Le-Mans-Vortest 2017: Toyota unterbietet 2016er-Polezeit!
Kamui Kobayashi stellt das Potenzial des Toyota TS050 deutlich dar: Bestzeit beim Vortest - Oreca bestimmt LMP2-Spitze - Corvette in GTE-Pro-Klasse vor Porsche
(Motorsport-Total.com) - Was sich beim WEC-Rennen in Spa-Francorchamps bereits angedeutet hatte, wurde beim Vortest zu den 24 Stunden von Le Mans 2017 Realität: Die LMP1-Werksautos sind trotz aerodynamischer Einschränkungen erheblich schneller geworden. In den insgesamt acht Stunden Testfahrten auf der 13,6 Kilometer langen Strecke an der Sarthe markierte Kamui Kobayashi (Toyota) in 3:18.132 Minuten die Bestzeit. Der Japaner war somit im 1,6 Sekunden schneller als die Polezeit von Neel Jani (Porsche) 2016!
© Toyota
Toyota überzeugte beim Vortest mit einem bärenstarken Tempo Zoom
Kobayashi und seine Kollegen Mike Conway und Stephane Sarrazin wussten nicht nur im Rahmen einer Qualifying-Simulation zu überzeugen. Der Toyota legte auch über Distanz ein starkes Tempo auf die Bahn. Deutlich wurde dies am Beispiel des Schwesterautos mit der Startnummer 8. Sebastien Buemi (2./3:19.290 Minuten) absolvierte am frühen Nachmittag einen beeindruckenden Stint über satte 14 Runden. Dies legt den Verdacht nahe, dass die Japaner sogar noch zulegen könnten.
Der dritte TS050 mit Yuji Kunimoto, Nicolas Lapierre und Jose Maria Lopez (3./3.21.455) rundete das perfekte Ergebnis für Toyota ab. Porsche verzichtete auf Qualifying-Versuche und spulte ein solides Programm ab. Nicht ganz ohne Sorgen: Am Fahrzeug von Bernhard/Hartley/Bamber (Startnummer 2) musste am Mittag der Motor gewechselt werden, weil es ein Ölleck gab. Die Arbeiten, die normalerweise in 90 Minuten zu schaffen sind, dauerten bis zur Mitte des zweiten Durchgangs.
Neuer Bugatti-Asphalt: Unterschiedliche Resonanz
Obwohl man wegen der Reparatur weniger fahren konnte als alle anderen LMP1-Werksautos, war Earl Bamber in 3:21.512 Minuten immerhin noch schneller als der zweite 919 Hybrid mit Neel Jani, Andre Lotterer und Nick Tandy (5./3:22.100). Ein Blick auf die Sektorenzeiten zeigt: Porsche verliert im Vergleich zu Toyota vor allem im Bereich der Porsche-Kurven. Entweder fährt man weniger Abtrieb, oder die Piloten wurden bewusst zu vorsichtiger Fahrweise im schnellen Geschlängel angehalten.
© Porsche
Der Porsche mit der Startnummer 2 benötigte einen neuen Motor Zoom
"Wir können noch etwas zulegen", sagt einer der Porsche-LMP1-Fahrer lächelnd zu 'Motorsport-Total.com'. Bei perfekten Wetterbedingungen bot die Strecke nicht überall viel Grip. Vor allem auf den öffentlichen Straßen lag viel Schmutz. Die Bereiche der permanenten Rennstrecke riefen aufgrund einer frischen Asphaltierung unterschiedliches Echo hervor. "Der neue Asphalt ist klasse, den hätte ich gern überall. Aber leider ist nur der Bugatti-Circuit neu asphaltiert, nicht die öffentliche Straße", so Neel Jani.
"Ganz ehrlich: Ich habe keinen Unterschied gemerkt. Der neue Asphalt sieht genauso aus wie der alte. Er fühlt sich auch genauso an", bilanziert Risi-Ferrari-Haudegen Giancarlo Fisichella. "Wenn überhaupt, dann ist es jetzt sogar etwas rutschiger, weil noch Öl heraus kommt." Die LMP2-Autos ließen sich von äußerlichen Einflüssen kaum bremsen. Die "kleine Prototypenklasse" überzeugte wie schon am Vormittag mit unglaublichen Rundenzeiten und Topspeeds.
Die Bestzeit von Nelson Panciatici (Alpine/3:28.146) war schneller als die beste Runde von Dominik Kraihamer im LMP1-Auto von ByKolles (3:28.701). Hinter dem deutschen Privatteam reihten sich elf weitere Oreca-Gibsons ein - der Alpine A460 ist baugleich, nur umbenannt. Die Ligiers hatten kaum eine Chance, der einzelne Wagen von Riley schon gar nicht. Die drei Dallaras glänzten an der Spitze der Topspeed-Liste mit Werten oberhalb der 340-km/h-Marke.
LMP2-Klasse wird immer schneller
"Wenn ich das sehe, dann muss ich sagen, dass wir vielleicht etwas zu wenig Abtrieb fahren", meint Le-Mans-Rookie Rubens Barrichello. Sollte Dallara noch etwas mehr Abtrieb finden, könnte man sicherlich auf dem Niveau von Oreca fahren. Insgesamt ist die LMP2-Klasse im Vergleich zum Vorjahr um über acht Sekunden schneller geworden. "Das macht unwahrscheinlich viel Spaß, vor allem auf dieser Strecke", sagt Manor-Pilot Simon Trummer.
In der GTE-Pro-Klasse setzte sich Oliver Gavin (Corvette) in 3:54.701 Minuten durch. Lange Zeit lag Porsche mit den beiden 911 RSR an die Spitze. Die Autos von Lietz/Makowiecki/Pilet und Christensen/Werner/Estre waren nur durch 0,003 Sekunden getrennt. Gavin schlug am Ende zu, als an seinem US-Dampfhammer ein schneller Motorwechsel absolviert war. Auf Platz vier konnte die zweite Corvette von Magnussen/Garcia/Taylor ebenso gut mithalten wie beide Aston Martins und die Ferraris von AF Corse und Risi. Ford hielt sich mit allen vier Autos sehr zurück.
Die Bestzeit in der GTE-Am-Kategorie sicherte sich Pedro Lamy (Aston Martin) vor dem neuen Liebling des Publikums. Das Art-Car von Larbre, eine im Graffiti-Style designte Corvette, wurde von Fernando Rees auf Rang zwei gebracht. Der Porsche von Demsey-Proton (3.), der Ferrari der Scuderia Corsa (4.) rundeten einen bunten Markenmix ab. Die Session am Nachmittag war nach einem Abflug von Eric Maris (Eurasia-Ligier) für zehn Minuten unterbrochen. Der Fahrbetrieb wurde rund elf Minuten vor Schluss eingestellt, nachdem der Oreca-Gibson von Manor (#25) viel Öl verteilt hatte.