D'Aste im exklusiven Interview: "Der Titel ist das Ziel"
Der ehemalige Privatier-Weltmeister Stefano D'Aste im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Saison 2009 und seine Erwartungen
(Motorsport-Total.com) - Stefano D'Aste ist zurück bei Wiechers-Sport. Nach einer Saison beim italienischen Proteam dockte der ehemalige Sieger der Independents' Trophy wieder beim deutschen Privatier-Rennstall an, mit dem er 2007 den WM-Titel einfahren konnte. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' nahm D'Aste Stellung zu seinem Teamwechsel und erläuterte seine Vorhaben für die bevorstehende Saison - ganz klar: 2009 möchte der ehemalige Champion sich wieder zum Titelträger krönen...
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Stefano D'Aste hat sich für die neue Saison einiges vorgenommen: den Titel
Frage: "Stefano, wie würdest du deine Saison 2008 einschätzen?"
Stefano D'Aste: "Das war eine gute Saison. Gemeinsam mit dem Team und meinem Teamkollegen habe ich sehr gute Arbeit geleistet. Mein Ziel war es, das Proteam in die Lage zu versetzen, mit einem der beiden Fahrer die Meisterschaft zu gewinnen. Aus diesem Grund wollte man mich wieder zurückhaben und hat mir daher auch einen guten Vertrag angeboten."#w1#
2009: Rückkehr zu Wiechers-Sport
Frage: "Du hast den zweiten Rang in der Meisterschaft dadurch eingebüßt, dass du in Macao nicht gestartet bist. Kannst du erklären, warum du dich so entschieden hast?"
D'Aste: "Ich habe mich dazu entschieden, lieber zuhause zu bleiben - denn mit der Strafe aus Okayama wäre es einfach zu schwierig gewesen, die Meisterschaft noch zu gewinnen. Gleichzeitig fand außerdem die Rallye in Monza statt und mein Team war dort mit zwei Wagen vertreten. Die Veranstalter haben sich enorm ins Zeug gelegt, um mich im Starterfeld zu haben und so habe ich mich entschieden, für mein Team zu arbeiten."
Frage: "Dein Teamkollege Sergio Hernández hat schließlich den WM-Titel geholt. Hat dir der Fight mit ihm Spaß gemacht?"
D'Aste: "Ich freue mich sehr für Sergio, denn er ist ein guter Freund von mir und aktuell mein bester Kumpel. Wir haben die ganze Saison daran gearbeitet, die beiden Autos schnell zu machen - und nicht nur das eigene."
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Daumen hoch für eine gute Saison 2009: Dominik Greiner und Stefano D'Aste Zoom
Frage: "Du hast für 2009 bei Wiechers-Sport unterschrieben, für die du schon 2007 die Independents' Trophy gewonnen hast. Trifft die Bezeichung "Back to the Roots" darauf zu?"
D'Aste: "2007 haben wir wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Ich habe in diesem Team einen wirklich tollen Kerl kennen gelernt - Dominik Greiner. Er war die Schlüsselfigur in der damaligen Saison. In der ersten Jahreshälfte hatten wir einige Probleme mit der Kommunikation und damit, den besten Weg für eine Zusammenarbeit zu finden. Dank ihm und einiger Briefings konnten wir diese Probleme schließlich lösen."
Frage: "Es hieß zunächst, dass du kur vor einer Vertragsunterzeichnung beim Proteam stehen würdest. Was ist geschehen, dass du dich doch gegen einen Verbleib bei diesem Team entschieden hast?"
D'Aste: "Das Proteam ist ein unglaublich guter Rennstall. Was den technischen Aspekt anbelangt ist es sicherlich eines der besten Teams - und sogar besser als manche Werksmannschaft. Das Team ist perfekt für einen Fahrer ohne Erfahrung, denn selbst mit wenig Feedback vom Piloten können sie schon das Auto einstellen. Ich habe mich zu einem Wechsel entschieden, weil in diesem Jahr einfach zu viele seltsame Dinge mit meinem Wagen geschehen sind. Das waren Kleinigkeiten, aber sie haben mich letztendlich viel gekostet."
D'Aste profitiert von seiner großen Erfahrung
Frage: "Was sind deine Erwartungen an die Saison 2009? Hast du wieder den Titel im Visier?"
D'Aste: "Ja, der Titel ist wieder das Ziel. Außerdem würde ich in einigen Rennen gerne in die Top 10 fahren, in einem Lauf von der Pole-Position aus starten und das Rennen schließlich gewinnen - wie in Spa 2005."
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Mit Wiechers-Sport erzielte D'Aste einige Erfolge und gewann 2007 den Privat-Titel Zoom
Frage: "Du bist der Pilot mit der meisten Erfahrung in der Independents' Trophy. Was würdest du sagen, sind deine Stärken?"
D'Aste: "Ich denke, dass ich meine Stärken meinem Studium zu verdanken habe. Ich habe Maschinenbau studiert, aber leider nicht abgeschlossen. Dennoch sind die Grundlagen natürlich vorhanden. Außerdem arbeite ich täglich für mein offizielles Lotusteam und mein Autohaus. Ich designe, teste und entwickle eine Menge Teile und Dinge, die mir das Verständnis des Wagens ermöglichen und auch zeigen, wie ich das Auto in vielen Bedingungen nutzen kann."
"Ich teste alles - von Bremsen über Motoren bis hin zu Stoßdämpfern. Eine andere Stärke von mir liegt vielleicht in meiner Zweirad-Erfahrung, denn damit Rennen zu fahren hilft dabei, das Gefühl und die Sensibilität zu entwickeln. Wenn ich eine kleine Veränderung am Wagen vornehme, dann spüre ich das sofort und das ist natürlich fantastisch für mich. Ich mag dieses Gefühl und das ist auch sehr wichtig."
Frage: "Wärst du interessiert daran, in der Zukunft einem Werksteam beizutreten oder würdest du eher der Independents' Trophy treu bleiben?"
D'Aste: "Mein Ziel für die Zukunft ist es, mit meinem eigenen Team Rennen zu bestreiten und den Lotus-Autos dabei zu helfen, ihr Comeback auf hohem Motorsport-Niveau zu feiern. Mit einem Werksteam zu fahren wäre fantastisch für mich, aber ich habe einen eigenen Rennstall, bin Autohändler und Geschäftsmann. Wenn ich also aktuell für ein Werksteam fahren würde, dann müssten sie mir ein großes Budget zur Verfügung stellen, denn ich würde eine Menge Zeit für meine eigenen Geschäfte einbüßen. Da habe ich derzeit nämlich alle Hände voll zu tun, wo wir doch nun den Lotus Cup in Italien organisieren und eine Reihe anderer Projekte am laufen haben."
Spannung vor dem ersten Afrika-Auftritt der WTCC
Frage: "Hat sich die WTCC im Laufe der Jahre sehr verändert? Wie steht's mit der Independents' Trophy?"
D'Aste: "Die Organisation ist sehr gut und die Damen und Herren sind wirklich sehr professionell. Im vergangenen Jahr haben sie einen tollen Schritt für die Privatfahrer getan, indem sie ihnen mehr Platz im Fernsehen eingeräumt haben und so weiter. Die Independents' Trophy ist eine sehr gute Meisterschaft mit einigen schnellen und professionellen Fahrern. Ich denke, dass es die beste Meisterschaft der Welt ist."
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Unterwegs mit dem Proteam: 2008 reichte es in der Gesamtwertung nur zu Platz drei Zoom
Frage: "2008 war die WTCC erstmals in Japan unterwegs. Hat es dir gefallen, auf dem Okayama International Circuit zu fahren?"
D'Aste: "Ja, das hat mir sehr gefallen und ich war dort bei allen Bedingungen sehr schnell. Der einzige Knackpunkt dabei ist, dass du unbedingt einen Mietwagen brauchst, denn die Strecke liegt an einem unglaublich ruhigen Ort - richtig gut für Meditation, aber das sind wir nicht gewohnt. Die nächste Stadt ist eine Stunde entfernt. Ich habe dort ein paar sehr nette Tage mit meiner tollen Freundin Linda verbracht. Wir haben eine Fabrik in Okayama besucht, die P.B. Racing beliefert und haben einige sehr nette Menschen getroffen, die uns die japanische Kultur gezeigt haben. Wir haben japanische Eiscreme probiert und die war unheimlich gut!"
Frage: "Im Mai 2009 wird die WTCC erstmals in Afrika fahren. Was hältst du von dieser neuen Veranstaltung?"
D'Aste: "Das wird ganz sicher ziemlich heiß werden... (lacht; Anm. d. Red.). Ich kenne Afrika und die Menschen dort nicht so gut. Ich würde aber viel lieber ein Rennen in den USA fahren, denn dort leben die Leute die Rennen in einer aufregenden Art und Weise. Für sie sind die Fahrer absolute Helden! Ich weiß nicht, ob die Menschen in Afrika eine Leidenschaft für Motorsport haben - doch ich denke schon, dass ihnen die WTCC gefallen wird."