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Stuck: "Ein ganzes Heft voller Ideen"
Interview mit Hans-Joachim Stuck, der nach langjähriger Partnerschaft mit BMW nun als Berater zum VW-Konzern wechselt
(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Sie sind seit Jahrzehnten einer der erfolgreichsten und beliebtesten Rennfahrer Deutschlands und galten als BMW-Urgestein. Jetzt wechseln Sie aus dem Cockpit in die Führungsebene und zugleich auch noch den Konzern. Wie kam es dazu?"
Hans-Joachim Stuck: "Mit der großen Erfahrung auf und neben der Rennstrecke war es langsam an der Zeit, darüber nachzudenken, die Rennfahrerei wesentlich kürzer zu organisieren. Ich werde am 1. Januar 57 Jahre alt. Da muss man für die Jungen das Feld räumen und den richtigen Zeitpunkt finden, um mit Erfolg abzudanken. Dass ich keine Rennen mehr fahre, will ich damit nicht verkünden. Das muss ich ganz deutlich sagen. Es wäre aber schade, wenn ich die große Erfahrung, die ich in 37 Jahren Motorsport gesammelt habe, einfach ad acta legen würde. Deshalb habe ich das Angebot des VW-Konzerns dankend angenommen, meine Fähigkeiten abseits der Strecke einzubringen."
© xpb.cc
Hans-Joachim Stuck möchte sein Fachwissen im VW-Konzern einbringen
Frage: "Der Kontakt lief also über die höchste Konzernebene?"
Stuck: "In letzter Konsequenz über Martin Winterkorn als VW-Chef, weil meine Tätigkeit im VW-Konzern angesiedelt ist, und Stephan Grühsem, den obersten Kommunikationschef der VW AG. Ich berichte direkt an Stephan Grühsem."#w1#
Tätig an den "Rennschauplätzen dieser Welt"
Frage: "Wie wird Ihre neue Aufgabe genau aussehen?"
Stuck: "Ich werde das Unternehmen in allen Dingen des Motorsports repräsentieren. Das umfasst Gott sei Dank keinen Bürojob. Meine Tätigkeitsbereiche werden weiter die Rennschauplätze dieser Welt sein, ob das die DTM, die Dakar, die Tourenwagen-WM oder die Rallye-Szene ist. Da werde ich mich aufhalten und versuchen, mit meiner Erfahrung den Konzern entsprechend zu vertreten und zu beraten, sich in den richtigen Serien zu engagieren. Das wird auch eine Nachwuchsförderung beinhalten."
Frage: "Müssen sich beispielsweise Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich oder VW-Motorsportdirektor Kris Nissen jetzt Gedanken um ihre Jobs machen?"
Stuck: "Das Tagesgeschäft der einzelnen Herren ist für mich keine Aufgabe. Da werde ich mich nicht einmischen. Ich werde mit Wolfgang Ullrich und Kris Nissen sowie den Verantwortlichen von Seat und Skoda eng zusammenarbeiten. Ich hatte bereits früher mit Wolfgang Ullrich und Kris Nissen in meiner aktiven Zeit intensiven Kontakt. Wir kennen uns gut und haben Respekt voreinander. Ich bin sicher, dass diese Konstellation für den Konzern eine hervorragende Basis bietet."
Nachwuchsförderung soll bezahlbar bleiben
Frage: "Audi hat in diesem Jahr die DTM und die 24 Stunden von Le Mans gewonnen, VW den Marathon-Weltcup und ist Mitfavorit für die Dakar. Dazu ist VW in der Formel 3 und in der Nachwuchsförderung mit Polo-Cup und Formel ADAC engagiert. Werden diese Programme beibehalten?"
Stuck: "Diese Programme sind für das nächste Jahr festgelegt. Es geht eher um mittel- und langfristige Planungen und vielleicht um kleine Verbesserungen in den kurzfristigen Geschichten. Was allen am Herzen liegt und meine erste Aufgabe sein wird, ist, die Formel ADAC mit zu beobachten, um da vielleicht noch etwas einbringen zu können. Gerade in der Nachwuchsförderung muss man darauf achten, dass die Preise nicht in utopische Höhen sausen. Ich bin mit Hermann Tomczyk (DMSB-Präsident und ADAC-Sportpräsident; Anm. d. Red.) in engem Kontakt. Wir versuchen, das Reglement so hinzubekommen, dass die Serie das Maximum für die jungen Fahrer bietet."
Frage: "Haben Sie neue Ideen, die Sie gerne einbringen würden?"
Stuck: "Da gibt es ein ganzes Heft voller Ideen, die ich teilweise auch schon präsentiert habe, worüber man aber noch nichts sagen kann."
Formel 1 derzeit kein Thema im VW-Konzern
Frage: "Gehört dazu vielleicht auch die Formel 1, wo Audi und VW immer wieder mal ins Gespräch gebracht werden? Wäre das etwas, was Ihrer Meinung nach sinnvoll wäre?"
Stuck: "Dazu kann ich ganz klar sagen, dass das Thema Formel 1 im VW-Konzern zurzeit absolut keines ist."
Frage: "Wie geht es mit Ihrer eigenen Karriere weiter? Sie haben bereits gesagt, dass Sie weiter noch Rennen fahren wollen?"
Stuck: "Es ist momentan nichts geplant. Das einzige, das noch voll im Radar ist, ist der Einsatz 2009 mit dreimal Stuck (mit seinen Söhnen Johannes und Ferdinand; Anm. d. Red.) bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Sollten sich im nächsten Jahr noch interessante Renneinsätze ergeben, das kann vom Truck-Rennen bis zur Rallye gehen, werden das aber bestimmt einzelne Einsätze bleiben. Denn meine neue Aufgabenstellung ist sehr umfangreich, da bleibt ganz, ganz wenig Platz für eine aktive Rennfahrerkarriere.'
Frage: "Könnte es sein, dass Sie mal in dem einen oder anderen Konzernauto wie dem DTM-Audi oder dem Dakar-VW selbst ein paar Runden drehen, um Ihre Erfahrungen weiterzugeben?"
Stuck: "Das ist theoretisch möglich, aber dieses Thema ist noch nicht diskutiert worden. So weit sind wir noch nicht. Das ist auch nicht mein vorrangiges Ziel."
Frage: "Wird Ihr älterer Sohn Johannes ebenso wie Sie auch von BMW zu einer Ihrer neuen Konzernmarken wechseln?"
Stuck: "Johannes hatte mit BMW noch keine enge Verbindung. Die Geschichten, die wir in diesem Jahr gemacht haben, waren private Einsätze des Teams Schubert, das für das nächste Jahr aber kein Einsatzauto hat. Johannes' Zukunft ist weit offen. Für ihn ist sein Studium an einer Business-Akademie momentan die Aufgabe Nummer eins."
TV-Experte nur noch in Einzelfällen
Frage: "Werden Sie zusätzlich zu Ihrem neuen Job weiter als Experte für den Pay-TV-Sender 'Premiere' und als Kolumnist für Zeitungen tätig sein?"
Stuck: "Mein Vertrag mit 'Premiere' wird auf keinen Fall verlängert. Da gibt es vielleicht mal einen Einzeleinsatz beim Deutschland-Grand-Prix. Es gibt eine weitere Vereinbarung als Kolumnist für die 'tz' in München. Und meine Verbindung zum Springer-Verlag mit der 'Bild-Zeitung' und dem Goldenen Lenkrad der 'Bild am Sonntag' bleibt auch weiter bestehen."
Frage: "Fiel es Ihnen schwer, nach so langer Zeit BMW zu verlassen?"
Stuck: "Eine Verlängerung meines Vertrages, die mir vor mehreren Wochen angeboten worden war, habe ich von mir aus abgelehnt. Ich habe im Hause BMW, wo ich meine Karriere ja auch begonnen habe, mit einigen Unterbrechungen eine tolle Zeit gehabt. Dafür bin ich BMW sehr dankbar. Allerdings habe ich es in den letzten Jahren ein bisschen vermisst, mehr in die eigentliche Abteilung Motorsport eingebunden zu sein. Das war auch mit ein Grund, das jetzt bei Volkswagen noch einmal richtig anzugehen."