• 28.04.2014 02:25

  • von Pete Fink

Schwieriges Alabama: Hunter-Reay behält den Überblick

Bei wechselnden Bedingungen zeigt Ryan Hunter-Reay ein blitzsauberes Rennen - Marco Andretti sorgt für Andretti-Doppelerfolg - Montoya mit frühem Aus

(Motorsport-Total.com) - "From Zero to Hero" heißt ein US-amerikanisches Sprichwort, das in diesen IndyCar-Tagen perfekt auf Ryan Hunter-Reay passt. Vor zwei Wochen in Long Beach beging der 33-jährige Andretti-Pilot noch einen Anfängerfehler und löste ohne Not eine Massenkarambolage aus. Am Sonntagabend im Barber Motorsports Park blieb er bei schwierigen, weil sehr wechselhaften Bedingungen (hier der Rennverlauf in der Chronologie) absolut fehlerfrei und wiederholte folgerichtig seinen Sieg aus dem Vorjahr.

Titel-Bild zur News: Will Power, James Hinchcliffe, Ryan Hunter-Reay, Josef Newgarden

Erschwerte Bedingungen: Der Rennbeginn in Alabama war tropfnass Zoom

Auf dem Weg zu seinem zwölften Karriere-Erfolg lag der IndyCar-Champion des Jahres 2012 40 von insgesamt 69 Runden in Front und machte damit in der Gesamtwertung einen großen Satz von Platz fünf auf zwei. Teamkollege Marco Andretti sorgte nach dem Long-Beach-Disaster als Zweiter für einen Andretti-Doppelerfolg. Titelverteidiger Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet) fuhr in Alabama ausnahmsweise nicht auf Rang zwei, sondern holte sich als Dritter sein "bisher schlechtestes" Barber-Ergebnis ab.

Eine Stunde vor Rennbeginn ging ein heftiger Gewittersturm über der eigentlich idyllisch gelegenen Berg- und Talbahn nahe Birmingham nieder, der rund zwei Stunden Wartezeit nötig machte und am Ende 21 Runden von der geplanten Renndistanz kostete. War die Strecke zu Rennbeginn noch komplett nass, so trocknete sie im Verlauf der 100 Rennminuten komplett ab. Sieger Hunter-Reay behielt über 69 Runden den Überblick und gewann am Ende ungefährdet.

"Das hat einfach nur Spaß gemacht", freute sich der gebürtige Texaner mit Wohnsitz in Florida. Sein Urteil über den kitzeligen Rennbeginn quasi im Blindflug: "Am Anfang war es wahnsinnig schwierig für alle, auch nach dem frühen Wechsel auf die Slicks." Dies geschah in Runde 22 nachdem Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet; 15.) den vor ihm fahrenden Michail Aljoschin (Schmidt-Honda; 22.) umgedreht hatte. Bourdais kassierte dafür eine Strafe und verlor alle Chancen.

Andretti sorgt für Doppelerfolg

Ryan Hunter-Reay

Die ersten Drei: Scott Dixon, Ryan Hunter-Reay und Marco Andretti Zoom

Aljoschin wiederum sorgte wenige Minuten vor dem Rennende mit einem heftigen Abflug, bei dem ihm aber nichts passiert ist, für ein Rennende unter Gelber Flagge. Hunter-Reay war dies ganz recht: "Das war sehr schön, denn so wurde meine letzte Runde zu einer kleinen Triumphfahrt, die ich wirklich genießen konnte." Auch ohne den Aljoschin-Unfall hatte er die Schlussphase von Barber absolut unter Kontrolle.

Nicht so Marco Andretti, der ohne Bordfunk fast das gesamte Rennen "im Blidflug" bestreiten musste. Dem sehr engagiert auftretenden Andretti-Spross rückte am Ende durch einen superschnellen letzten Boxenstopp Dixon auf die Pelle. "Ich habe mich einfach konzentriert und bin weiter Vollgas gefahren", kommentierte Andretti. "Gegen Hunter-Reay hatte ich keine Chance. Ich bin froh, dass ich das Anfangschaos heil überstanden habe, denn auch ich hatte ein paar haarige Momente, die mir beinahe das Rennen gekostet hätten."


IndyCars im Barber Motorsports Park

Ganz ähnlich sah es auch Dixon: "Das Rennen hat Spaß gemacht. Zu Beginn im Nassen kam es nur darauf an, sich aus allem herauszuhalten und keine Probleme zu bekommen." Was dem Neuseeländer auch gelang. Ganz im Gegensatz zu Polesitter Will Power, der als bester Penske-Pilot nur Fünfter wurde. Power leistete sich in Runde 16 einen Fahrfehler, der Hunter-Reay die Führung auf dem Silbertablett bescherte. Als es dann abtrocknete, "hatten wir ganz einfach nicht die nötige Pace."

So gelang es auch dem viertplatzierten Simon Pagenaud, seinen Long-Beach-Konkurrenten hinter sich zu lassen. Zudem hatte der Franzose gleich zu Beginn ein kleines Techtelmechtel mit Juan Pablo Montoya, was ihn weit aus den Top 10 hinauswarf. "Aber das Auto war einfach super, egal ob im Nassen oder Trockenen. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie keinesfalls etwas ändern sollen."

Sato und Montoya mit frühen Fehlern

Will Power, Ryan Hunter-Reay

Will Power konnte nur zu Beginn mit Ryan Hunter-Reay mithalten Zoom

Pagenaud war nach einem verpatzten Qualifying zufrieden: "Das ist schon ein Erfolg, das hat Spaß gemacht. Ich habe einfach alles riskiert." Der verdiente Lohn ist Gesamtplatz drei hinter Power und Hunter-Reay. Seine knappe Analyse nach den ersten drei Saisonrennen: "Ein guter Saisonstart." Justin Wilson (Coyne-Honda; 6.), James Hinchcliffe (Andretti-Honda; 7.), Josef Newgarden (Fisher-Honda; 8.) folgten auf den Plätzen. Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet) arbeitete sich vom 23. und letzten Startplatz auf P9 nach vorne.

Natürlich gab es bei den schwierigen Anfangsbedingungen auch ein paar Verlierer. Allen voran Takuma Sato (Foyt-Honda; 13.), der seine Chancen gleich mit einem Dreher in Runde eins minimierte. Montoya fuhr nach sieben trockenen NASCAR-Jahren zunächst ein beherztes Regenrennen von Startplatz neun auf P4. Nach einem Restart in Runde 26 drehte er sich jedoch ins Kiesbett, würgte seinen Penske-Chevy ab und verlor eine Runde. Das war's, mehr als Rang 21 war nicht mehr möglich.

Noch schlimmer erwischte es Andretti-Rookie Carlos Munoz, der nach dem Wechsel auf die Slicks ohne Fremdeinwirkung von der Strecke segelte und aufgeben musste. Für Munoz blieb am Ende nur Rang 23 übrig. Für die IndyCars steht als Nächstes nun der Indianapolis Motor Speedway an. Aber noch nicht das legendäre Oval, sondern zunächst die Premiere auf dem modifizierten Infield-Kurs. Saisonrennen Nummer vier steigt am 10. Mai.