Gewagte MotoGP-Thesen 2017: Was Kevin Schwantz dazu sagt

Zehn gewagte MotoGP-Theorien, die ein Experte beantwortet: Ex-Weltmeister Kevin Schwantz nimmt für 'Motorsport-Total.com' die kontroversen Themen unter die Lupe

(Motorsport-Total.com) - Eine MotoGP-Saison sorgt Woche für Woche für neuen Gesprächsstoff. Leidenschaftlich wird an den Stammtischen, in Internetforen und auf Social Media diskutiert. Vor allem bei kontroversen Themen kann es vorkommen, dass sich die Gemüter erhitzen. Also hat sich 'Motorsport-Total.com' einen wahren Experten gegriffen und einige teils gewagte Thesen in den Raum gestellt. Niemand geringerer als Kevin Schwantz, der 500er-Weltmeister von 1993, hat sich mit unseren zehn Theorien beschäftigt. Hier sind seine Ansichten:

Titel-Bild zur News: Kevin Schwantz

Kevin Schwantz gewann 25 Grands Prix und wurde 1993 Weltmeister Zoom

Kevin Schwantz: "Dem stimme ich nicht zu, weil derzeit so viele Talente in der Moto2 und Moto3 unterwegs sind. Ich finde, es kommen so viele talentierte und schnelle Kids nach oben. Natürlich müssen sie es erst in die MotoGP schaffen. Aber ich schätze, dass Valentinos Zahlen in der modernen Ära unerreichbar sind."

These 2: Honda wird Marc Marquez ein astronomisches Gehalt anbieten, aber er wird stattdessen zu KTM wechseln und versuchen, auf einem anderen Bike zu gewinnen.

Kevin Schwantz: "Ich habe von dieser Theorie noch nicht gehört, aber ich würde zustimmen. Ich denke, dass er etwas anderes machen wird. Er hat gezeigt, dass er auf der Honda eine dominante Person ist. Alle guten Fahrer sind in jüngerer Vergangenheit zu anderen Marken, die nicht gewonnen haben, gewechselt und wollten versuchen, damit Erfolg zu haben, weil es aus Fahrersicht eine große Leistung ist. Es wäre interessant, ob er es auch woanders als mit der Honda schaffen kann."

These 3: 2018 wird die letzte Saison von Valentino Rossi als Fahrer sein und 2019 wird er sein eigenes MotoGP-Team haben.

Marc Marquez

Wird Marc Marquez Honda verlassen und zu einer anderen Marke wechseln? Zoom

Kevin Schwantz: "Ich stimme zu, wenn auch nicht ganz. Ich bin mir nicht sicher, ob er 2018 aufhören wird, aber ich bin mir sicher, dass er eines Tages sein eigenes Grand-Prix-Team haben wird."

These 4: Wenn Valentino Rossi aufhört, dann wird Johann Zarco sein Nachfolger im Yamaha-Werksteam.

Kevin Schwantz: "Ich stimme zu, weil er sich das verdienen würde. Johann hat mit der Satelliten-Yamaha gezeigt, wie konkurrenzfähig er ist. Wenn er in einem Werksteam wäre und in die Fußstapfen von Valentino treten müsste, dann würde ihn das noch mehr motivieren. Dann könnte er noch besser sein."

These 5: Andrea Dovizioso hat seine einzige Chance auf den WM-Titel verpasst, weil Jorge Lorenzo im nächsten Jahr stärker sein wird.

Kevin Schwantz: "Dem stimme ich nicht zu. Dovi wird auch in den nächsten zwei, drei Jahren um den WM-Titel kämpfen. Er hat gezeigt, dass er ein starker Racer ist. Dovi ist auf einer schnellen Runde vielleicht nicht so gut wie Lorenzo, aber er ist im Rennen extrem stark. Jorge wird sich weiterhin steigern, aber ich glaube nicht, dass Dovi seine einzige Chance verpasst hat."

These 6: Ducati hatte das beste Motorrad, während der Honda-Erfolg ganz an Marc Marquez lag.

Andrea Dovizioso, Johann Zarco

War 2018 die einzige WM-Chance für Andrea Dovizioso? Zoom

Kevin Schwantz: "Ich stimme nicht zu. Die Yamaha, die Honda und die Ducati waren die besten Motorräder, aber kein Bike war konstant gut. Man kann natürlich nicht abstreiten, dass Marquez für Honda die zusätzliche halbe Sekunde herausholt. Marquez hat einen großen Anteil an den Honda-Erfolgen."

These 7: Yamaha war im Vergleich zu Ducati und Honda technisch zu konservativ und muss innovativer werden, um wieder konkurrenzfähig zu sein.

Kevin Schwantz: "Ich stimme zu, weiß aber nicht genau, was bei ihnen falsch gelaufen ist. Nach den ersten beiden Rennen dachte man, dass es das ganze Jahr nur Yamaha, Yamaha, Yamaha heißen wird. Dann gab es Änderungen bei den Reifen und Yamaha lief der Leistung nach, vor allem im Nassen. Normalerweise war die Yamaha im Regen immer stark. Was genau schiefgelaufen ist, weiß ich nicht, aber sie hatten ein konstantes Problem. In Jerez waren sie nur Sechster und Zehnter, Valentino und Maverick lagen so weit zurück. So ein unbeständiges Paket ist für Yamaha sehr ungewöhnlich. Vielleicht sollten sie technologisch nicht zu viel probieren, sondern zurückkehren zu den Grundlagen."

These 8: KTM wird 2018 ein MotoGP-Rennen gewinnen.

Kevin Schwantz: "Ich stimme zu, aber ich weiß nicht, welcher Fahrer es schaffen wird. Bradley hatte im Laufe der Saison Schwierigkeiten. Er kam unter Druck, hat aber gut darauf reagiert. Pol hat dagegen eine sehr gute Leistung gezeigt. Er war regelmäßig in den Top 10 und manchmal auch in den Top 5. Ich glaube, dass KTM im nächsten Jahr ein Rennen gewinnen wird."

These 9: Davide Brivio trägt die Schuld an der schwachen Suzuki-Vorstellung, weil er Management-Fehler begangen hat.

Andrea Iannone

Kevin Schwantz kritisiert, dass Andrea Iannone nicht alles gegeben hat Zoom

Kevin Schwantz: "Ich stimme dem zu, aber ich stimme auch nicht zu. Ich glaube nicht, dass Suzukis ausbleibender Erfolg komplett Brivios Schuld war. Natürlich managt er das Team und ist dafür verantwortlich, aber vielleicht hat das Werk die Beine zu Saisonbeginn etwas baumeln lassen und das hat sich auf den weiteren Saisonverlauf ausgewirkt. Ich bin aber auch der Meinung, dass sie nicht 100 Prozent von Iannone bekommen haben. Rins hat sich früh verletzt und es hat gedauert, bis er seinen Speed gefunden hat. Als er Druck auf Iannone ausüben konnte, sind beide im Feld deutlich nach vor gekommen. Ich habe dazu meine Meinung schon am Sachsenring gesagt und glaube immer noch, dass Iannone nicht 100 Prozent gegeben hat. Und das ist nicht akzeptabel."

These 10: In der Vergangenheit war Gigi Dall'Igna bei Aprilia für die Rennabteilung verantwortlich. Ohne ihn wird Aprilia nie Erfolge haben.

Kevin Schwantz: "Gigi hat immer einen großen Anteil am Erfolg - egal wo er ist. Meiner Meinung nach gibt es bei Aprilia genug Technologie und ausreichend gute Leute. Sie entwickeln sich in die richtige Richtung. Aleix hat sich mit diesem Motorrad gut geschlagen, obwohl es auch technische Probleme gab. Ich denke, dass sich Aprilia ähnlich wie Suzuki im nächsten Jahr weiter verbessern wird."