Renault erklärt WSbR-Ausstieg: "Gefangener in teurem Format"
Renault-Sport-Geschäftsführer Cyril Abiteboul spricht über die Gründe für das Aus der Formel Renault 3.5: Veränderte Landschaft, teures Format, kaum Marketingprofit
(Motorsport-Total.com) - Die Zukunft der Formel Renault 3.5 ist aktuell mehr als offen. In der vergangenen Woche informierte Hersteller Renault, dass man die Meisterschaft innerhalb der Renault-World-Serie 2016 nicht weiter promoten und nach elf Jahren sein Engagement zurückziehen werde. Gestern traf man sich mit allen Teams sowie Organisator RPM, um über die Zukunft der Serie zu diskutieren. Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit eine Übergabe der Meisterschaft an RPM.
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Renault kappt ab der kommenden Saison die Verbindungen zur 3,5-Liter-Serie Zoom
"Praktische Vorschläge wurden unterbreitet und müssen untersucht werden, bevor eine Entscheidung getroffen werden kann", erklärt Renault in einem Statement. "Alle Parteien haben das gleiche Ziel, eine erfolgreiche Vereinbarung zu treffen." Gleichzeitig betont der Hersteller, dass man weiterhin die Formel Renault 2.0 und die Renault Sport Trophy unterstützen werde und an einem neuen Format für die World-Serie arbeite.
Mittlerweile sickert auch durch, warum sich die Franzosen zu dem drastischen Schritt entschlossen haben: Vor allem auf die sich verändernde Formelsport-Landschaft reagiert der Hersteller. Im Punktesystem für die Formel-1-Superlizenz wurde man zuletzt deutlich vernachlässigt, sodass nicht einmal der Meister automatisch eine Superlizenz bekommt, zudem steht mit der Formel 2 ein neuer Rivale ins Haus, der sich mit der GP2 zusammentun könnte - ein offizielles Angebot seitens der GP2 hat es bereits gegeben.
"Wenn das passiert, dann müssen wir auch die 3,5-Liter-Serie so schnell wie möglich entwickeln", betont Geschäftsführer Cyril Abiteboul bei 'motorsport.com'. Darum habe man sich auch entschieden, den Schnitt so früh wie möglich zu vollziehen, weil ein Übergangsjahr keinen zufriedenstellen würde. "Es ist besser, wenn man einen schnellen Übergang in die neue Welt hat", so Abiteboul. "Schlüssel ist allerdings, was zwischen der FIA und der GP2 passiert."
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Cyril Abiteboul möchte eher auf ein Juniorenprogramm setzen Zoom
Mit dem aktuellen Format war Renault aus Marketing- und Finanzsicht ohnehin unzufrieden, wie der Franzose weiter erklärt: "Wir waren Gefangener eines Formats, das sehr teuer war", sagt er. Zwar sei die Formel Renault 3.5 ein fantastischer Event mit großer Zuschauerzahl, "aber das Problem ist, dass jede Person etwas kostet. Wir sind uns nicht sicher, ob wir diese Zuschauer auch in Kunden im Autosektor umwandeln können."
Stattdessen will Renault in Zukunft wieder ein eigenes Juniorprogramm einführen, um so Talente in die Formel 1 zu bringen. Das sei für Abiteboul ohnehin der lohnendere Weg: "Uns hat es viel mehr gebracht, dass wir als diejenigen angesehen wurden, die Fernando Alonso entdeckt haben, als dass wir die ersten waren, die Lewis Hamilton an das Steuer eines Formelboliden (in der Britischen Formel Renault; Anm. d. Red.) gelassen haben."