• 25.02.2013 15:28

  • von Roman Wittemeier

Frauen in Le Mans: Lange Tradition

Insgesamt 56 Frauen sind bislang beim Langstreckenklassiker in Le Mans am Start gewesen: Natacha Gachnang hofft auf eine Rückkehr an die Sarthe

(Motorsport-Total.com) - Im legendären Film "Le Mans" mit Steve McQueen spielen Frauen nur Nebenrollen. Das weibliche Geschlecht wird dort nur als "Anhängsel" der heroischen Langstreckenhelden dargestellt. Im Jahr 1970, als der fiktive Zweikampf zwischen Michael Delany (Porsche) und Erich Stahler (Ferrari) aufgezeichnet wurde, war tatsächlich keine Frau im Starterfeld der 24 Stunden von Le Mans. In jenen Jahren war Le Mans tatsächlich eine Männerdomäne.

Titel-Bild zur News:

2010 für Matech am Start: Rahel Frey, Natacha Gachnang und Cyndie Allemann

Dies war allerdings nicht immer so. Von den 1930er-Jahren bis 1951 waren insgesamt schon 26 Frauen beim Klassiker an der Sarthe aktiv gewesen. Nach einer mehrjährigen Durststrecke bekam der Megaevent in Frankreich ab 1971 wieder eine weibliche Note. Eine Frau am Start des berühmtesten Rennens der Welt ist keine Seltenheit mehr. Im Gegenteil: Heutzutage ist dies normal. Auch im Juni 2013 wird mindestens eine Frau dabei sein: Keiko Ihara (Gulf-Lola).

Eine weitere Dame macht sich derzeit Hoffnungen auf eine weitere Teilnahme am Klassiker. Natacha Gachnang ist 2013 Stammpiloten im Team von Morand. Die Mannschaft, die die komplette Saison in der European-Le-Mans-Series (ELMS) bestreitet, steht auf der Liste der Nachrücker für Le Mans. Für Gachnang wäre es kein Debüt an der Sarthe. Die Schweizerin hatte an gleicher Stelle 2010 bereits Geschichte geschrieben.

Gachnang, Frey und Allemann: Trio im Ford GT

Vor drei Jahren bildeten Gachnang und ihre Kolleginnen Cyndie Allemann und Rahel Frey ein reines Damen-Trio im Ford GT. Die drei Schweizerinnen hatten jedoch Pech und schieden mit einem technischen Defekt aus dem Rennen aus. Einige Frauen haben es allerdings zu recht großen Erfolgen auf der 13,6 Kilometer langen Strecke in Le Mans gebracht. Odette Siko und Marguerite Mareuse fuhren als erste Damen an der Sarthe und kamen 1930 prompt beim ersten Versuch mit ihrem Bugatti auf Rang sieben.

Vanina Ickx

Schon sieben Starts bei den 24 Stunden von Le Mans: Vanina Ickx Zoom

Siko gelang zwei Jahre später sogar ein Klassensieg in der Kategorie bis 2.000 Kubizentimeter. Im Alfa Romeo 6C landete die Französin auf Gesamtrang vier - besser war bis zum heutigen Tage keine andere Frau. Dieses Ergebnis lockte weitere Damen nach Le Mans. Unter ihnen waren beispielsweise die Kanadierin Kay Petre (1934, 1935 und 1937), die auf der britischen Rennstrecke von Brooklands für ihre Rekordfahrten bekannt war, oder auch Gwenda Hawkes (1934 und 1935), die das Autofahren am Steuer eines Ambulanzfahrzeuges im ersten Weltkrieg gelernt hatte.

In den ersten zwei Dekaden der Geschichte des berühmten Langstreckenrennens avancierte die Französin Anne-Cecile Itier zur Rekordhalterin. Die Rallye-, Grand-Prix- und Langstreckenfahrerin brachte es zwischen 1934 und 1939 auf fünf Starts an der Sarthe. Eine Landsfrau sollte diese Rekordzahl an Teilnahmen erst gut drei Jahrzehnte später brechen: Anne-Charlotte Verney ist bis heute jene Frau mit den meisten Starts in Le Mans. Von 1974 bis 1983 war sie bei zehn Auflagen in Folge am Start.

Als Danica einen Prototypen testete

Verney liebte auch den Rallyesport. Gemeinsam mit Mark Thatcher, dem Sohn der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher, nahm sie unter anderem 1982 an der Rallye Dakar teil. Das Duo mit ihrem Peugeot 504 war fünf Tage lang verschollen, bevor das Militär die beiden per Hubschrauber aufspüren und retten konnte. Nach Le Mans kehrte die französische Dame auch nach diesem Schreckerlebnis zurück. Gesamtrang sechs und ein Klassensieg zählen zu ihren Erfolgen.

Susie Wolff

Ehemann hat etwas dagegen: Susie Wolff würde gern im LMP1-Auto fahren Zoom

In den 1970er-Jahren zeigte sich viel Prominenz beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Michele Mouton setzte an der Sarthe ein Glanzlicht, bevor sie in der Rallyeszene zum Star wurde. Die ehemalige Formel-1-Pilotin Lella Lombardi zeigte sich ebenfalls beim größten Rennen der Welt. Die einzige Deutsche, die jemals in Le Mans am Start war, ist Claudia Hürtgen. Die Aachenerin war zwischen 1997 und 2001 bei vier Le-Mans-Rennen dabei. Ex-DTM-Pilotin Vanina Ickx war viermal an der Sarthe auf den Spuren ihres Vaters unterwegs.

Aktuell wird in der weltweiten Motorsportszene wieder intensiv über Frauen im Rennsport diskutiert. Hintergrund ist der Erfolg von Danica Patrick bei den jüngsten Daytona 500 (Pole-Position und im Rennen Rang acht). Formel-1-Boss Bernie Ecclestone macht aus seinem Wunsch nach einer Frau im Starterfeld kein Geheimnis. Patrick wiegelt jedoch bislang ab. Die Amerikanerin wird wohl auch nicht so schnell in Le Mans auftauchen. Nach ersten Erfahrungen 2007 im Acura von Andretti-Green verlor die Pilotin schnell die Lust an der Langstrecke.