Von 22 auf 1: Dixon zaubert in Mid-Ohio
Vom letzten Startplatz 22 zum Sieg: Scott Dixon holt in Mid-Ohio zum großen Schlag aus - Bourdais und Hinchcliffe auf dem Podium, viele Topleute in Problemen
(Motorsport-Total.com) - Wenn es für Scott Dixon eine Spezialstrecke gibt, dann ist es Mid-Ohio. Der Neuseeländer gewann am Sonntagabend bereits sein fünftes Rennen auf der Berg- und Talbahn im US-Bundesstaat Ohio. Das besondere daran: Dixon startete vom 22. und letzten Startplatz. Trotzdem bekam er die Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden notiert und besitzt mit seinem ersten Saisonsieg nach wie vor Titelchancen. Eine gewaltige Ausbeute nach einem völlig verpatzten Qualifying.
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Die Siegerfaust: Erster Saisonsieg für Scott Dixon und Chip Ganassi Zoom
Doch das Honda Indy 200 hatte aus der Sicht von Teambesitzer Chip Ganassi noch mehr Besonderheiten zu bieten: Es war zugleich auch der erste Saisonsieg seiner gesamten Truppe und in Mid-Ohio bereits der sechste Ganassi-Erfolg in Serie. Natürlich fuhr Dixon dabei ein bärenstarkes Rennen, doch auch der IndyCar-Titelverteidiger benötigte eine Portion Glück, denn Gelbphase Nummer zwei konnte in Runde 37 aus seiner Sicht nicht besser fallen.
Kurz zuvor war Dixon beim Tanken gewesen und als das Feld geschlossen zum Service abbog, lag der 34-Jährige in Front. Ab diesem Zeitpunkt rief er eine seiner großen Spezialitäten ab: Schnelle Runden drehen und dabei trotzdem Sprit sparen. "Man darf die Dinge niemals unterschätzen", freute sich Dixon in der Victory Lane. "Klar hatten wir Glück mit der Gelbphase, aber unser Verbrauchsfenster war trotzdem sehr eng. Und es fühlt sich gut an, wieder ganz oben zu stehen."
Rang zwei ging an Polesitter Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet), der die Anfangsphase bestimmte, am Ende aber keine Chance gegen den roten Target-Renner mit der Startnummer 9 hatte. "Scott hatte heute das beste Auto", sagte der Franzose, der nicht der Einzige war, dem Dixons Benzinjagd auffiel: "Das waren schon unglaubliche Verbrauchszahlen." Als Dritter durfte sich erstmals in dieser Saison James Hinchcliffe (Andretti-Honda) über einen Podestplatz freuen.
Newgarden wirft Siegchance weg
Der Kanadier war auch einer der ganz großen Profiteure einer Startkollision, die in Mid-Ohio zum ersten Mal seit der Saison 2011 wieder eine Gelbphase brachte. Der Ganassi-Honda von Tony Kanaan wurde innen durch Josef Newgarden (Fisher-Honda) eingeklemmt. Nach dem Kanaan-Dreher gab es im Feld ein mittleres Tohuwabohu, dem Marco Andretti (Andretti-Honda) zum Opfer fiel. Hinchcliffe (Startplatz 17) machte darin quasi auf wundersame Weise viele Positionen gut: "Die Türe stand offen und das muss man nutzen", lautete sein freudiger Kommentar.
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Der Startcrash von Mid-Ohio mit Tony Kanaan und Marco Andretti Zoom
Hinter Leader Bourdais setzte sich Newgarden in der Folge auf Rang zwei fest, doch wie dem zu diesem Zeitpunkt drittplatzierten Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) sollte auch dem 23-jährigen Youngster das Glück nicht hold sein. Newgarden bot ein starkes Rennen und lag bei seinem letzten Stopp in Schlagdistanz zu Dixon, als er in der Box über einen Schlagschrauber-Schlauch fuhr. Das hatte erst einen sehr langsamen Stopp und kurz danach eine Strafe zur Folge. Statt einer echten Siegchance nur P12.
Auch Hunter-Reay erwischte es bei seinem ersten Stopp mit einer Speeding-Penalty. Wenig später leistete er sich einen Dreher, der wiederum die Dixon-Gelbphase auslöste. Mit Rang zehn wurde Hunter-Reay weit unter Wert geschlagen. Dafür hielt sich sein junger Andretti-Teamkollege Carlos Munoz schadlos, der sich das gesamte Rennen über im Bereich der Top 5 aufhielt und am Ende einen blitzsauberen vierten Rang herausfuhr. Ähnliches gilt für Graham Rahal (Rahal-Honda) als guter Fünfter.
Team Penske nicht auf der Höhe
Von Team Penske war in Mid-Ohio weit und breit nichts zu sehen. Will Power betrieb mit Rang sechs Schadensbegrenzung, Juan Pablo Montoya wurde am Ende Elfter. Der große Pechvogel hieß Helio Castroneves, der bereits beim Startkommando "Drivers start your engines" Probleme am Motorenmapping bemerkte. Noch vor dem Fallen der Startflagge stand der Penske-Chevy hilflos an der Box und als das Problem endlich behoben war, lag der Tabellenführer vier Runden zurück. Neuer Gesamtleader ist nun Power mit vier Punkten Vorsprung auf den "Spiderman".
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Die Anfangsphase: Bourdais vor Newgarden und Hunter-Reay Zoom
Ein sehr kämpferisches Ganassi-Duo Charlie Kimball und Ryan Briscoe belegte die Positionen sieben und acht. Simon Pagenaud monierte an seinem Schmidt-Honda ein zu starkes Untersteuern und fuhr sich wenigstens noch einen neunten Platz nach Hause. Doch der große Triumphator von Mid-Ohio hieß wieder einmal Scott Dixon. Erst mit dem nötigen Quentchen Glück an die Spitze gespült, dann Newgardens Missgeschick - und der Weg war frei. Im letzten Renndrittel kontrollierte er das Geschehen souverän und hatte am Ende über fünf Sekunden Vorsprung auf Bourdais und Hinchcliffe.
Drei Rennen vor dem Saisonende (Milwaukee, Sonoma und Fontana) haben nun noch 13 Piloten eine rechnerische Titelchance. Dixon weist als Gesamtsechster ein Defizit von 108 Meisterschaftspunkten auf. Angesichts der Tatsache, dass es zum Saisonfinale in Fontana doppelte Punkte gibt, ist eine Titelverteidigung zwar sehr schwer, aber eben nicht unmöglich. Am kommenden Wochenende machen die IndyCars ihre letzte Pause, bevor es danach in die Entscheidung geht.