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  • 07.03.2016 10:06

Mexiko-Sieger Latvala: "Cleverste Rallye meines Lebens"

Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala über den Zweikampf mit Sebastien Ogier, seine WM-Chancen und die 80-Kilometer-WP der Rallye Mexiko

(Motorsport-Total.com) - Einen ganz wichtigen Sieg holte sich Jari-Matti Latvala bei der Rallye Mexiko am vergangenen Wochenende. Der Finne musste nach seinen beiden Rückschlägen in Monte Carlo und Schweden unbedingt ein gutes Ergebnis einfahren, um in der WM nicht den Anschluss an Volkswagen-Kollege Sebastien Ogier zu verlieren. Warum es laut ihm die "taktisch cleverste Rallye" seines Lebens war und was er für die kommenden Rallyes erhofft, verrät er im Interview:

Titel-Bild zur News: Jari-Matti Latvala, Miikka Anttila

Don't drink and drive: Zum Glück gibt's das Bier für Latvala erst nach dem Event Zoom

Frage: "Herzlichen Glückwunsch zu deinem 16. Sieg in der Weltmeisterschaft. Das Ganze sah ja relativ einfach aus..."
Jari-Matti Latvala: "Natürlich hatte ich einen großen Vorteil gegenüber Sebastien Ogier durch meine Startposition. Einfach war es trotzdem nicht. Man darf nicht vergessen, dass ich nach den beiden Nullrunden von Monte Carlo und Schweden unter ungeheurem Druck stand. Wenn Sebastien hier auch gewonnen hätte, wäre die WM endgültig für mich gelaufen gewesen. Ich würde sagen, das war die taktisch cleverste Rallye meines Lebens."

Frage: "Wieso das?"
Latvala: "Zunächst einmal habe ich nicht damit gerechnet, so deutlich schneller zu sein als Sebastien. Immerhin hat er hier vergangenes Jahr von Startposition eins aus gewonnen. Ich habe mir deswegen vorgenommen, am Freitag und Samstag einen möglichst großen Vorsprung herauszufahren. Gleichzeitig bin ich wirklich jedem Stein ausgewichen, um auf keinen Fall schon wieder auszufallen. An diesen Plan habe ich mich millimetergenau gehalten. Auch meine Reifenwahl war eher auf Sicherheit bedacht."

Frage: "Diese clevere Taktik hat dir bei den Rallyes Monte Carlo und Schweden gefehlt?"
Latvala: "In Monte Carlo auf jeden Fall. Dort wurde ich nervös, weil mir einige Konkurrenten zugesetzt haben. Mir haben die Nerven gefehlt, meinen Rhythmus weiter zu fahren. Ich bin höheres Risiko eingegangen und prompt von der Strecke gerutscht. In Schweden war nicht die Taktik das Problem. Dort habe ich einen Stein unglücklich getroffen und eine Antriebswelle beschädigt. Ausgerechnet an diesem Tag gab es keinen Service. Damit war die Rallye für mich gelaufen."

Frage: "Zu welchem Zeitpunkt hast du bei der Rallye Mexiko an den Sieg geglaubt?"
Latvala: "Dass ich am Freitagmorgen schneller sein würde als Sebastien, hatte ich erwartet. Am Nachmittag, als dieselben Prüfungen noch einmal gefahren wurden und sein Straßenfeger-Nachteil nicht mehr so groß war, konnte ich meinen Vorsprung weiter ausbauen. Das hat mich überrascht. Da war mir klar, dass ich mich an diesem Wochenende nur selbst schlagen kann. Am Samstag habe ich dann eine meiner besten Leistungen seit langer Zeit abgeliefert."


Fotos: Volkswagen, WRC: Rallye Mexiko


Frage: "Wie hat dir die 80 Kilometer lange Wertungsprüfung am Sonntag gefallen?"
Latvala: "Die Prüfung selbst war eigentlich sehr schön. Außer dass nach exakt 58 Kilometern die hinteren Bremsen praktisch wirkungslos waren und ich mir nicht sicher war, ob ich zu viel Zeit verliere, hat sie Spaß gemacht. Zum Glück hat mich mein Beifahrer Miikka Anttila zwischendurch beruhigt. Ich bezweifle aber den sportlichen Wert solcher langen Prüfungen. Nur absolute Rallyefreaks sitzen vor dem Computer und analysieren die Zwischenzeiten. Für den normalen Fan wären vier 20-Kilometer-Prüfungen mit vier unterschiedlichen Ergebnissen meiner Meinung nach spannender als eine 80-Kilometer-WP mit nur einem Resultat."

Frage: "Du hast sechs Punkte auf Sebastien Ogier gut gemacht. Angesichts dessen großen Vorsprungs in der WM-Tabelle nicht gerade viel."
Latvala: "Das stimmt. Aber entscheidend ist, dass wir Punkte gut gemacht haben. Ich hoffe, dies war der Wendepunkt in meiner WM-Saison 2016."

Frage: "Bei der nächsten WM-Rallye in Argentinien fährst Du am Freitag als Sechster los, also wieder weit hinter Sebastien Ogier. Kannst Du dort den Sieg von Mexiko wiederholen?"
Latvala: "Das kommt vor allem auf das Wetter an. Wenn es trocken ist, habe ich wahrscheinlich einen ähnlich großen Vorteil wie hier in Mexiko. Aber in Argentinien, wo ja im April beinahe schon Winter ist, regnet es meistens während der Rallye mindestens an einem Tag. Dann hat Sebastien auf Startposition eins möglicherweise sogar einen Vorteil. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken - ich will die Rallye Argentinien gewinnen."