• 04.11.2012 11:51

  • von Stefan Ziegler

Dicke Luft bei Chevrolet: "So nicht ..."

Weltmeister Yvan Muller tat sich mit seiner Fahrweise in Schanghai keinen Gefallen und zog sich den Unmut seiner beiden WM-Titelkonkurrenten zu

(Motorsport-Total.com) - Eisige Mienen bei Chevrolet. Und dabei haben die aktuellen Weltmeister das Rennwochenende in China mit der maximal möglichen Punktzahl und beiden Laufsiegen abgeschlossen. Dass sich aber nicht alle darüber freuen, sondern Gewitterstimmung verbreiten, liegt an der Fahrweise von Yvan Muller. Der WM-Titelverteidiger hat sich in Schanghai nämlich zweimal als "Pistenrambo" betätigt.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Yvan Muller benahm sich in China auf und abseits der Strecke etwas daneben Zoom

Schon beim Start zum ersten Rennen agierte Muller erstmals auffällig: Während sich Alain Menu und Rob Huff, seine beiden Teamkollegen bei Chevrolet, in der "Schneckenkurve" für die engere Innenlinie entschieden, probierte Muller außen sein Glück. Um dann plötzlich nach innen zu stechen und Menu in die Fahrerseite zu rammen. Was eine Kettenreaktion im Vorderfeld in Gang zu setzen schien.

Denn Muller wurde auf einmal zum "Spielball" im Startgetümmel, wurde hier getroffen und dort berührt, fing sich schließlich einen erheblichen Schaden an seinem Chevrolet Cruze ein. Und damit war das erste Rennen für ihn gelaufen - nach nur wenigen Metern, in denen er auf zweifelhafte Art und Weise die Brechstange ausgepackt hatte. Und seine Laune wurde dadurch offenbar nicht besser.

Der Reporter kriegt den Frust ab

In der Pause zwischen den beiden WM-Läufen war der Franzose noch immer mächtig geladen, als ihn der Eurosport-Reporter in der Boxengasse nach seiner Sicht der Dinge befragte. Muller: "Hast du die TV-Bilder gesehen? Ich bin mir sicher, du hattest einen besseren Blick als ich. Ich bekam einen Treffer von hinten. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Augen aber nach vorn und nicht nach hinten gerichtet."


Fotos: Chevrolet, WTCC in Schanghai


"Deshalb frage ich dich: Was ist eigentlich passiert?", so der Chevrolet-Pilot ein bisschen genervt. Und als der Reporter meinte, das Rennen nicht am TV verfolgt zu haben, platzte Muller endgültig der Kragen. Er blaffte los: "Ganz ehrlich: Du arbeitest für das Fernsehen und hast das Rennen nicht gesehen? Wie kannst du dann über das Rennen reden, wenn du es gar nicht mal gesehen hast?"

Das ohnehin kurze Interview war nach diesen Sätzen rasch vorbei. Doch Muller legte noch einen drauf: Im zweiten Rennen rauschte er in Runde acht ins Heck seines Vordermanns - wieder Menu, der das Rennen bis dahin angeführt hatte. Menu kam quer und konnte sein Auto nur mit Mühe wieder abfangen. Platz eins war er damit aber los. Und Muller erleichterte ihn auch noch um Rang zwei.

Muller entschuldigt sich bei Menu

Im Parc Fermé würdigten sich die beiden Chevrolet-Stallgefährten dann keines Blickes. Kurz vor der Siegerehrung sprach Muller dann aber bei Menu vor. Das haben die TV-Kameras noch gezeigt. Was gesprochen wurde, ist unklar. "Es ist ohnehin zu früh, um sich mit mir darüber zu unterhalten", sagte Menu wenig später in der Pressekonferenz. Und dort wirkte der Schweizer sichtlich angefressen.

"Ich denke, das kostete wahrscheinlich ihn und auch mich die Titelchancen. Das ist sehr schade, doch jetzt ist es schon passiert", meint Menu. Muller zeigt sich kurz darauf einsichtig: "Ich habe etwas zu spät gebremst. Es tut mir einfach nur leid. Vor allem nach dem schlechten Ergebnis aus dem ersten Rennen. Das Letzte, was ich haben wollte, war eine Berührung mit einem meiner Teamkollegen."

Diesem Vorsatz wurde Muller in Schanghai aber nicht gerecht. Der große Nutznießer war Huff, dem der Sieg im zweiten Rennen und damit ein größerer Vorsprung in der Gesamtwertung regelrecht in den Schoß fielen. Doch bei aller Freude über das - trotz allem herausragende - Chevrolet-Ergebnis merkt der WM-Spitzenreiter an: "Es tut mir leid für das Team, denn so wollen wir das nicht regeln."