GT4-Winter-Series: Siege für Aston Martin, Porsche und Mercedes-AMG

Wechselhafte Bedingungen und drei verschiedene Sieger: Die GT4-Winter-Series bot bei ihrer Premiere in Estoril unterhaltsamen Motorsport

(Motorsport-Total.com) - Nach vier Jahren als Klasse in der GT-Winter-Series hatten die GT4-Fahrzeuge beim Auftakt der neuen GT4-Winter-Series am Wochenende im portugiesischen Estoril die Strecke für sich. 15 Fahrzeuge traten auf dem ehemaligen Formel-1-Kurs unweit von Lissabon zu drei Rennen an.

Titel-Bild zur News: Aston-Martin-Pilot Jamie Day gewann das erste Rennen der GT4-Winter-Series

Aston-Martin-Pilot Jamie Day gewann das erste Rennen der GT4-Winter-Series Zoom

Die neu geschaffene, eigenständige Meisterschaft teilt die Teilnehmer in die Kategorien Pro, Am und Pro-Am ein, wobei die Fahrer je nach Anzahl der in ihrer Kategorie besiegten Konkurrenten Punkte erhalten. Auch in technischer Hinsicht gibt es Flexibilität, denn für die beiden Porsche-Cayman-Cup-Fahrzeuge von SR Motorsport wurde eine eigene Klasse geschaffen.

Das Format der sechs Runden umfassenden Serie sieht vor, dass die Teams zwei 30-minütige Sprintrennen und ein einstündiges Langstreckenrennen mit Boxenstopp bestreiten.

Rennen 1

Der Sprint am Samstag war das Rennen mit den besten Bedingungen des gesamten Wochenendes. Die nur stellenweise feuchte Strecke war trocken genug für Slick-Reifen und bot die Bühne für ein unterhaltsames Rennen.

Der von der Poleposition gestartete Leo Pichler (Razoon-Porsche) setzte sich früh an die Spitze des Feldes und konnte sich nach einer Safety-Car-Phase in der ersten Runde von seinen Verfolgern absetzen. Zwischenzeitlich hatte er mehr als drei Sekunden Vorsprung, ehe ein weiterer Unfall einen zweiten Safety-Car-Einsatz erforderlich machte.

Beim zweiten Neustart kurz nach Rennhalbzeit konnte sich Pichler nicht mehr so leicht absetzen. Das Rennen entwickelte sich zu einem Vierkampf zwischen Pichler, Jamie Day, Joel Mesch und Mathieu Martins. Day schob seinen Aston Martin Vantage in der engen Gancho-Schikane gekonnt an Pichler vorbei. Dabei verloren beide Piloten jedoch an Schwung und sorgten für einige chaotische Momente an der Spitze.

Das Gedränge führte dazu, dass Pichler ausgangs der langen Ayrton-Senna-Parabolika nach einem Ausflug ins Kiesbett auf Rang fünf zurückfiel, während Martins vor Day und Mesch (Schnitzelalm-Mercedes) kam. Es war eine starke Aufholjagd von Martins, der sich in der ersten Kurve gedreht hatte.

Ein Missverständnis zwischen Martins und einem Hintermann führte dazu, dass Martins von der Strecke abkam und den Sieg verlor. Martins fiel auf den dritten Platz zurück und in den letzten Runden kam es zum Duell Day gegen Mesch.

Doch der 18-jährige Day parierte alle Angriffe von Mesch. So konnte ein brandneues Team, Forsetti Motorsport, gleich bei seinem ersten Renneinsatz einen Sieg feiern. Das britische Team wird von Joe Holloway geleitet, einem Ingenieur mit mehrjähriger Formel-1-Erfahrung.

Während die Pro-Fahrer das Podium belegten, reichte Pichler der fünfte Gesamtrang zum Sieg in der Pro-Am-Klasse. Max Huber (NM-Mercedes) gewann die Am-Klasse.

Rennen 2

Für das zweite Sprintrennen am Sonntagmorgen kamen Slicks nicht in Frage. Das Rennen begann auf feuchter Strecke und wurde immer nasser.

Pichler, der den Regen liebt, nutzte die Gunst der Stunde und machte seinen Fehler aus Lauf 1 wieder gut. Ironischerweise spielte die lange Schlusskurve wieder eine entscheidende Rolle. Diesmal wurde die schnelle und berüchtigte Rechtskurve dem größten Konkurrenten des Österreichers zum Verhängnis: Polesetter Ivan Ekelchik im Porsche Cayman von Wimmer Werk.

Leo Pichler war im zweiten Sprintrennen nicht zu schlagen

Leo Pichler war im zweiten Sprintrennen nicht zu schlagen Zoom

Ekelchik hatte Pichler nach dessen Ausrutscher in der ersten Kurve gut im Griff, gab aber nach einer frühen Safety-Car-Phase in der fünften Runde etwas zu viel Gas. Sein Fehler ausgangs der Parabolica kostete ihn viel Zeit. Er kämpfte sich zwar wieder zurück auf die Strecke, musste dann aber doch die Box ansteuern. So hatte Pichler relativ leichtes Spiel, fuhr ein sauberes Rennen und baute seinen Vorsprung bis ins Ziel auf über fünf Sekunden aus.

Dahinter wurde es unterhaltsam, denn Tom Lebbon (Elite-McLaren) verbrachte einen Großteil des Rennens damit, Jay Mo Härtling von Schnitzelalm Racing zu überholen. Der Kampf zwischen den beiden war eine Studie über die Vorteile verschiedener Linien bei nassem Wetter, aber Lebbons Strategie, auf der Innenseite zu bleiben, zahlte sich in der neunten Runde aus.

So musste Härtling den Rest des Rennens gegen Enrico Forderer (dessen SR Motorsport Cayman im Nassen auftrumpfte) kämpfen - ein Kampf, den er knapp für sich entschied und damit das Podium komplettierte. Die Klassensiege gingen an Pichler (Pro-Am), Lebbon (Pro) und Speedy-Motorsport-BMW-M4-Pilot Luis Liberal (Am).

Rennen 3

Auch am Sonntagnachmittag ließ sich die Sonne nicht blicken. Als die GT4-Fahrzeuge zu ihrem Langstreckenrennen starteten, war die Strecke so nass wie schon lange nicht mehr. Dennoch entschied sich Zac Meakin für Slicks - ein Risiko, das sich auf der nur langsam abtrocknenden Strecke nicht auszahlte.

Der überragende Day übernahm beim fliegenden Start von Platz vier die Führung. Pichler und Härtling behielten ihn im Auge, als in der zweiten Runde das Safety-Car herauskam. Egor Khichin, der sein erstes Autorennen bestritt, hatte sich in Kurve 4 gedreht und sein Porsche musste geborgen werden.

In der fünften Runde übernahm Pichler mit einem geschickten Manöver in Kurve 3 die Führung von Day und fuhr einen Vorsprung von über fünf Sekunden heraus. Der Kampf hinter dem Österreicher ging weiter, Martins und Forderer schlossen zu Day und Härtling auf.

Joel Mesch triumphierte zusammen mit Jay Mo Härtling im Langstrecken-Rennen

Joel Mesch triumphierte zusammen mit Jay Mo Härtling im Langstrecken-Rennen Zoom

Kurz vor dem Boxenstopp, 35 Minuten vor Rennende, hatte Pichler ein Getriebeproblem. Auf der Zielgeraden verlor er dramatisch an Geschwindigkeit. Er suchte nach einer Lösung, aber weder er noch sein Team fanden eine, womit sein Rennen zu diesem Zeitpunkt praktisch gelaufen war.

Als die Boxenstopps beendet waren und die neuen Fahrer ihre Autos übernommen hatten, führte Roberto Faria (Racar) vor Mesch und Mikey Porter (Forsetti), während Forderers Teamkollege Willi Kühne das Tempo der beiden nicht mitgehen konnte und schließlich ausschied.

20 Minuten vor Schluss sah es nach einem engen Kampf aus, doch dann verhängten die Stewards eine Durchfahrtsstrafe gegen Faria. Seine Zeit in der Boxengasse lag eine Sekunde unter dem vorgeschriebenen Minimum.

Während Faria nach der Strafe als Dritter weit zurückfiel, konnte sich Mesch nach und nach von Porter absetzen, dessen zweiter Platz im Ziel immer noch eine starke Leistung für das erste Rennen des Teenagers in einem GT-Fahrzeug war.

Das Podium wurde erneut von den Profis dominiert, doch den vierten Platz in der Gesamtwertung und den Sieg in der Klasse Am sicherte sich das andere Fahrzeug von NM Racing mit Alberto de Martin und Nil Montserrat am Steuer. Das Duo von CV Performance, Charles Dawson und Emil Gjerdrum, holte sich mit ihrem Mercedes den Sieg in der Pro-Am-Klasse.

Neueste Kommentare