Schwerstarbeit für das "schwarze Gold"
Bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring gehen nicht nur die Piloten an ihre Grenzen, sondern auch die Reifen - Michelin blickt voraus
(Motorsport-Total.com) - Das "schwarze Gold" leistet in der "Grünen Hölle" Schwerstarbeit: Nicht nur an die Fahrer, sondern auch an die Reifen stellt die Nordschleife des Nürburgrings Runde für Runde ganz besondere Anforderungen. Wer bei den "24 Stunden Nürburgring" schnell sein will, braucht nicht nur für die stetig wechselnden Bedingungen den jeweils richtigen Reifen, sondern muss zudem wissen, wie er dessen Potenzial optimal nutzen kann.
© Michelin / DPPI
Die Michelin-Reifen werden auf der Nordschleife auf eine harte Probe gestellt
Nirgendwo anders wartet eine einzige Runde mit ähnlich unterschiedlichen Herausforderungen für die Reifen auf wie die berüchtigte "Grüne Hölle": Passagen wie "Hatzenbach" oder auch der Bereich "Aremberg" bis "Bergwerk" - die den Pneus mit permanenten Beschleunigungs-, Verzögerungs- und Seitenführungskräften das Letzte abverlangen - wechseln sich ab mit vergleichsweise simplen Roll-Kilometern wie bei der Auffahrt zum "Kesselchen" oder auf der "Döttinger Höhe", wo die Reifen wieder abkühlen können. Unzählige Asphalt- und Belagwechsel stellen die Balance auf die Probe, und wellige Bodenunebenheiten sorgen für zusätzlichen Verschleiß, wenn auf ihnen immer wieder die Antriebsräder kurz durchdrehen.#w1#
Gerade auf der Nordschleife ist ein exakt abgestimmtes Fahrwerk, das das Potenzial des Reifens clever nutzt, ein absolutes Muss. Wird es über Sturz oder Nachspur zu aggressiv eingestellt, droht der Pneu zum Beispiel am "Bergwerk" in der Lauffläche zu überhitzen und schneller zu verschleißen. Im Gegenzug kann es aber auch gelingen, ein Markenpokalauto wie den Renault Clio RS III "Coupe" mit seinen Pneus so einzustellen, dass mehr als zwei Sieben-Runden-Turns - also über 350 Kilometer (!) - während des 24-Stunden-Rennens problemlos realisierbar sind.
Die Geheimnisse: viel Federweg, um den Pneu auch auf Wellen am Boden zu halten; möglichst wenig Sturz, um die Reifen-Innenseiten nicht zu überfordern, sowie ein maßvoller Luftdruck für einen stets optimalen Kraftschluss, um Schlupf zu unterbinde n. Und noch eine Eigenart der legendären Nordschleife: Damit die Reifen die in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring oder beim 24-Stunden-Rennen notwendigen Distanzen überdauern, dürfen sie nicht zu weich sein.
Nachteil: Je härter die Laufflächenmischung, desto länger braucht ein Pneu, um seine optimale Betriebstemperatur zu erreichen. Kein Wunder, dass die Traditions-Rennstrecke von den Aktiven ein entsprechendes Geschick und viel Erfahrung bei der Fahrwerksabstimmung erfordert.
Als wäre das alles nicht bereits kompliziert genug, kommt dem Wetter auf dem Nürburgring immer eine ganz besondere Rolle zu: Aufgrund des Termins am zweiten Juni-Wochenende spricht zwar vieles für ein trockenes Rennen. Doch solche Vorhersagen können sich am Nürburgring schnell als Makulatur erweisen - eine Tatsache, die sich auch auf die Vorbereitung von Michelin auswirkt.
Für das 24-Stunden-Rennen hält der Michelin Renndienst im Fahrerlager der Grand Prix-Strecke daher eine große Vielfalt an Reifentypen bereit. Dazu gehören sowohl harte als auch weiche Laufflächenmischungen - da zum Beispiel die Temperaturen in der Nacht stark absinken. Und auch ein ausreichend großes Kontingent Intermediates und Regenreifen darf in der Eifel niemals fehlen. Von den insgesamt 3.900 Reifen, die Michelin in die Eifel transportiert, handelt es sich etwa jeweils zu einem Drittel um Slicks mit weicheren und Slicks mit härteren Mischungen sowie vers chiedene Arten von Regenreifen.