Verstappen zu Norris-Glück mit Safety-Car: "Wenn meine Mutter Eier hätte ..."

Lando Norris hat in Miami das Glück des Tüchtigen: Safety-Car hilft bei Premierensieg - während Christian Horner hadert, gratuliert Max Verstappen fair

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris gewinnt in Miami seinen ersten Grand Prix, profitiert bei seinem Premierensieg allerdings von einem glücklichen Timing mit dem Safety-Car. Doch ausgerechnet der geschlagene Max Verstappen bringt es nach dem Rennen auf den Punkt: "Es ist immer hätte, wenn und aber: Wenn meine Mutter Eier hätte, wäre sie mein Vater, also ja ... so läuft es eben im Racing, manchmal läuft es für einen und manchmal dagegen", sagt der Niederländer.

Titel-Bild zur News: Entscheidend: Das Safety-Car spielte Lando Norris am Sonntag in die Karten

Entscheidend: Das Safety-Car spielte Lando Norris am Sonntag in die Karten Zoom

Norris kann über den Spruch des Zweitplatzierten in der Pressekonferenz herzhaft lachen, wenngleich er einräumt, dass es ohne das Safety-Car am Sonntag wohl "hart geworden" wäre mit dem Sieg. "Ich hätte zwei Ferraris überholen müssen, die Red Bulls, Oscar (Piastri)", rechnet der Brite vor. Das nötige Quäntchen Glück nimmt er am Ende gerne mit, denn Zufall war der Sieg des McLaren-Stars trotzdem keiner.

Norris' Renningenieur Will Joseph verrät nach Rennende bei Sky: "Wir haben heute Früh schon gesagt: Vielleicht muss es unser Spiel sein, lang zu gehen und zu hoffen, dass etwas passiert. Denn wenn die Pace da ist, gibt es einfach keinen Grund früh zu stoppen. Und dann kam es genau zum richtigen Zeitpunkt", sagt der Brite mit Blick auf das Safety-Car nach der Kollision zwischen Kevin Magnussen und Logan Sargeant.

Zwar verpasste Norris zunächst die Boxeneinfahrt für einen möglichst schnellen Stopp - das Safety-Car allerdings auch den McLaren-Piloten, setzte es sich doch fälschlicherweise vor den Zweiten Verstappen. "Zu einem bestimmten Zeitpunkt dachten wir sogar, wir wären eine ganze Runde vorne", räumt Joseph ein.

Während Norris dadurch an der Spitze in aller Ruhe seinen Boxenstopp absolvieren konnte, ließ das Safety-Car schließlich doch noch die übrigen Fahrzeuge passieren und stellte somit die korrekte Reihung für den Restart wieder her, mit dem glücklichen Norris an der Spitze.

"Wenn du Max noch sehen kannst ..."

Den Glauben an seine Siegchance hatte der Brite laut eigenen Angaben nie verloren: "Ich wusste wir hatten gute Pace und dass wir das lange Spiel spielen", sagt Norris über die nötige Geduld zu Rennbeginn: "Ich konnte Max noch sehen, und wenn du Max noch sehen kannst, dann gibt es Hoffnung. Denn das passiert nicht so oft."

Vor allem Max Verstappens Eier-Spruch kam bei Lando Norris gut an

Vor allem Max Verstappens Eier-Spruch kam bei Lando Norris gut an Zoom

"Ich wusste die ganze Zeit, selbst als ich Sechster war, dass es Möglichkeiten gibt, ob das ein Safety-Car ist oder etwas in meine Richtung läuft: Ich war sehr schnell am Ende des ersten Stints, habe den Kopf unten gehalten und gepusht. Dann sind alle vor mir in die Box und ich konnte die ganze Pace nutzen, die ich hatte, was viel war", beschreibt der Brite die entscheidende Phase des Rennes.

"So lange fahren zu können auf den Reifen, mit der Pace, die ich hatte, hat zu dem bisschen Glück geführt - von dem ich gerne zugebe, dass man das auch manchmal auf seiner Seite braucht, dass es für einen läuft, und das hatte ich heute. Aber ich nehme das gerne mit", strahlt Norris.

Norris beim Restart "eingerostet"

Richtig zittern musste Norris danach eigentlich nur kurz beim Restart: "Ich habe nicht viele Safety-Car-Restarts von vorne gemacht in den letzten Jahren, das war etwas eingerostet", gibt er zu: "Ich werde sicherstellen, dass ich daran arbeite für nächstes Mal. Aber nachdem ich mich in Kurve eins verteidigen und die Führung behalten konnte, war ich recht zuversichtlich, dass ich es ins Ziel bringe."

Der Grund für seinen Optimismus: "Die Pace war auch im ersten Stint gut genug, selbst wenn es am Anfang vielleicht nicht so aussah, einfach weil ich hinter einigen Autos steckte. Aber mit freier Fahrt und frischeren Reifen, konnte ich pushen." Norris: "Ich hatte nur etwas Sorge, dass Max normalerweise immer etwas langsam vom Fleck kommt und dann aber auf einmal hochschaltet und wegzieht. Aber heute nicht."

Norris jubelt in Miami, Verstappen freut sich mit dem Premierensieger

Norris jubelt in Miami, Verstappen freut sich mit dem Premierensieger Zoom

Der Red-Bull-Pilot erklärt mit Blick auf die Schlussphase des Rennens und Norris' starke Pace: "Er war am Ende einfach um Meilen schneller." Bereits früh im Rennen sei ihm klar gewesen, dass von Norris Gefahr drohe, verrät Verstappen: "Ich habe ihn zu Beginn nicht gesehen, weil ich auf die Ferraris und Oscar hinter mir fokussiert war."

"Dann kam ich aber an die Box und habe die Pace gehört, die er auf den gebrauchten Mediums hatte. Die war ziemlich unglaublich und hätte ich nie gehen können. Ab da wusste ich, selbst wenn es kein Safety-Car gegeben hätte, dass ich ganz schön hätte pushen müssen, um ihn hinter mir zu halten, wenn er von hinten mit frischen Reifen kommt", so Verstappen.

Horner: Schaden am Auto durch Poller-Kollision

Geht es nach Red-Bull-Teamchef Christian Horner, spielte jedoch noch etwas anderes eine Rolle: Verstappens Überfahren des Pollers, bei dem sich der Niederländer laut Horner Schaden am Unterboden zuzog, der in der Folge wiederum seine Pace beeinträchtigt habe.

"Er hat den Poller um Runde 20 rum getroffen und das hat ganz schön viel Schaden an der linken Seite vom Unterboden des Autos verursacht", sagt der Brite: "Da fehlt ein gutes Stück und es bewegt sich auch ganz schön, das hat also sicher nicht geholfen." Horner glaubt sogar: "Mit diesem Schaden war der zweite Platz eigentlich noch ein gutes Resultat."

Das lange Warten hat sich für Norris gelohnt: Beim Sieg und bei der Strategie

Das lange Warten hat sich für Norris gelohnt: Beim Sieg und bei der Strategie Zoom

Kurios: In der Pressekonferenz nach dem Rennen kann Verstappen der Theorie seines Bosses jedoch nicht viel abgewinnen: "Es hat sich nicht anders angefühlt, also ich weiß nicht", sagt er auf den möglichen Poller-Schaden angesprochen: "Vielleicht war es schon beschädigt. Ich habe das Teil getroffen, aber danach war meine Pace die gleiche. Also keine Ahnung, ob es Schaden gab."

Für den Weltmeister ist der Grund für die Niederlage in Miami eher woanders zu suchen: "Die Performance war einfach schwach im Rennen, aber ich habe mich das ganze Wochenende schon nicht wohlgefühlt. Auf dem Medium war es noch okay, aber auf dem Harten ein ziemliches Desaster", sagt Verstappen, der sich bereits ab dem ersten Tag in Florida am Funk viel über die Fahrbarkeit seines Autos beschwert.


Der Red-Bull-Pilot erklärt: "Einfach wenig Grip, schwierige Balance in den langsamen Ecken, ich konnte mich nicht wirklich aufs Heck verlassen, wohingegen ich in den schnellen Passagen viel Untersteuern hatte. Mit diesen beiden Problemen kann man es auch nicht ausbalancieren, weil man zwei verschiedene Sachen jagt. Ich bin einfach mit dem Grip gefahren, den ich hatte und das war nicht viel."

Verstappen nimmt's sportlich, Horner hadert

Zumindest in Bezug auf diese Probleme stimmt auch Horner mit seinem Superstar überein: "Ich glaube, wir hatten das ganze Wochenende lang keine großartige Balance", sagt der Brite und gibt zu bedenken: "Es ist ein schwieriger Kurs und das Verhalten der Reifen ist ziemlich einmalig hier. Man konnte ja hören, dass er selbst bei der Pole am Freitag und am Samstag nie happy mit der Balance des Autos war."

McLaren bejubelt in Miami den ersten Sieg für Lando Norris in der Formel 1

McLaren bejubelt in Miami den ersten Sieg für Lando Norris in der Formel 1 Zoom

Den verlorenen Sieg macht Horner dennoch am unglücklichen Safety-Car und dem Rauspicken des falschen Führungsfahrzeugs fest: "Es hätte Lando abfangen sollen. Es war sehr glücklich, dass er keine ganze Runde vorm Feld gelandet ist. Das haben sie dankenswerterweise aussortiert und dann war es das", sagt der Brite, der glaubt: "Ich denke, Lando hätte sonst nicht die Trackposition gehabt."

Entsprechend hadert Horner: "Das Safety-Car kam zur besten Zeit für Lando und hat ihm praktisch einen freien Boxenstopp geschenkt. Nicht toll für uns, weil wir dann auch noch sechs Runden ältere Reifen hatten."

Verstappen sieht die Angelegenheit am Ende etwas sportlicher als sein Boss: "Es ist Racing, manchmal arbeitet es für einen, manchmal gegen einen - und selbst mit dem Safety-Car hatten wir heute alle Möglichkeiten zu gewinnen. Aber wir waren einfach nicht schnell genug nach dem Restart. Sobald ich das realisiert habe, habe ich einfach versucht Platz zwei ins Ziel zu bringen."

Schlusswort Verstappen: "Ich bin happy heute von Lando geschlagen worden zu sein, denn er hat es definitiv verdient. Sein Sieg war überfällig."