• 31.05.2013 19:11

  • von Dominik Sharaf

WP1: Nowikow himmelhoch, Ogier am Boden zerstört

Ford-Pilot Jewgeni Nowikow übernimmt mit einer Fabelzeit die Griechenland-Führung - WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier nach technischem Defekt chancenlos

(Motorsport-Total.com) - Feuer frei für die Stars der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) bei ihrem Griechenland-Gastspiel: Bei 23 Grad Celsius und den letzten Sonnenstrahlen des Tages startete am späten Freitagnachmittag die "Akropolis" mit der ersten Wertungsprüfung, passend zum Gastgeberland einem echten Marathon. Die Etappe von Kineta nach Pissia führte über 47,7 Kilometer Schotter. Schneller als Ford-Pilot Jewgeni Nowikow, der nach 32:58,6 Minuten den Zielstrich überquerte, meisterte das Teilstück kein Fahrer.

Titel-Bild zur News: Jewgeni Nowikow, Henning Solberg

Gegen Jewgeni Nowikow war auf dem Peloponnes kein Kraut gewachsen Zoom

Der Russe präsentierte sich in Ausnahmeform und brummte der versammelten Konkurrenz 20,6 Sekunden Rückstand und mehr auf. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Probleme. Eine beeindruckende Zeit. Nichtsdestotrotz gilt es weiter, auf die Tube zu drücken", frohlockt Nowikow mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Ist der Weg frei zum ersten WRC-Sieg des Mannes aus M-Sport-Reihen? Dafür spricht, dass nach seiner sensationellen Qualifying-Bestzeit am Vormittag der WM-Dominator und dreifache Saisonsieger 2013, Sebastien Ogier, sein griechisches Waterloo erlebte.

Der Volkswagen-Pilot musste seinen Polo R WRC abstellen, nachdem er einen technischen Defekt zu beklagen hatte. Allerdings gibt es für den Franzosen einen Notausgang aus der Misere. Die so genannte Rallye-zwei-Regel erlaubt es, am Samstag nochmals an den Start zu gehen und um WM-Punkte zu kämpfen, auch wenn er der den Freitag beschließenden Nachtprüfung fernbleibt. Rallye-Erfolg Nummer vier dürfte aber perdu sein. Was genau den auf den ersten Kilometern einmal mehr förmlich fliegenden Ogier ausbremste, bleibt zunächst ein Rallye-Rätsel.

Latvala: Schon wieder die Handbremse

Nowikows ärgster Verfolger ist nach der ersten Etappe Citroen-Werkspilot Dani Sordo, der mit besagten 20,6 Sekunden Differenz Pissia erreichte. Dritter wurde auf der eröffnenden Wertungsprüfung Volkswagen-Star Jari-Matti Latvala. "Wahnsinn, was für ein schwieriger Start das war bei diesem rutschigen Untergrund", staunt der Finne. "Ich habe selbst einen Fehler gemacht und bin glücklich, wie es gelaufen ist." Erneut hatten die Wolfsburger außerdem mit Problemen an der Handbremse zu kämpfen. Diesmal überhitzte das im Vorfeld der Rallye novellierte Bauteil.


Fotos: WRC: Rallye Griechenland


"Es wurde im Verlauf der Etappe aber besser", meint Latvala, der angesichts 36,6 Sekunden Rückstand - nach eigenen Angaben zehn davon der Handbremse geschuldet - die Backen aufbläst. "Das ist eine Menge, aber abwarten, was noch passiert." Im Genick sitzt ihm Ford-Junior Thierry Neuville (+38,3 Sekunden). "Ich hatte so viel Untersteuern, es war für jeden sehr rutschig", resümiert der Belgier, der sein Auto nicht optimal für die engen Haarnadel-Kurven abgestimmt hatte und den DS3 WRC so nicht optimal um die Ecken brachte.

Hirvonens Citroen fuhr nur noch geradeaus

Die Top 5 komplettierte Volkswagen-Nachwuchshoffnung Andreas Mikkelsen (+54,4 Sekunden). Auch er schwächelte, als es eng wurde: "Ich habe das Auto in Haarnadel-Kurven dreimal quergestellt - blöde Fehler", ärgert sich der Norweger. Die designierte Citroen-Speerspitze Mikko Hirvonen war lange ein heißer Kandidat auf den Etappensieg, ehe ihn kurz vor Schluss ein Problem mit der Lenkung einbremste. Der Finne verlor 5:56,2 Minuten auf Nowikow. "Da ist die Zahnstange oder irgendetwas am Lenkrad gebrochen. In der Kurve ging dann gar nichts mehr, ich habe gelenkt, aber es ist nichts passiert. Der Wagen ist nur noch geradeaus gefahren", meint der mehrfache Vize-Weltmeister.

Andreas Mikkelsen

"Blöde Fehler": Andreas Mikkelsen zeigt sich nach WP1 selbstkritisch Zoom

Hirvonen schleppte sich anschließend mit Miniaturlenkmanövern durch die Etappe. Im Servicepark wird die Citroen-Mannschaft das komplette Lenksystem austauschen, damit der DS3 WRC auf der zweiten Wertungsprüfung wieder klaglos seinen Dienst verrichtet. Mads Östberg dürfte ebenfalls alle Chancen auf einen vordere Platzierung bereits auf den ersten Metern der Rallye verloren haben. Der Ford-Pilot hatte einen Plattfuß zu beklagen, die Reparatur kostete ihn mehr als drei Minuten. "Weil das Rad einfach abfiel", wundert sich Östberg, der keinen Aufhängungsschaden feststellen konnte. Doppelt bitter: Ab der zweiten Zwischenzeit war der Norweger in der Lage, das Tempo der Spitze mitzugehen.

Zu den positiven Überraschungen des Tages gehörte Robert Kubica. Der polnische Ex-Formel-1-Pilot war im Ziel in der WRC2-Klasse der Spitzenreiter und liegt als Neunter sogar innerhalb der Top 10.

Gesamtwertung nach der ersten von 14 Wertungsprüfungen (Top 10):
01. Jewgeni Nowikow (Ford) - 32:58,6 Minuten
02. Dani Sordo (Citroen) +20,6 Sekunden
03. Jari-Matti Latvala (Volkswagen) +36,3 Sekunden
04. Thierry Neuville (Ford) +38,3 Sekunden
05. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) +54,4 Sekunden
06. Nasser Al-Attiyah (Ford) +57,5 Sekunden
07. Martin Prokop (Ford) +1:34,3 Minuten
08. Khaled Al-Quassimi (Citroen) +2:13,3 Minuten
09. Robert Kubica (Citroen, WRC2) +2:51,6 Minuten
10. Juri Protasow (Ford, WRC2) +3:12,1 Minuten