Honda vs. Chevy: Wer hat in Indy wirklich das bessere Paket?

Honda ist Indianapolis schnell, kämpft aber auch mit der Zuverlässigkeit - Chevrolet fehlt im Qualifying der Speed - Welcher Hersteller ist fürs Rennen besser aufgestellt?

(Motorsport-Total.com) - Für Chevrolet und Honda ist ein Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis ein ganz wichtiger Prestigeerfolg und ein Ass für die Marketing-Aktivitäten. Da die Aero-Kits eingefroren sind, geht es um Detailarbeit und Motorleistung. Schon im Vorjahr zeigte sich, dass das Honda-Aerokit in Superspeedway-Konfiguration auf Augenhöhe mit Chevrolet ist, vielleicht sogar einen Tick besser, während auf Straßenkursen Honda immer noch einen Nachteil hat. Die entscheidende Frage betrifft die Motoren.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Das Chip-Ganassi-Team wechselte erst im Winter von Chevrolet zu Honda Zoom

Im Qualifying brachte Honda sechs Autos in die "Fast Nine" und sicherte sich mit Scott Dixon die Pole-Position. Chevrolet steht zwar mit Ed Carpenter auf Platz zwei, aber das Penske-Team blieb hinter den Erwartungen zurück. Den Autos fehlte im Qualifying-Trimm schlichtweg der Speed. Nach den Trainings verfestigte sich der Eindruck, dass Honda einen kleinen Vorteil hat. Nur entspricht das auch der Realität?

Honda deutete schon im Freien Training den Speed an, drehte dann aber vor dem Qualifying die Motoren etwas zurück, um dann wieder mit vollem 1,4 bar Ladedruck zu fahren. Der Knackpunkt ist die Zuverlässigkeit. "Die Probleme, die Bourdais und Kimball beim Grand Prix hatten, waren die gleichen wie bei Rahal am ersten Trainingstag, und dann noch einmal bei Bourdais", wird HPD-Renningenieur Allen Miller von 'Autosport' zitiert. "Dann passierte es auch bei Alonsos Auto vor dem Qualifying."

Technische Schwierigkeiten: Honda rätselt

Alonso bekam für das Qualifying einen frischen Motor eingebaut und qualifizierte sich schlussendlich für Startplatz 5. Honda hat aber immer noch nicht die Ursache herausgefunden. Schon in Long Beach schieden mehrere Autos mit technischen Schwierigkeiten aus. Für Indianapolis gab es Updates beim Motor. "Aber es scheint, dass wir immer noch ein Problem haben", so Miller. "Wir haben immer noch nicht herausgefunden, ob es ein Qualitätsproblem oder am Design liegt. Das Design sagt, dass alles gut sein sollte."


Indy 500 2017: Highlights Pole-Day

Die Zusammenfassung des Pole-Day in zwei Minuten: Scott Dixon auf Pole, Fernando Alonso wird Fünfter. Weitere Formelsport-Videos

Deswegen gibt es beim Honda-Lager für das Rennen eine gewisse Unsicherheit. Die Motoren werden über die 500 Meilen anders belastet, als bei kurzen Trainingsruns. Dazu kommen die beeinträchtigte Kühlung im Verkehr, Windschatteneffekte und so weiter. "Wir wollen die Motoren für das Rennen nicht zurückdrehen", hält Miller fest. Denn die Rennspezifikation von Indianapolis muss dann für die restliche Saison verwendet werden.

Penske hat "Hausaufgaben gemacht"

Vor allem die Startplätze der Penske-Boys überraschen. Will Power qualifizierte sich als Neunter, Juan-Pablo Montoya als 18., Helio Castroneves als 19. und Josef Newgarden als 22. Es wäre aber ein Fehler, diese starke Mannschaft abzuschreiben. "Wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit.", sagt Power. "Wir haben in der Off-Saison unsere Hausaufgaben für dieses Rennen gemacht. Wir testeten hier zweimal und holen alles aus unserem Paket heraus. Ich weiß, dass Chevy sehr hart arbeitet."

Will Power

Nur Will Power schaffte es in die Top 9, war dort aber der Langsamste Zoom

Teamkollege Castroneves, der schon dreimal das Indy 500 gewinnen konnte, stimmt zu. Penske konzentrierte sich vor allem auf die Rennabstimmung. "Wir versuchen sicherzustellen, dass wir uns so komfortabel wie möglich fühlen. Was auch immer am Renntag passieren wird, wir bereiten uns so gut wie möglich vor. Wir können nicht ständig über Honda sprechen, sondern müssen uns auf uns konzentrieren." Zwischen den Motoren sieht der Brasilianer keinen so großen Unterschied wie im Vorjahr. Wenn Honda auch diesmal besser ist, "dann müssen wir ein besseres Auto haben", so Castroneves.

"Beim Auto gab es eigentlich keine Änderungen", sagt Carpenter, der als Zweiter der schnellste Chevy war. "Beim Motor entwickelt Chevy nonstop. Also glaube ich, dass es Unterschiede zum Vorjahr gibt. Chevy und Ilmor arbeiten sehr hart und ich glaube, es gibt auch andere Dinge für das Rennen, wie Treibstoffverbrauch und unterschiedliche Einstellungen. Ich glaube, diese Dinge wurden verfeinert und werden uns hoffentlich helfen." Im Chevrolet-Lager hat man sich offenbar komplett auf den Rennsonntag konzentriert, da die Startaufstellung ohnehin nicht so wichtig wie bei einem Rundkurs ist.

Pole-Setter Dixon hat die Konkurrenz auf jeden Fall auf dem Schirm: "Wir sind immer von den Carpenter-Autos überrascht. Sie fahren eine sehr seltsame Konfiguration. Sie sind sehr schnell, aber sie fahren fast mit dem Downforce fürs Rennen. Das ist interessant zu beobachten", meint der Sieger von 2008. "Ich finde, wir können es aber nur von unserer Seite bei Honda betrachten. Wir wissen, dass wir beim Aero-Kit hier die gleichen Chancen haben. Auf kurzen Ovale und Rundkursen haben wir einen eklatanten Nachteil. Honda HPD arbeitet hart. Bisher war es vernünftig." Das Rennen am Sonntag wir endgültig zeigen, wer das beste Paket geschnürt hat.