Letztes Rennen für Pol Espargaro trotz Sturz "eines unserer besten"

Bei Pol Espargaro kullerten schon vor dem Start in sein letztes MotoGP-Rennen die ersten Tränen - Was er sich für die Zukunft vornimmt und was Bruder Aleix sagt

(Motorsport-Total.com) - Für viele MotoGP-Fahrer markierte das diesjährige Saisonfinale in Valencia einen Abschied, weil es ihr letztes Rennen mit ihrem aktuellen Team war. Doch für Pol Espargaro war es das vorerst letzte Rennen als Stammpilot. 2024 wird der Spanier die Königsklasse vor allem von der Seitenlinie aus verfolgen müssen.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Pol Espargaro lag vor seinem Sturz auf Platz elf und wurde am Ende 14. Zoom

Zwar hatte Espargaro bei Tech-3-GasGas ursprünglich einen Vertrag bis Ende 2024. Doch am Ende gab KTM Augusto Fernandez und MotoGP-Aufsteiger Pedro Acosta den Vorzug.

Espargaro wird 2024 als Test- und Ersatzfahrer fungieren und sicher auch einige Wildcard-Einsätze bestreiten. Trotzdem sei sein letzter Einsatz als Stammpilot "sehr emotional" gewesen, sagt der 32-Jährige. "Vor allem in der Startaufstellung."

"Jedes Mal, wenn ich den Kopf hochnahm und all die Leute sah und die Anspannung vor einem Rennstart greifbar wurde, war es wirklich schwer, die Emotionen zu kontrollieren." An seiner Seite war neben seinem Team auch Bruder Aleix.

Beistand und Trost von Bruder Aleix

"Schon auf dem Grid hatte ich das Bedürfnis, zu Pol zu gehen und ihm zu helfen. Es war ja sein letztes Rennen", erklärt der Aprilia-Pilot, der seinen jüngeren Bruder lange in den Arm nahm, um ihm Kraft zu spenden. Nach dem Runden fuhren beide eine letzte gemeinsame Runde auf dem Weg zurück an die Box.

"Diese Runde gemeinsam zu fahren, war sehr emotional", sagt der ältere Espargaro. "Wir haben zusammen angefangen, als wir fünf Jahre alt waren. Wir haben viele Jahre zusammen in der WM verbracht. Er war immer mein Idol. Er hat immer besiegt, als ich ein Kind war. Er war immer meine Referenz."

"Es war also auch ein sehr besonderer Tag für mich. Ich bin nach dem Rennen noch in seine Garage und habe mir seinen Helm geschnappt. Jetzt habe ich seinen letzten Rennhelm."

Trotz Sturz noch auf Platz 14 im Ziel

Den Grand Prix beendete Espargaro als 14. und Letzter, nachdem er wenige Runden vor Schluss gestürzt war. "Ich versuchte, Fabio (Quartararo; Anm. d. R.) hinter mir zu halten, aber mein Reifen auf der linken Seite schon ziemlich hinüber", erklärt er.

"Ich versuchte, möglichst spät zu bremsen, denn in der Beschleunigung war ich unterlegen. Dann habe ich aber wohl etwas zu spät gebremst und bin gestürzt." Gleichzeitig betont Espargaro aber: "Es war auch nicht so, dass ich wie verrückt gebremst hätte."

"Das Problem ist: Sobald dein Hinterreifen abbaut, kannst du nicht mehr so hart bremsen, und das führt dazu, dass die Temperatur im Vorderreifen sinkt. In Kombination mit dem Wetter macht es das schwieriger. Sobald du einen kleinen Fehler machst oder auch nur ein bisschen über dem Limit bist, rächt sich das sofort."

Trotz des Sturzes konnte Espargaro sein Motorrad aber noch ins Ziel bringen. "Bis zu dem Moment war ich unter zehn Sekunden von der Spitze entfernt, und das in einem langen Rennen", analysiert der Tech-3-GasGas-Pilot. "Das war also nicht so schlecht, ich denke, sogar eines unserer besten Rennen des Jahres."

Espargaro noch immer nicht voll fit

Auf seine Zukunft angesprochen, sagt der Spanier: "Mit diesem Tag schließt sich ein Kapitel in meinem Leben. Ich werde noch Rennen fahren, aber es wird nicht mehr dasselbe sein."

"Ich werde versuchen, konkurrenzfähig zu sein und mich weiter von meinem Sturz (beim Saisonauftakt in Portimao) zu erholen, denn ich bin noch nicht wieder bei voller Kraft. Aber hoffentlich kann in der Zukunft ein paar gute Rennen fahren so wie Dani (Perdosa) und ihnen bei der Entwicklung helfen."

Wir erinnern uns: Im Training zum Grand Prix von Portugal war Espargaro zu Beginn schwer gestürzt, brach sich dabei mehrere Wirbel und den Kiefer. Es folgte eine lange Genesungsphase und ein beschwerlicher Kampf zurück auf die Strecke.


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Auch acht Monate nach dem Unfall sagt der 32-Jährige noch: "Ich brauche Zeit. Ich dachte, dass ich die Muskelmasse viel schneller wieder aufbauen könnte. Aber man weiß eben nie, wie schnell sich die Nerven und all das zu 100 Prozent erholen."

"Ich habe immer noch Muskeln, die nur bei 40 Prozent ihrer eigentlichen Kraft angelangt sind. Das stört mich jetzt nicht so sehr beim Fahren. Aber über die lange Distanz, mit dem Sprintrennen in den Knochen, gibt mein Körper auf. Er kollabiert, vor allem in den Linkskurven. Nach zehn, elf, zwölf Runden spüre ich das."

In der Winterpause will Espargaro weiter daran arbeiten. "Es gibt Pläne, was die Medikation und Behandlung, um die Nerven ans Limit zu bringen und zu stärken. Außerdem werde ich das Athlete Performance Center in Österreich besuchen, um die Technologien dort zu nutzen und meine Schwachstellen auszumerzen."

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