• 16.02.2011 13:47

  • von Stefan Ziegler

Wackelt der WTCC-Event in Marrakesch?

Finanzielle Probleme könnten zu einer kurzfristigen Rennabsage in Marrakesch führen - Europäische Streckenposten sind ab sofort Pflicht in Marokko

(Motorsport-Total.com) - Knapp vier Monate vor dem WTCC-Wochenende in Marrakesch kommen Zweifel daran auf, dass der Event in diesem Jahr wie geplant vonstatten gehen wird. Die marokkanischen Veranstalter haben offenbar mit finanziellen Problemen zu kämpfen und können nicht garantieren, dass die Rennen zur Tourenwagen-WM 2011 tatsächlich ausgetragen werden - Marrakesch ist ein großes Fragezeichen.

Titel-Bild zur News: Robert Huff

Gelbe Flaggen für Marrakesch: Das Chaos von 2010 darf sich nicht wiederholen...

Dies bestätigte Eventpromoter Ali Horma unlängst gegenüber 'Radiomars.ma'. Der Präsident des Renn-Komitees von Marrakesch merkte an, dass das Stadtrennen nach wie vor im offiziellen Kalender der WTCC firmiere, aber gewissermaßen auf dem Prüfstand stehe. "Wir als Veranstalter müssen bestimmte finanzielle Garantien vorlegen. Gelingt uns das nicht, wird der Event vermutlich ersetzt."

Wie Horma erklärt, habe man seit der Rennpremiere 2009 jährlich rund 9 Millionen Euro in die Austragung des WM-Wochenendes investiert, wobei jeweils nur etwa 1,8 bis 2,7 Millionen Euro an Gewinnen erzielt wurden. Deshalb sei man auf die Unterstützung von Sponsoren angewiesen, deren Interesse aber bereits beim zweiten WTCC-Gastspiel 2010 geringer geworden sei, meint Horma.

Wer kann dem Rennprojekt in Marokko helfen?

Große Hoffnungen setzt man daher in die Landesregierung, zumal König Mohammed VI. als großer Fan des Stadtrennens in Marrakesch gilt. Laut Eventpromoter Horma befinde man sich aktuell in Gesprächen, "um eine Lösung zu finden", wie der Afrikaner hinzufügt. "Hoffentlich gibt es eine Möglichkeit, denn alles andere wäre sehr schade - die Arbeit von vielen Jahren wäre plötzlich dahin."

"Der Besuch von Jean Todt war eine große Ehre für uns." Ali Horma

Ein bisschen Zuversicht schöpft Horma allerdings aus der Tatsache, dass sich einige Größen des internationalen Motorsports für die Austragung der Veranstaltung interessieren. "Der Besuch von Jean Todt war zum Beispiel eine große Ehre für uns, denn er geht ja sonst kaum an die Strecke", sagt Horma im Hinblick auf den Präsidenten des Automobil-Weltverbandes (FIA), der 2010 vor Ort war.


Fotos: WTCC in Marrakesch


Formel-1-Chef Bernie Ecclestone machte sich ebenfalls schon persönlich ein Bild vom Geschehen in Marrakesch, als er im vergangenen Jahr überraschend in der afrikanischen Großstadt auftauchte. Dies verdeutliche die Anziehungskraft seines Events, meint Horma. Sportlich hochwertig war die Vorstellung der Tourenwagen-WM damals allerdings nicht: 2010 regierte das Chaos in Marrakesch.

Marrakesch braucht ausländische Streckenposten

Die beiden Sprintrennen auf dem 4,6 Kilometer langen Stadtkurs wurden zur Farce, weil das Feld einen Großteil der Distanz hinter dem Safety-Car zubringen musste. Die örtlichen Streckenposten waren ihren Aufgaben nicht gewachsen und sorgten für massive Verzögerungen im Rennbetrieb, sodass im zweiten Lauf des Tages lediglich eine Runde komplett unter Grün zurückgelegt wurde.

"In diesem Jahr müssen europäische Streckenposten dabei sein, um den örtlichen Marshalls zu helfen." FIA

Auch deswegen wird der Marrakesch-Event durchaus kritisch beäugt, wie 'Motorsport-Total.com' auf Anfrage bei der FIA erfahren hat. "In diesem Jahr müssen europäische Streckenposten dabei sein, um den örtlichen Marshalls zu helfen. Wir wollen solche Probleme vermeiden, wie wir sie 2010 hatten", lässt der Automobil-Weltverband ausrichten. Für Marokko bedeutet dies weitere Schwierigkeiten.

Der nationale Sportverband soll nämlich die Kosten für die diversen ausländischen Streckenposten übernehmen, was die ohnehin angespannte Finanzlage weiter verschärft. Es ist im Augenblick also durchaus fraglich, welche Richtung das Rennprojekt in Marrakesch einschlägt. Selbst die FIA zeigt sich diesbezüglich recht zurückhaltend: "Warten wir einfach ab", lautet die Botschaft aus Paris.