• 09.11.2023 12:30

  • von M.Fritzsche, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, L.Duncan

"Niemandem gefällt diese Regel": Wer kassiert die nächste Reifendruck-Strafe?

WM-Kandidat Jorge Martin ist einer der MotoGP-Piloten, denen auf Basis der Reifendruck-Regel eine Strafe droht - Meinungen von Bagnaia, Martin, Espargaro

(Motorsport-Total.com) - Die mitten in der MotoGP-Saison 2023 eingeführte Reifendruckregel mitsamt Strafenkatalog für (zu lange) Unterschreitung des Mindestluftdrucks war schon vor ihrer Einführung unbeliebt. Mittlerweile hat es mehrere Verwarnungen und auch die erste Strafe gegeben. Beliebter geworden ist die Regel dadurch nicht, ganz im Gegenteil.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia, Jorge Martin

Wird das WM-Duell zwischen Bagnaia vs. Martin über die Reifendruckregel entschieden? Zoom

"Niemandem gefällt diese Regel", sagt MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia und erklärt: "Zum einen beeinflusst sie deinen Fahrstil ziemlich stark. Zum anderen ist sie bezogen auf die Sicherheit sogar eine Verschlechterung, denn das Vorderrad kann [bei zu hohem Reifendruck] ganz schnell wegrutschen."

Jorge Martin - Bagnaias Hauptgegner im Kampf um den MotoGP-Titel 2023 - ist einer derjenigen, die auf Basis der Reifendruckregel bereits verwarnt wurden (Übersicht: Verwarnungen/Strafen Reifendruck in der MotoGP-Saison 2023). Martin hat die Verwarnung kassiert, nachdem an seiner Pramac-Ducati beim zurückliegenden Grand Prix von Thailand in Buriram eine Unterschreitung des Mindestluftdrucks für zu viele Runden festgestellt wurde.

Beim nächsten solchen Vergehen wird es für Martin nicht bei einer Verwarnung bleiben. Dann nämlich gibt es anhand des stufenweisen Strafenkatalogs eine Zeitstrafe von drei Sekunden. Genau diese Zeitstrafe wurde beim Thailand-Grand-Prix gegen Aleix Espargaro verhängt. Der Aprilia-Pilot ist dadurch im offiziellen Rennergebnis vom fünften auf den achten Platz abgerutscht.

Was die Regel für die Fahrer so frustrierend macht

"Ich weiß, dass es die Regel gibt. Meiner Meinung nach sollte es aber ein Gremium geben, das bei dieser Regel ein bisschen Fingerspitzengefühl walten lässt", sagt Espargaro und erklärt: "Ich fuhr ja nicht im ganzen Rennen unter dem Mindestdruck, sondern nur in den letzten Runden. Da war ich im Anschluss an den Kampf mit Marc [Marquez] in Alleinfahrt unterwegs."

"Ja, da habe ich gegen die Regel verstoßen und deshalb gab es die Strafe", so Espargaro. "Ich finde es trotzdem nicht fair, denn für die Show ist diese Regel nicht gut. Wenn du in Zweikämpfe verwickelt bist und der Luftdruck im Reifen abfällt, weil du dann eben doch wieder alleine fährst, dann ist das nicht gut."

Aleix Espargaro

Aprilia-Pilot Aleix Espargaro hat es als ersten mit Strafe erwischt Zoom

"Etwas anderes", so Espargaro weiter "ist es, wenn du von vornherein schon mit zu niedrigem Reifendruck ins Rennen gehst, um ein besseres Handling zu erzielen. Dann bist wirst du bestraft. Das ist okay. Aber so oder so: Ich mag diese Regel nicht".

RNF-Aprilia-Pilot Raul Fernandez sagt in Ergänzung dazu: "Du weißt ja vor einem Rennen nicht, ob du viele Runden in Alleinfahrt zurücklegen wirst oder aber ob du viel im Windschatten fahren wirst. Daher ist das ganz schwer abzuschätzen."

WM-Kandidat Jorge Martin: Strafe im Hinterkopf

Fernandez ist einer derjenigen, die bereits verwarnt wurden. Beim nächsten Verstoß gegen die Reifendruckregel fängt auch er sich eine Drei-Sekunden-Strafe ein. Das gilt nicht zuletzt auch für Jorge Martin. Und weil der Titelkandidat eine Strafe im Hinterkopf haben muss, sagt Fernandez über die unbeliebte Reifendruckregel noch: "Es kann doch nicht sein, dass womöglich sogar der WM-Titel darüber entschieden wird."

Jorge Martin

Pramac-Ducati-Pilot Jorge Martin droht im WM-Kampf eine Zeitstrafe Zoom

Martin selber sieht seine Situation derzeit noch gelassen. Am Donnerstag des Malaysia-Wochenendes in Sepang sagt der WM-Zweite in Erinnerung an seine Verwarnung vom Thailand-Sonntag: "Wenigstens habe ich den Sieg und die 25 Punkte behalten. Das ist die Hauptsache. Und die anderen Siege kamen ja mit dem normalen Reifendruck zustande."

"In diesem Fall [in Thailand] war es extrem knapp. Es war ein kleiner Fehler. Du willst natürlich nicht unter den Mindestdruck kommen", so Martin, der von nun an sicherheitshalber "vielleicht ein bisschen mehr im Windschatten fahren" will, um eine Zeitstrafe zu vermeiden.

Dass eine mögliche Zeitstrafe bei Martin im Hinterkopf eine Rolle spielt, das weiß auch "Pecco" Bagnaia. "In gewissen Situationen könnte das für mich vielleicht eine Hilfe sein", meint der WM-Spitzenreiter zur Situation seines Rivalen. Und Aprilia-Pilot Aleix Espargaro merkt dazu abschließend noch an: "Das einzig Positive für Jorge ist: So schnell wie er fährt, kann er ein Rennen auch mit mehr als drei Sekunden Vorsprung gewinnen."