WP 10-12: Ogier bläst zum Angriff auf die Spitze
Jari-Matti Latvala führt die Rallye Spanien weiterhin an, doch Teamkollege Sebastien Ogier marschiert mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung Spitze
(Motorsport-Total.com) - Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala führt die Rallye Spanien, den vorletzten Saisonlaufs der Rallye-Weltmeisterschaft 2013, nach zwölf von 15 Wertungsprüfungen (WP) weiterhin an, muss aber in den abschließenden WP am Nachmittag um den Sieg zittern. Denn Teamkollege Sebastien Ogier schickt sich an, dem Finnen den zweiten Saisonsieg streitig zu machen. Nach seinem Reifenschaden vom Samstag blies der Weltmeister am Vormittag zur Attacke und reduzierte den Rückstand auf seinen Teamkollegen von 46,5 auf 14,4 Sekunden.
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Sebastien Ogier stürmt bei der Rallye Spanien Richtung Spitze Zoom
Dazu musste Ogier nicht einmal alle WP gewinnen. Die Bestzeit bei den WP 10 und 11 sicherte sich Andreas Mikkelsen im dritten Volkswagen Polo R WRC. Der junge Norweger kann nach seinem Ausfall am Samstag heute befreit auffahrend und ließ nach dem Wechsel von Asphalt auf Schotter sein Potenzial aufblitzen. "Ich habe eine saubere Straße und fand einen guten Rhythmus. Meine Recce war wirklich gut, der Aufschrieb ist perfekt", freut sich der Norweger.
Nachdem zum ersten und einzigen Mal in dieser Saison innerhalb einer Rallye der Untergrund wechselte, war bei den Schotterprüfungen am Sonntagmorgen die Sicht das große Thema. Aufgewirbelter Staub und die tief stehende Sonne ließen die Piloten teilweise im Blindflug über die Strecke fahren. "Die Sonne hat mir genau in die Augen geschienen, und auch bei mir war es etwas staubig. Daher hatte ich Schwierigkeiten, die Strecke zu erkennen", klagte selbst Latvala nach WP 11. Dabei hatte der Finne als erster Starter noch die besten Sichtverhältnisse von allen.
Blindflug im Staub
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Thierry Neuville haderte mit der schlechten Sicht bei den Vormittagsprüfungen Zoom
Auch Ogier litt unter den schlechten Bedingungen: "Ich muss nur nach dem Aufschrieb fahren, denn ich weiß manchmal nicht, wo ich mich auf der Straße befinde. Es ist verrückt", sagt der Franzose, der sich davon aber nicht beeindrucken ließ. Am meisten hatte jedoch Thierry Neuville (Ford) mit der Sicht zu kämpfen. "Es ist gefährlich, wegen des Staubs und der Sonne sieht man an einigen Stellen überhaupt nichts. Manchmal bin ich gar nicht mehr auf der Straße gefahren", schimpfte der Belgier nach WP 11.
Dort hatte sich Neuville einen Reifenschaden eingefahren und dadurch fast eine Minute verloren. Während WP 12 traten dann technische Probleme am Fiesta RS WRC des Belgiers auf. "Es war okay, aber ich glaube das Differenzial ist defekt. Ich habe im vierten und fünften Gang durchdrehende Räder. Vielleicht ist das eine Folge des Reifenschadens", mutmaßt Neuville, der auf Rang fünf zurückfiel und aus eigener Kraft nicht mehr um das Podium kämpfen kann.
Dies werden am Nachmittag Latvala, Ogier und Dani Sordo (Citroen) unter sich ausmachen. Latvala geht mit einem Vorsprung von 11,5 Sekunden auf Sordo in die letzten drei WP, hat aber vor allem seinen Teamkollegen Ogier im Blick. "Er fährt schneller als ich erwartet hatte, aber ich kann nicht mehr machen als an der Spitze fahren." Sordo schlug sich auf dem von ihm ungeliebten Schotter besser als erwartet und versuchte sogar Latvala anzugreifen. "Ich habe ich Zwischenzeiten von Jari-Matti gesehen und wollte deswegen zulegen, habe dabei aber übertrieben und bin ein paar Mal von der Linie abgekommen", sagt der Spanier nach WP 12.
Volkswagen vor Gewinn der Herstellerwertung
Sollte Ogier das Tempo des Vormittags am Nachmittag allerdings auch nur annähernd halten, wird er bei einem Rückstand von 2,9 Sekunden auf Sordo rasch am Citroen-Piloten vorbeiziehen. Alleine bei der 35,68 Kilometer langen WP "Terra Alta" war der Weltmeister 18 Sekunden schneller als der Spanier. "Es war eine gute Prüfung. Am Ende war es sehr rutschig, nach dem Asphalt-Abschnitt waren die Reifen hinüber", sagte Ogier nach der Prüfung. Nach der Vorstellung des Vormittags möchte der Volkswagen-Pilot nun um seinen achten Saisonsieg kämpfen: "Es ist immer noch möglich, ich glaube, ich kann noch etwas schneller fahren", lautet seine Kampfansage.
In der WRC2 liegt Robert Kubica (Citroen) trotz einer Schrecksekunde weiter souverän auf Kurs zum Klassensieg und Titelgewinn: "Es gab kein Drama, aber das Auto wurde durch einen Wassergraben ausgehebelt und ist auf der Nase gelandet", sagt der Pole. Nachdem Elfyn Evans (Ford) mit einem Kupplungsdefekt ausgeschieden ist, fährt Skoda-Pilot derzeit auf Rang zwei der WRC2. "Es war nicht einfach, aber ich genieße das Fahren, mir macht das unglaublichen Spaß auf Schotter", sagt der junge Sachse.
Am Nachmittag, wo die drei Wertungsprüfungen des Vormittags noch einmal durchfahren werden, kann wohl nur ein Ausfall von Latvala und Ogier den Titelgewinn von Volkswagen in der Herstellerwertung vereiteln. Damit könnte das Werksteam nach Frankreich, wo die Fahrer- und Beifahrer-Weltmeisterschaft gefeiert wurde, die nächste WM-Party steigen lassen.
Gesamtwertung nach WP 12 (Top 10):
01. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) - 2:50;30.5 Stunden
02. Dani Sordo (Citroen) + 11,5 Sekunden
03. Sebastien Ogier (Volkswagen) + 14,4
04. Mikko Hirvonen (Citroen) + 53,1
05. Thierry Neuville (Ford) + 1:07,5 Minuten
06. Jewgeni Nowikow (Ford) + 1:25,2
07. Mads Östberg (Ford) + 2:22,4 Minuten
08. Martin Prokop (Ford) + 3:51,1
09. Hayden Paddon (Ford) + 5:16,4
10. Robert Kubica (Citroen) + 7:45,7 (WRC2)