Nürburgring-Endurance-Serie (NES): Wieder nichts Konkretes vom AvD

Die Konkurrenzserie des AvD zur Nürburgring-Langstrecken-Serie hat erste Informationen präsentiert - Für wirklich Begeisterung sorgen die aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Endlich, nach sechs Monaten, gibt es erste Informationen zur neuen Langstreckenserie am Nürburgring. Doch wirklich überzeugend war die Präsentation von Lutz Leif Linden, Generalsekretär des Automobilclubs von Deutschland (AvD), und Ralph-Gerald Schlüter, Geschäftsführer der NES GmbH, am Freitag nicht.

Titel-Bild zur News: Die AvD-Konkurrenzserie zur NLS hat ihre womöglich letzte Chance nicht genutzt

Die AvD-Konkurrenzserie zur NLS hat ihre womöglich letzte Chance nicht genutzt Zoom

Zwar liegt nun ein erstes Grundkonzept vor, doch angesichts der fortgeschrittenen Zeit - bis zum Saisonstart sind es nur noch zwei Monate - enthält es nur wenig Greifbares. Und nach Informationen von Motorsport-Total.com soll die NES die Saison im März eröffnen. Wie dieser Termin eingehalten werden soll, ist nach dieser Präsentation jedenfalls sehr fraglich.

Am manifestesten waren noch das bereits auf der Essen Motor Show gezeigte Logo der NES und eine Reihe von Partnern, die auf Würfeln neben den Rednern platziert waren. Und die Ankündigung eines Partners für einen vollständig digitalen Papierabnahmeprozess.

Diese Informationen hat der AvD präsentiert:
- Fahrzeuge werden in drei Divisionen eingeteilt, Klassenstruktur noch unbekannt
- Kompatibilität mit "anderen Langstreckenrennen"
- Punktesystem begünstigt Gesamtsiegkandidaten
- Neue, kompakte Einsteigerklasse in Kooperation mit der Industrie
- Hybridantrieb und nachhaltige Kraftstoffe für Nachhaltigkeit
- "NES Light" mit Ende nach zwei Stunden innerhalb von 4-Stunden-Rennen

Zentraler Punkt ist eine neue Einteilung der verschiedenen Fahrzeuge in nunmehr drei Divisionen: Serienfahrzeuge, verbesserte Fahrzeuge und reinrassige Rennfahrzeuge. Wie genau die Klassenstruktur aussieht, wurde allerdings nicht verraten. Ebenso fehlten konkrete Angaben zu Reglement, Zeitplan, Kosten, Preisgeldern und so weiter. Und das acht oder neun Wochen (je nach genauem Datum) vor dem Saisonstart.

Da platzt den Teams langsam der Kragen: "Mein Kunde will wissen, was es kostet, was er bekommt und wann wir fahren", schimpft ein Teamchef gegenüber Motorsport-Total.com, auch das Wort "Karnevalsveranstaltung" fällt. Prosport-Teamchef Christoph Esser spricht von einer inhaltlich "dilettantischen Präsentation".

Man muss auch betonen, dass nicht alle Teams zu der Präsentation eingeladen waren - auch nicht solche, die der NLS in jüngerer Vergangenheit sehr kritisch gegenüberstanden. Und diejenigen, die eingeladen waren, konnten ihre Fragen nur schriftlich einreichen. Tenor unter den Teilnehmern: Die Informationen, die jetzt veröffentlicht wurden, hätte man sich schon bei der ersten Ankündigung der NES vor einem halben Jahr gewünscht.

Der AvD konnte jedenfalls nicht wirklich begeistern. Aus VLN-Kreisen war zu hören, dass man durchaus befürchtet hatte, der AvD würde beim Meeting eine wirklich spektakuläre Neuerung verkünden, mit der man die NLS vom Platz fegen würde. Doch nach diesem Meeting, so heißt es, schläft man in der VLN wieder ruhiger, erst recht, nachdem man - natürlich rein zufällig - am selben Tag die engere Kooperation mit dem ADAC Nordrhein verkündet hat.

Reglement liegt beim DMSB

Immerhin: Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) bestätigt gegenüber Motorsport-Total.com, dass es tatsächlich einen Reglementsentwurf gibt, der nun geprüft wird. Dieser Prozess dauert in der Regel mehrere Wochen. Ralph-Gerald Schlüter bekräftigte im Meeting, dass man das Reglement so schnell wie möglich veröffentlichen wolle.

Dem AvD ist es zudem gelungen, mit onGrid einen Partner für ein vollständig digitales Papierabnahmeverfahren zu gewinnen. Dies war eine Idee, die unter der Federführung Schlüters in der NLS zu Corona-Zeiten entwickelt worden war, aber nach dem Ende der Pandemie in der NLS nicht mehr vollständig weiterverfolgt wurde. Dies war der einzige wirklich konkrete Punkt, bei dem die NES einen echten Fortschritt gegenüber der NLS vorweisen konnte.

Andere Kernpunkte: Die NES verspricht, dass die Fahrzeuge "ohne große technische Veränderungen" auch an anderen Langstreckenrennen teilnehmen können. Damit hält der AvD die Tür offen für Teams aus der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS), der etablierten Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring der VLN. Das Kalkül: Sie vielleicht bei einem Gaststart zu überzeugen, dass man die bessere Langstreckenserie ist.


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Neue Wege geht die NES beim Punktesystem. Ziel ist es, dass ein GT3-Fahrzeug den Titel holt. Dass ein kleines Auto mit der Startnummer 1 fährt, soll es in der NES nicht geben. Deshalb gibt es ein duales Punktesystem, das addiert wird. Dabei zählt sowohl die Position in der Klasse, abhängig von der Teilnehmerzahl nach NLS-Vorbild, als auch die Position in der Gesamtwertung.

Die NES richtet sich also eher an Teams aus den großen Klassen, will aber den Breitensport nicht ganz aufgeben. Deshalb soll es in Kooperation mit der Industrie eine Einsteigerklasse mit kompakten Fahrzeugen geben. Auch hier fehlen jegliche Informationen, welcher Industriehersteller beteiligt sein wird, oder ob es sich um ein Luftschloss handelt.

Zweifel bleiben, ob die NES überhaupt genügend Personal aufbringen kann, von Startern ganz zu schweigen. Und die Uhr tickt unerbittlich weiter.