• 09.04.2013 18:54

Portugal: Schotter-Klassiker an der Algarve

Bei der Rallye Portugal wird eine erste echte Standortbestimmung des Volkswagen Polo R WRC erwartet - Auch in der "zweiten Liga" ist für Spannung gesorgt

(Motorsport-Total.com) - Mal rasant schnell, mal verwinkelt und fahrtechnisch anspruchsvoll, auf jeden Fall immer spektakulär: Mit der Rallye Portugal steht in dieser Woche (Donnerstag bis Sonntag) ein echter Schotterklassiker auf dem Programm der Rallye-Weltmeisterschaft. 15 Wertungsprüfungen über besonders verschleißintensive Naturstraßen und eine Distanz von insgesamt 386,73 Kilometern stellen die rund 300 PS starken World-Rally-Cars auf eine harte Probe.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier kommt als WM-Spitzenreiter nach Portugal Zoom

Wie sind die Kräfteverhältnisse in der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft verteilt? Nach dem Sieg von Sebastien Loeb im Citroen DS3 WRC bei der unwägbaren "Monte" und den überraschenden Erfolgen von Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier im Schnee von Schweden und der Höhenluft Mexikos wird beim Schotter-Klassiker in Portugal eine erste echte Standortbestimmung für den neuen Polo R WRC erwartet.

Einen ersten Schlagabtausch lieferten sich die Crews bereits am vergangenen Wochenende beim "Fafe Rally Sprint", einem Show-Event im Norden Portugals. Citroen-Rückkehrer Dani Sordo setzte sich auf der kurzen Schotter-Prüfung gegen die versammelte Konkurrenz durch. WM-Spitzenreiter Ogier musste dieses Zuschauerspektakel allerdings auslassen.

Der Franzose hütete mit Grippe das Bett, bevor es in dieser Woche auch für ihn ernst wird. Am Mittwoch und Donnerstag besichtigen die Rallye-Cracks die acht verschiedenen Wertungsprüfungen (WP) und erstellen ihren Aufschrieb - jene Notizen, die den Fahrern während des Wettbewerbs von den Co-Piloten "vorgebetet" werden und die genaue Informationen über den Streckenverlauf und die Beschaffenheit des Untergrunds enthalten.

Wer zuerst kommt, den bestraft bei der Rallye Portugal schnell der Staub: Die ersten Fahrzeuge auf den Wertungsprüfungen müssen die Naturpisten bei trockenem Wetter von einer losen Schotterschicht befreien - was in der Regel Zeit kostet. Aus diesem Grund kommt dem Qualifying am Donnerstagabend große Bedeutung zu: Die schnellsten Piloten dürfen ihre Startposition für die erste Etappe (Freitag) frei wählen. Sie können sich auch dafür entscheiden, am Ende des WRC-Teilnehmerfelds auf die Piste zu gehen und so in den Genuss einer sauberen Strecke zu kommen.

Die Königsprüfung ist über 52 Kilometer lang

Daniel Sordo

Dani Sordo kommt mit dem Fafe-Sieg im Gepäck zum vierten Saisonlauf Zoom

Richtig los geht die Rallye-Action dann am Freitagmorgen, wenn um 8:08 Uhr Ortszeit (9:08 MESZ) das erste Auto in die WP "Mu" - einem 20,32 Kilometer langen Sprint im bergigen Hinterland der Algarve - startet. Sie wird ebenso wie WP 2 "Ourique" insgesamt zweimal befahren, bevor sich die Teilnehmer auf den Weg in die Hauptstadt Lissabon machen. Dort steht ab 18:05 Uhr (19:05 Uhr MESZ) die spektakuläre Zuschauerprüfung "Lisboa" auf dem Programm - für viele Fans eines der Highlights des vierten Saisonlaufs.

Am Samstag warten insgesamt sechs Wertungsprüfungen auf die Teilnehmer, am Sonntag weitere vier - darunter die neue "Almodovar". Mit 52,3 Kilometern zählt sie zu den längsten Schotterprüfungen im gesamten WRC-Kalender. Der zweite Durchgang über diese besonders anspruchsvolle Herausforderung wird als Power-Stage gewertet: Hier können die drei Schnellsten bis zu drei zusätzliche WM-Punkte erringen - für viele ein Anreiz, auch auf der letzten WP dieser Rallye noch einmal zu attackieren.

Hohe Beanspruchung für Mensch und Material

Mads Ostberg

Die Rallye Portugal 2012 ging an Mads Östberg im Ford Fiesta RS WRC Zoom

Ohnehin gilt: Die Rallye Portugal - nach dem Mexiko-Event der zweite Schotterlauf der Saison - zählt zu den anspruchsvollsten Veranstaltungen des gesamten WRC-Jahres. Die schnellen Wertungsprüfungen führen größtenteils über enge Bergstraßen, die mit schroffen Steinen bedeckt sind. Zahlreiche verdeckte Kuppen und große Felsen am Streckenrand verlangen den Fahrern höchste Konzentration, den Autos und den Reifen besondere Robustheit ab. Ein kleiner Fehler bedeutet schnell das Aus oder einen technischen Defekt, der wertvolle Zeit kosten kann.

"Die größte Herausforderung der diesjährigen Rallye Portugal sind die gut 80 Kilometer langen Sektionen zwischen zwei Reifenwechsel-Stopps in Verbindung mit der 40-prozentigen Reduzierung der Pneus und den aggressiven Schotterpisten", meint Jacques Morelli, Leiter des Rallye-Programms von Michelin und gibt vor: "Unser Ziel ist es, erneut die Haltbarkeit der neuen Michelin Latitude Cross-Reifen unter Beweis zu stellen - eine Vorgabe, auf die wir vor der Saison bewusst hingearbeitet haben. Gerade bei wechselhafter Witterung verlangt der Umgang mit den Pneus nach einer ausgefeilten Strategie. Es könnte wieder einige Überraschungen geben, speziell auf der mit 52 Kilometern besonders langen Power-Stage."

Mit Spannung erwartetes Duell in der "zweiten Liga"

Robert Kubica

Robert Kubica gibt sein Debüt auf WM-Ebene: In der WRC2-Wertung Zoom

Ihr europäisches Schotterdebüt feiert in dieser Saison auch die WRC2-Wertung. Hier kommt es gleich zu mehreren spannenden Begegnungen: Die bisher genutzten S2000-Boliden á la Skoda Fabia treffen auf die neu entwickelten Regional-Rally-Cars wie den Citroen DS3 RRC und den Ford Fiesta RRC.

Zudem will der ehemalige Formel-1-Pilot Robert Kubica am Steuer eines DS3 RRC erneut beweisen, dass er auch auf losem Untergrund zu den Schnellsten gehört. Beim "Fafe Rally Sprint" am vergangenen Samstag gelang ihm dies mit Platz fünf bereits eindrucksvoll. Auch Sepp Wiegand ist in Portugal wieder am Start. Das von Volkswagen geförderte Nachwuchstalent setzt erneut auf einen Skoda Fabia S2000.