24h Le Mans 2021: Teaminterne Kämpfe in der Nacht
Beide Prototypenklassen sind um 6 Uhr morgens teamintern hart umkämpft - Porsche verliert Anschluss in der GTE Pro durch Safety-Cars
(Motorsport-Total.com) - 14 Stunden sind bei den 24 Stunden von Le Mans 2021 (im Liveticker!) absolviert. Um 6 Uhr morgens hat Toyota eine souveräne Doppelführung inne. Welcher der beiden GR010 Hybrid das Rennen macht, ist aber noch völlig offen. Gleiches gilt für die LMP2, wo die beiden WRT-Orecas den Sieg unter sich ausmachen.
© Motorsport Images
Während der Nacht hat sich in Le Mans einiges getan Zoom
Der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/Lopez) ist das schnellere Auto, hat aber zweimal in der Nacht an Boden verloren. Als um Mitternacht die Jüngste von bislang vier Safety-Car-Phasen ausgerufen wurde, kam die #7 zu einem Boxenstopp rein, wodurch sie einen SC-Zug verlor. Der Toyota #8 (Buemi/Nakajima/Hartley) kam wieder in Schlagdistanz. (So liefen die ersten sechs Stunden bei den 24h Le Mans)
Toyota bestätigte, dass der Stopp noch nicht fällig war, sondern es sich um eine taktische Maßnahme gehandelt hat. Das ging aber völlig nach hinten los - von 80 bis 90 Sekunden Vorsprung vor dem Safety-Car blieben boxenstoppbereinigt nur noch 30 übrig. Anschließend gab es mehrere Slow Zones, während derer die #7 zweimal kam, die #8 aber nur einmal.
So war der Abstand zwischenzeitlich auf einen einstelligen Wert gesunken. Doch die #7 fuhr sich sukzessive in den nächsten Stunden wieder einen Vorsprung von knapp 40 Sekunden heraus.
Bis um kurz nach 4:30 Uhr Kamui Kobayashi mit blockierenden Reifen in der Indianapolis-Kurve in den Notausgang segelte. Kobayashi kämpft schon die ganze Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) mit blockierenden Vorderreifen an der #7. Auf einen Schlag waren 25 Sekunden dahin. Weil Reifen gewechselt werden mussten, verlor die #7 sogar kurzzeitig die Führung.
Alpine verliert zwei Runden im Kiesbett
Jose-Maria Lopez holte sich die Spitze kurz nach dem Stopp auf der Strecke zurück und fährt seitdem zum dritten Mal eine Lücke heraus. Um 6 Uhr morgens beträgt der Vorsprung 25 Sekunden.
Für den Alpine #36 (Negrao/Lapierre/Vaxiviere) gab es kurz nach 23 Uhr eine Schrecksekunde, als Mattieu Vaxiviere in der ersten Bremsschikane auf der Hunaudieres-Geraden abflog. Er hatte zwei GT-Fahrzeuge überrundet und bremste neben der Ideallinie, wo es noch feucht war, und flog mit dem Gegenpendler ab.
Die Bergung aus dem Kiesbett kostete zwei Runden, wodurch der Glickenhaus #708 (Derani/Mailleux/Pla) Platz drei übernahm. Doch Glickenhaus fehlt es an Speed und holte sich der Alpine den Podiumsplatz wieder zurück. Mehr ist realistisch betrachtet auch nicht möglich, denn die Toyotas sind leicht schneller und kommen eine Runde weiter.
Rätsel gibt der Glickenhaus #709 (Dumas/Briscoe/Westbrook) auf, der bei weitem nicht die Pace des Schwesterfahrzeugs hat und auf LMP2-Niveau fährt. Der Bolide liegt hinter vier LMP2 auf der neunten Gesamtposition und kommt aus eigener Kraft auch nicht weiter nach vorne.
Bruderkampf in der LMP2
In der LMP2 wurde das Feld ebenfalls durch das Mitternachts-Safety-Car auseinandergerissen. Sie half vor allem den beiden WRT-Orecas. Sie lagen ebenfalls lange Zeit dicht an dicht. Die Führung wechselte mehrfach in der Nacht. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt. Der WRT-Oreca #31 (Frijns/Habsburg/Milesi) führt mit 30 Sekunden Vorsprung auf das Schwesterfahrzeug #41 (Kubica/Deletraz/Ye).
United Autosports erlebt ein Rennen zum Vergessen. Nachdem sich am Abend schon zwei Fahrzeuge gegenseitig torpediert hatten, lag der United-Autosports-Oreca #22 (Hanson/Scherer/Albuquerque) lange auf der dritten Position.
Um kurz nach fünf Uhr waren aber alle Hoffnungen dahin - Lichtmaschine defekt. So erbte der Panis-Oreca #65 (Canal/Stevens/Allen) den dritten Platz, liegt aber 1:40 Minuten hinter den beiden WRT-Orecas. Sollte bei einem Fahrzeug etwas schiefgehen, lauert der Jota-Oreca #28 (Gelael/Vandoorne/Blomqvist) auf P4 auf seine Chance.
Porsche aller Siegchancen beraubt
Die SC-Phasen fielen ungünstig für Porsche. Nur die beiden AF-Corse-Ferraris und die Corvette #63 (A. Garcia/J. Taylor/Catsburg) blieben in einem Zug. Der AF-Corse-Ferrari #52 (Serra/Molina/Bird) hat sogar das Unmögliche möglich gemacht und nach Verlust des SC-Führungszuges diesen in der nächsten SC-Phase wieder erwischt.
Die Führung verteidigt seit Stunden der AF-Corse-Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Ledogar), der nicht nur einen 20-Sekunden-Abstand verwaltet, sondern auch in einem günstigeren Boxenrhythmus fährt als die beiden Gegner.
Die #52 und die #63 kämpften lange um die zweite Position, bis die #52 in der 14. Stunde an die Box musste. Warum, war lange nicht zu sehen, weil auch die Bildregie die Szene völlig verschlief. Das bestätigte auf Anfrage, dass es ein Problem mit der Aufhängung link hinten gibt. Der Ferrari steht immer noch.
Porsche rennt seinem Abstand aus dem verlorenen SC-Zug hinterher. Man kann das Tempo mitgehen, aber nichts aufholen. Durch den unplanmäßigen Stopp der #52 ist immerhin der Porsche #92 (Estre/Jani/Christensen) auf P3 vorgerückt.
Ein Porsche musste die Segel streichen. Cooper MacNeil hatte im Proton-Porsche #79 (MacNeil/L. Vanthoor/Bamber) einen Abflug um 2:30 Uhr in der Ford-Schikane. Proton versuchte noch eine Reparatur, doch der Schaden war zu groß.
In der GTE Am wechselte die Führung zwischen dem TF-Sport-Aston-Martin #33 (Keating/Pereira/Fraga) und dem AF-Corse-Ferrari #83 (Perrodo/Nielsen/Rovera) hin und her. Mittlerweile hat sich aber die #83 als dauerhafter Spitzenreiter vorne eingerichtet. Allerdings steht und fällt in dieser Klasse alles damit, wann der Amateur am Steuer sitzt.
Andere Fahrzeuge kommen momentan für den Klassensieg nicht in Frage. auf Platz drei liegt der Iron-Lynx-Ferrari #80 (Ilott/Cressoni/Mastrondardi), der aber bereits überrundet ist. Mehrere Ferraris, die Aussichten auf Podiumsplätze hatten, sind durch diverse Zwischenfällt aus- oder zurückgefallen.
Seit dem Regenschauer, der die Unfälle rund um Sophia Flörsch und United Autosports auslöste, ist es absolut trocken in Le Mans. Momentan ist auch kein weiterer Regen mehr vorhergesagt.
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