Motor 2013: Teams diskutieren wieder

Der Vierzylinder-Turbomotor schien schon beschlossene Sache zu sein, aber plötzlich erscheint die Frage nach dem Antriebsreglement ab 2013 wieder völlig offen

(Motorsport-Total.com) - Die Entscheidung, welches Motorenformat ab 2013 zum Einsatz kommen soll, schien schon gefallen: Bis vor kurzem war von einem Turbo mit drei bar Ladedruck und vier Zylindern in Reihe, beschränkt auf 10.500 Umdrehungen pro Minuten und ausgestattet mit einem leistungsstarken Energierückgewinnungs-System (KERS) die Rede.

Titel-Bild zur News: Ferrari-V6-Turbomotor von 1985

Der Turbo schien schon beschlossene Sache zu sein, wackelt aber wieder

Doch bei den letzten Treffen der mit dem Motorenreglement betrauten Arbeitsgruppe in Paris regte sich immer mehr Widerstand gegen diese Formel. Ferrari hatte mit dem Vierzylinder von Anfang an keine große Freude und plädierte eher für einen V6, doch nun sieht es so aus, als würde es sogar beim V8 bleiben. Hintergrund: Die Entwicklungskosten für das vorliegende Vierzylinder-Konzept könnten jeden Hersteller über 100 Millionen Euro kosten.

Fällt der Vierzylinder-Turbomotor?

"Wir diskutieren noch", blockt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali Fragen nach dem aktuellen Verhandlungsstand ab. "Es gibt Verhandlungen zwischen den Herstellern und der FIA, um zu sehen, was in technologischer und finanzieller Hinsicht der beste Kompromiss ist, denn wir dürfen die Herausforderung 2013 nicht unterschätzen." Das klingt so, als würde man den geplanten radikalen Schnitt vielleicht verwerfen.

"Jetzt unterhalten wir uns über Motoren und den Antriebsstrang, aber es gibt ein neues technisches Reglement, also müssen wir sicherstellen, dass wir über das Auto als Ganzes sprechen und nicht über zwei separate Bereiche", fordert Domenicali gegenseitige Interaktion zwischen Motoren- und Chassisregeln. "Daher haben wir noch viel zu besprechen. In den nächsten Wochen werde ich näher darauf eingehen können."

¿pbvin|512|3190||0|1pb¿Hinter den Kulissen findet freilich auch ein politisches Armdrücken statt. So sind zum Beispiel die Interessen von Renault und Mercedes schwierig unter einen Hut zu bekommen, weil Mercedes eine PS-Nachrüstung des Renault-Motors blockiert, und Ferrari wünscht sich ein Format, das möglichst nahe an die Technologie herankommt, die in die Sportwagen eingebaut werden. Von Einigkeit kann jedenfalls keine Rede mehr sein.

Die Rolle von Volkswagen

Für "Gesellschaft und Automobilindustrie" sollten die künftigen Formel-1-Motoren relevant sein, weiß Martin Whitmarsh und ergänzt: "Das müssen unsere Anliegen sein, aber wir brauchen auch einen attraktiven Motor - attraktiv nicht nur für die derzeit engagierten Hersteller, sondern auch für etwaige zukünftige Hersteller. Außerdem müssen die Regeln für einen unabhängigen Hersteller wie Cosworth leistbar sein. Das ist ein schmaler Grat", sagt der McLaren-Teamchef.


Fotos: Großer Preis von Südkorea, Freitag


Mit Cosworth, Daimler (Mercedes), FIAT (Ferrari) und Renault-Nissan (Renault) saß bei manchen Sitzungen auch Volkswagen am Verhandlungstisch, denn in Wolfsburg wurde damit geliebäugelt, entweder Audi oder Porsche ab 2013 in die Formel 1 zu schicken. Voraussetzung dafür wäre der Vierzylinder-Weltmotor gewesen, doch aktuellen Informationen zufolge wird der für mehrere Rennserien adaptierbare Weltmotor in der Königsklasse doch nicht kommen.

Doch das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen, wie Whitmarsh andeutet: "Wenn wir beim Studieren der zur Wahl stehenden Optionen auf etwas stoßen, was aktuelle Hersteller vertreiben, neue Hersteller nicht zum Einstieg ermutigen oder für eine Organisation wie Cosworth nicht leistbar sein könnte, dann haben wir uns selbst ins Bein geschossen", hofft der Brite auf einen Kompromiss, der für alle attraktiv ist.