• 29.09.2023 11:55

  • von J.Ziegengeist, Co-Autoren: O.Puigdemont, J.Klein

Honda entlässt Technikchef: Was Marc Marquez dazu sagt

Jetzt rollen Köpfe: Shinichi Kokubu scheidet als Technischer Generaldirektor bei Honda aus - Wie Marc Marquez die personellen Veränderungen kommentiert

(Motorsport-Total.com) - Um aus der Formkrise zu kommen, in der Honda seit geraumer Zeit steckt, forderte Marc Marquez im Verlauf dieser Saison immer wieder personelle Umstrukturierungen, damit das MotoGP-Projekt der japanischen Marke frischen Wind und neuen Input erhält. So wurden zuletzt neue Ingenieure rekrutiert.

Titel-Bild zur News: Shinichi Kokubu

Shinichi Kokubu leitete seit 2016 die Abteilung Technologieentwicklung Zoom

Jetzt setzt Honda auch auf der unmittelbaren Führungsebene an und entlässt seinen langjährigen Technischen Generaldirektor Shinichi Kokubu. Der 56-Jährige reiste bereits vergangene Woche nicht nach Indien und ist auch in Motegi nicht anwesend.

Kokubu kam 1986 zu Honda und durchlief seither eine Reihe von Abteilungen, die hauptsächlich mit der MotoGP zu tun hatten, obwohl er auch in den Formel-1-Bereich der Marke involviert war. 2003 war Kokubu für das Chassis der RC211V verantwortlich, dem ersten MotoGP-Prototypen des japanischen Herstellers.

Kokubu an MotoGP-Prototypen maßgeblich beteiligt

Von 2004 bis 2007 arbeitete er als Chefingenieur in der MotoGP und WSBK sowie als Chassis-Designer. In den Jahren 2008 und 2009 war Kokubu Projektleiter für die RC212V.

2010 folgte der Aufstieg zum Technischen Direktor. Zwei Jahre später wurde er zum Entwicklungsdirektor und 2016 schließlich zum Direktor/General Manager der Abteilung Technologieentwicklung ernannt. Das Amt hatte er bis zuletzt inne.

Honda prüft derzeit verschiedene Optionen, um ihn in seiner Position zu ersetzen. Seine Entlassung könnte einer der ersten Schritte sein, die das Top-Management des Herstellers unternimmt, um zu versuchen, Marquez zu halten oder die Zukunft seines MotoGP-Projektes zumindest auf eine andere Weise anzugehen.

Marquez hofft auf neue und vor allem richtige Ideen

Der Abgang von Kokubu mitten in der Saison zeigt, wie ernst es Honda damit ist. Aktuell liegt die Marke mit 123 Punkten am Ende der Konstrukteurswertung noch hinter Yamaha, obwohl diese mit nur zwei Fahrern antreten. Zudem bildet das Repsol-Honda-Werksteam aktuell das Schlusslicht in der Teamstatistik.


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Japan (Motegi) 2023


Angesprochen auf die jüngste Personalie, hält Marquez in Motegi bedeckt: "Ich habe ja schon in Misano gesagt, dass es einige neue Gesichter und Namen in der Garage gab. Wir werden sehen, ob sie neue Ideen, ob sie die richtigen Ideen einbringen."

"Aber ich sage es noch einmal: Ich bin nicht derjenige, der bestimmt, wo, wie und wer das Motorrad zusammenstellt. Ich bin derjenige, dessen Aufgabe es ist, das Motorrad auf der Strecke zu evaluieren und auf der Strecke meine 100 Prozent zu geben. Es spielt keine Rolle, wer da ist, um das Projekt zu leiten."

Darum schaffte es Marquez nicht direkt in Q2

Aus seiner Entscheidung, ob er 2024 bei Honda bleiben wird, macht der Spanier weiter ein Geheimnis. Den Freitag in Motegi schloss er nach einem Sturz auf Platz 14 ab.

"Es war ein guter Tag, aber mit etwas Pech. Manchmal ziehe ich direkt in Q2 ein, ohne den Speed zu haben. Heute hatte ich den Speed, war aber nicht in der Lage, in Q2 einzuziehen", erklärt Marquez. "Mit dem ersten Reifen ist mir in der letzten Kurve ein Fehler unterlaufen und die Runde war futsch."

Mit dem zweiten Reifen fuhr der Honda-Pilot dann eine Zeit von 1:44.044 Minuten - eigentlich gut genug für den Q2-Direkteinzug. Doch die Runde wurde wegen gelber Flaggen gestrichen. Das Problem: "Ich habe diese gelbe Flagge aber nicht gesehen und dachte, meine Zeit wäre 1:44.0", verrät der Spanier.

"Also war meine Herangehensweise auf der letzten Runde, diese 44.0 zu verbessern, was bedeutete, ans extra Limit zu gehen. Darum bin ich gestürzt. Hätte ich gewusst, dass auch 44.2, 44.3 gut genug gewesen wären, hätte ich das anders gehandhabt."

"Ducati, KTM und Aprilia sind schneller als wir"

Ob am Samstag der nachträgliche Einzug in Q2 gelingt? "Es wird auf jeden Fall schwer, denn hier auf einer Runde konstant und schnell zu sein, ist schwierig. Abgesehen davon sind wir eine halbe Sekunde langsamer als die Topjungs. Ducati, KTM und Aprilia sind schneller. Gemessen daran liegen wir an zehnter, elfter Stelle."

Honda-Teamkollege Joan Mir, der am Freitag das Testbike aus Misano mit einem neuen Chassis fuhr, verpasste den direkten Q2-Einzug auf Platz zwölf liegend. Am Vormittag war er gestürzt. Auch er äußerte sich zu den personellen Veränderungen.

"Ich denke, wenn es intern Umstrukturierungen gibt, dann, weil sie notwendig waren. Die japanischen Hersteller sind normalerweise nicht dafür bekannt, Leute leichtfertig auszutauschen. Wenn sie das tun, dann sind sie sich sicher. Wir werden sehen, ob diese Veränderung etwas Positives bewirkt", so Mir.