibt es jeden Tag eine andere Strecke, ein anderes Terrain und ein anderes Profil. Manchmal regnet es - selbst in Saudi-Arabien kann es manchmal überschwemmt sein -, aber in Wirklichkeit ist es ein Ort, an dem man Menschen mit unterschiedlichen Traditionen kennenlernt."

"Es gibt eine Mischung aus Rennsport und dem Wunsch, neue Horizonte zu entdecken. Eine Sache ist im Motorsport bis heute gleich. Die Freude am Fahren und natürlich am Gewinnen. Es mag jetzt ein Business sein, aber das sportliche Element ist geblieben."

"Und das ist es, was die Zuschauer anlockt", ist Ickx überzeugt. "Für mich gibt es keinen Motorsport ohne die Fans. Schließlich geht es im Rennsport um Leidenschaft."

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