• 02.08.2024 16:15

  • von Stefan Wagner

Audi A6 e-tron Sportback und Avant: Alle Infos, erste Sitzprobe

Mega-Reichweite, PPE-Vorteile, irrer cW-Wert, innen enttäuschend - gelingt es Audi so, die Elektro-Müdigkeit zu beenden?

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Superlative gehen den Audianer_innen (so bezeichnen sie sich ja selbst) definitiv nicht aus, wenn es um den neuen A6 e-tron geht: "Mittelklasse neu gedacht", "das erste rein elektrische Modell als Sportback und Avant" oder "Er wird durch die hohe Reichweite von deutlich über 700 Kilometern und herausragende Fahrdynamik für E-Mobilität begeistern." Das letzte Statement kommt übrigens vom Chef Gernot Döllner persönlich.

Titel-Bild zur News: Audi A6 Avant e-tron (2024)

Audi A6 Avant e-tron (2024) Zoom

Die Stimmung unter den Beteiligten ist ebenfalls gut, als man die Journalisten vor einigen Wochen zum Vorab-Foto- und Informationstermin zum neuen E-Heilsbringer empfängt. Trotz anhaltender Elektro-Flaute im Markt, aber was soll man auch sagen? Trübsal zu blasen wäre ein etwas seltsamer Ansatz, wenn man nach gefühlten Jahren des Stillstands endlich wieder Modellneuheiten zu bieten hat.

Vor ein paar Wochen erst konnten wir den neuen Q6 e-tron ausprobieren, nach ewiger Verzögerung endlich der erste Audi auf der neuen Super-Plattform PPE (Premium Platform Electric). Kurz danach wurde unter großem öffentlichen Interesse der A4-Nachfolger A5 samt A5 Avant präsentiert. Und jetzt zeigt man uns mit dem A6 e-tron als Sportback und Avant das zweite PPE-Modell. Den ausführlichen Artikel zum neuen A6 e-tron Sportback und A6 e-tron Avant lesen Sie bei unserem Schwester-Portal InsideEVs.de. Hier soll es um einen ersten persönlichen Eindruck zu Optik, Interieur, Verarbeitung und Erfolgsaussichten gehen.

Exterieur

Die Überschrift ist schnell gesetzt: "Maßstäbe bei Design und Reichweite" wollen die Ingolstädter setzen. Wir konnten uns schon mal live ansehen, ob das so hinhauen könnte wie gewünscht. Klare Vorlage war die hoch gepriesene 2021er-Studie Audi A6 e-tron concept. Glaubt man den Verantwortlichen, ist man optisch sehr nah am Konzeptauto geblieben.

In diesem Fall muss es wohl heißen: Ehre, wem Ehre gebührt. Die Studien waren ja durchaus spektakulär und so richtig weit sind die Serienversionen davon nicht entfernt. Sportback und Avant sind 4,93 Meter lang, was ziemlich genau dem Maß des aktuellen Verbrenner-A6 entspricht (der nächstes Jahr zum A7 wird). Die Breite beträgt 1,92 Meter, der Radstand 2.946 Millimeter. Der Kombi ist 40 Millimeter höher als der Sportback.

Besonders stolz sind die Designer auf den cW-Wert des neuen Autos. 0,21 beim Schrägheck bedeuten Klassen- und Audi-Bestwert. Der Avant kommt auf hervorragende 0,24. Aero-optimierte Räder gibt es von 19 (Serie) über 20 (Serie bei den S6 e-tron-Modellen) bis zu 21 Zoll.

Bereits beim neuen A5 zu sehen und sicher Stoff für Diskussionen: Die planen Türgriffe mit Griffmulde unten. Praktischer dagegen: Ladeanschlüsse auf beiden Seiten. Optional kriegen Sie wie beim ersten e-tron die kontroversen digitalen Außenspiegel. Nun allerdings in der zweiten Generation. Sie sind anklappbar und die Bildschirme wurden im Interieur höher und damit sichtgünstiger positioniert.


Fotostrecke: Audi A6 Avant und Sportback e-tron (2024)

Wie zuletzt immer ein großes Thema bei den Vier Ringen ist die Beleuchtung. Wer es zahlen möchte, bekommt im A6 e-tron erstmals beleuchtete Ringe am Heck, ein digitales Tagfahrlicht mit LED-Technik und hinten digitale OLED-Heckleuchten der zweiten Generation. Letztere erzeugen auch während der Fahrt eine Lichtsignatur, die sich bewegt. Was zugegebenermaßen keinen herausragenden Nutzen hat, aber ziemlich sensationell aussieht.

Audi dagegen betont, dass das hintere Leuchtenband dank 45 Segmenten pro OLED-Panel immer mehr zum Display wird. Das wiederum soll Car-to-X-Kommunikation ermöglichen und somit die Sicherheit erhöhen, etwa, indem andere Verkehrsteilnehmer über die Rückleuchte vor Unfall- oder Pannenstellen gewarnt werden.

Vorne und hinten gibt es jetzt jeweils acht verschiedene Lichtsignaturen und wir fragen uns bei aller Schickheit dieser Funktion, ob irgendjemand wirklich sagt: "Mensch, heute bin ich aber gut drauf, ich wähle Lichtsignatur 5!"

Interieur

Wer das Cockpit des neuen Q6 e-tron kennt, weiß zu großen Teilen auch, wie es im kommenden A6 e-tron und A6 e-tron Avant aussieht. Das hat Vor- und Nachteile.

Ein Plus ist sicherlich die Gestaltung mit dem neuen geneigten Panorama-Display aus 11,9 Zoll-Virtual Cockpit und dem 14,5 Zoll großen Infotainment-Screen. Dazu kommen neuerdings ein 10,9-Zoll-Beifahrerdisplay sowie ein Augmented Reality Head-up-Display der zweiten Generation, das 30 Prozent größer ist als etwa im Q4 e-tron. Als Betriebssystem wird Android Automotive OS genutzt.

Cockpit des Audi A6 Avant e-tron (2024)

Cockpit des Audi A6 Avant e-tron (2024) Zoom

Vorne Richtung Windschutzscheibe zieht sich zudem ein neues "Interaktionslicht" ums Armaturenbrett, das unter anderem anzeigt, wie weit das Auto bereits geladen ist.

Klingt alles schön und gut, wird jedoch durch einen Eindruck stark eingetrübt, der schon beim Q6 e-tron nicht von der Hand zu weisen war. Audi selbst spricht in der Pressemitteilung von Materialien, die "unter funktionellen Gesichtspunkten ausgewählt wurden". Das sollte ja bereits aufschrecken. In der Realität sieht man in großen Teilen des Innenraums einen ernüchternd einfachen Materialmix, der in Anbetracht der Positionierung und der Hoffnungen in das Auto unerklärlich ist.

Ich meine, wir reden hier von einem Modell, das sicher kaum unter 70.000 Euro zu haben sein wird. Zudem muss es - gerade in dieser Klasse - skeptische Premium-Vielfahrer von der Elektromobilität überzeugen. Das dürfte zumindest unter diesem Gesichtspunkt schwierig werden.

Die meisten Menschen wissen, dass große Batterien verflucht teuer sind, aber die Kundschaft wird es nicht schlucken, wenn man dafür bei Premiumfahrzeugen der oberen Mittelklasse an der Materialqualität im Innenraum spart. Ganz ähnlich ist das ja auch beim Mercedes EQS zu beobachten.

Sitzprobe im Audi A6 Avant e-tron (2024)

Sitzprobe im Audi A6 Avant e-tron (2024) Zoom

Abgesehen von den etwas arg einfachen Oberflächen macht das A6 e-tron-Interieur allerdings einen sehr vernünftigen Eindruck. Die Platzverhältnisse im Fond sind gigantisch, der Kofferraum fasst 502 bis 1.330 Liter beim Sportback, beim Avant sind es 90 Liter mehr. Die Anhängelast gibt Audi mit 2,1 Tonnen an.

Weitere Highlights sind eine deutlich verbesserte Sprachsteuerung, die auch auf ChatGPT zurückgreifen kann und ein neues Panoramaglasdach mit schaltbarer Transparenz. Dazu kommt ein Bang & Olufsen Sound System mit Kopfstützenlautsprechern, die einen persönlichen Surround Sound sowie persönliche Navigationsansagen und Telefonie ermöglichen.

Antrieb und Batterie

Zu Beginn wird es zwei Motorisierungen geben. Die A6 e-tron performance-Modelle erhalten dabei eine permanenterregte Synchronmaschine an der Hinterachse, Hinterradantrieb und 270 kW (367 PS). Die Beschleunigung von 0-100 km/h gelingt in 5,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 210 km/h.

Das vorläufige Topmodell ist der S6 e-tron mit einem zusätzlichen Asynchronmotor vorne. Hier liegt die Systemleistung bei 370 kW respektive 503 PS (551 PS beim Launch Control-Start). Von 0-100 km/h geht es in 3,9 Sekunden, maximal sind 240 km/h drin.

Als Speicher kommt jeweils ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Nett-Kapazität von 94,9 kWh zum Einsatz. Audi spricht von XXL-Reichweiten bis über 750 Kilometer im A6 e-tron Sportback und über 720 Kilometer im Avant. Der S6 soll 670 Kilometer schaffen.

Audi A6 Sportback e-tron (2024)

Audi A6 Sportback e-tron (2024) Zoom

Rekuperiert wird mit bis zu 220 kW. Die maximale Ladeleistung beträgt 270 kW. Audi verspricht an geeigneten Ladesäulen 10 auf 80 Prozent Aufladung in 21 Minuten, in zehn Minuten soll man Strom für 310 Kilometer in die Batterie jagen können.

Im Laufe des Jahres 2025 folgen eine Einstiegsvariante mit Hinterradantrieb und kleinerer 83-kWh-Batterie sowie eine A6 e-tron-Version mit Allrad. Ein RS 6 e-tron wurde ebenfalls schon angekündigt.

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Marktstart und Preise

Bestellbar sind neuen e-trons ab September. Die Marktstart erfolgt ebenfalls noch in diesem Jahr. Ab Dezember 2024 wird ausgeliefert. Zu den Preisen haben sich die Ingolstädter noch nicht geäußert. Zur Einordnung: Der SUV-Bruder Q6 e-tron startet bei 68.800 Euro. Der SQ6 e-tron bei 93.800 Euro.

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