Marc Marquez: Gresini-Wechsel nicht ausgeschlossen, aber Chance eher gering

Einige Faktoren sprechen gegen eine Trennung von Honda - Auch keine Gespräche über Vertragsende - Wunsch nach Verstärkung mit neuen Ingenieuren wird erhört

(Motorsport-Total.com) - Im Motorsport ist nichts unmöglich. Das hat die lange Geschichte gezeigt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Marc Marquez in der Saison 2024 für Gresini-Ducati fährt, ist sehr gering. Es hat zwar, wie es im MotoGP-Paddock üblich ist, Gespräche gegeben. Aber trotz der vielen Gerüchte in Misano wird es höchstwahrscheinlich nicht zur Trennung von Honda kommen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez hat mit Honda nicht über Vertragsauflösung gesprochen Zoom

Mehrere Faktoren sprechen dagegen, dass Marquez den Vertrag vorzeitig auflöst. Neben Honda hätten zum Beispiel auch die Sponsoren Repsol und Estrella Galicia etwas mitzureden. Denn Marquez ist für die beiden Marken vor allem in Spanien das große Zugpferd.

Und dann gäbe es die Frage, ob sich die Parteien finanziell auf eine vorzeitige Vertragsauflösung einigen könnten. Dabei kann es um sehr viel Geld gehen. Das zeigt der aktuelle Blick ins Fahrerlager der Superbike-WM.

Damit Jonathan Rea seinen Vertrag mit Kawasaki vorzeitig auflösen konnte, musste er kolportierte 800.000 Euro an Kawasaki bezahlen. Das hat unser geschätzter Kollege Steve English, der im Superbike-Fahrerlager sehr gut vernetzt ist, in einer Analyse des Wechsels geschrieben.

Marquez erhält von Honda ein geschätztes Jahresgehalt von 15 Millionen Euro pro Jahr. Damit ist er gegenwärtig der mit Abstand bestbezahlte Motorradrennfahrer. Er müsste also mehr als Rea an Honda überweisen. Wie hoch die Summe wäre, ist nicht bekannt.

Ein weiterer Faktor ist Ducati. Wenn die Führungsebene Interesse an Marquez hätte, dann hätten sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihn entweder zu Pramac oder Gresini zu lotsen. Doch das ist nicht der Fall. Selbst wenn Gresini die Fahrer entscheidet, Ducati hat etwas mitzureden.

Marc Marquez

Honda folgt seinem Wunsch und will neue Ingenieure an Board holen Zoom

"Ich kann nicht viel dazu sagen", meint Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti bei DAZN Spanien über die Wechselgerüchte. "Wenn es im Paddock solche Gespräche gibt, dann weil nur minimal etwas Wahres dran ist."

"Aus unserer Sicht haben beide Honda-Fahrer für das nächste Jahr Verträge. Das Thema betrifft hauptsächlich Honda und Gresini. Es liegt an ihnen." Aber das Ducati-Management hat schon seit langer Zeit festgehalten, dass man kein Interesse an Marquez im Portfolio hat.

Der Fokus liegt auf jungen Fahrern. Und diesbezüglich hat sich Ducati mit einigen jungen Talenten für die Zukunft breit aufgestellt. "Die Strategie von Ducati ist ziemlich klar", unterstreicht Ciabatti. "Aber die Strategie eines Satellitenteams könnte anders sein."

Honda will Ingenieure von der Konkurrenz abwerben

Der Fokus von Marquez liegt weiterhin auf Honda. Er möchte sehen, dass Japan reagiert und die Entwicklung beschleunigt. Entscheidend dafür ist, dass sich Honda mit europäischen Ingenieuren verstärkt. Diese Forderung hat Marquez seit Monaten auf den Tisch gelegt.

Und sie wurde erhört. Teamchef Alberto Puig hat vom obersten Honda-Management grünes Licht bekommen, Ingenieure von der Konkurrenz abzuwerben. Es geht vor allem um die Bereiche Aerodynamik und Elektronik.

Marc Marquez, Alberto Puig

Alberto Puig muss neue Ingenieure suchen, die das Projekt verstärken Zoom

Es liegt nun an Puig zu zeigen, dass er das Team mit neuen Ingenieuren verstärken kann. Wie wichtig Marquez dieses Thema ist, betonte er nach dem Freitagstraining in Misano. Er blickt dabei auf die europäische Konkurrenz von KTM, Ducati und Aprilia.

"Der Testfahrer ist sehr wichtig. Dani [Pedrosa] ist natürlich der bestmögliche Fahrer dafür", lobt er seinen ehemaligen Teamkollegen in KTM-Diensten. "Aber für mich sind bei einem Testfahrer auch die Ingenieure wichtig. Man kann das bei Aprilia und Ducati sehen."

"Sie haben normale Testfahrer und keinen Dani Pedrosa. Trotzdem verbessern auch sie sich. Deshalb sind die Ingenieure und die Entwicklung am wichtigsten. Bradl testet hier viele neue Dinge. In seiner Box sind auch viele neue Ingenieure. Japan reagiert und das ist gut."

Stefan Bradl

Stefan Bradl fährt in Misano den ersten Prototypen für 2024 Zoom

Bradl fährt in Misano den ersten Prototypen für 2024, allerdings noch mit dem aktuellen Motor. Am Montag wird Marquez diese RC213V ausprobieren. Es ist ein erster technischer Schritt. Mittelfristig erhofft sich Marquez positive Auswirkungen von neuen Ingenieuren.

Dass in der Honda-Box eine Trennung mit Saisonende momentan kein Thema ist, hält auch Puig im Gespräch mit MotoGP.com fest: "Ich kann nur die Information geben, die ich weiß und habe. Es ist bekannt, dass wir einen Vertrag für 2024 haben", so Puig.

"Marc ist nie zu uns gekommen und hat uns informiert, dass er nicht bei uns bleiben möchte. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Marc oder sein Management sind damit nie auf uns zugekommen. Wenn man Fahrer unter Vertrag hat, dann braucht man nicht über andere Fahrer nachdenken."