Heidfeld lässt Genugtuung nicht an sich heran

Nick Heidfeld freut sich über seine derzeitigen Erfolge in der Formel 1 und glaubt, dass er genauso schnell ist wie als Jungspund vor elf Jahren

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld hatte es in seiner Karriere noch nie besonders leicht: Obwohl er jahrelang Mercedes-Junior war, wurde ihm 2002 bei McLaren Kimi Räikkönen vorgezogen, und Felipe Massa, den er bei Sauber im Griff hatte, bekam später einen Ferrari-Vertrag. Heidfeld hat das verarbeitet, wundert sich aber immer noch darüber, "denn wir sind ja nachweislich auf einem Level gefahren".

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld hat bei Renault noch einmal eine unerwartete Chance erhalten

"Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen", erklärt er im Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung'. "Das ist typisch für meinen Charakter. Wenn ich ein Ziel habe, dann arbeite ich sehr stark - manche würden sogar sagen verbissen - darauf hin. Ich will das dann unbedingt erreichen. Ich bin vom Sternzeichen Stier. Ich will schon mal mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn das von außen nicht so wirkt."

Was dich nicht umbringt, macht dich nur härter

"Die Tatsache, dass ich schon zwei-, dreimal fast weg war, kein Cockpit mehr hatte und dann doch wiedergekommen bin, gute Ergebnisse zu bieten hatte, unterstreicht das", erinnert er sich an seine ungewissen Winter vor 2004 (Jordan), 2005 (Williams) und 2010 (erst Mercedes-Testfahrer, dann Sauber). Auch im vergangenen Winter hatte er lange Zeit kein Cockpit, bis sich Robert Kubica schwer verletzte. Dass es nun mit Renault gut läuft, ist natürlich eine Genugtuung.


Fotos: Nick Heidfeld, Großer Preis von China


"Ob du Dritter oder Vierter wirst, ist psychologisch schon ein großer Unterschied. Ein dritter Platz wird einfach besser wahrgenommen", wird Heidfeld von 'auto motor und sport' zitiert. Außerdem betont er: "Es gab auch schon viele Momente, wo ich Pech hatte. Genugtuung ist da natürlich schon ein bisschen dabei. Aber das darf man nicht an sich heranlassen, wenn man im Cockpit sitzt. Das wäre schlecht für deine Leistung."

Die Selbstdarstellung, die ihm eigentlich so gar nicht liegt, ist laut Heidfeld "wichtig, denn vieles ist eine Frage der Wahrnehmung. Ich will nicht sagen, dass man einen Stempel kriegt - das wäre zu viel. Aber man hat irgendwann einen gewissen Ruf. Den zu ändern, ist sehr schwierig", sagt der Renault-Pilot und nennt ein Beispiel: "Keiner kann ernsthaft behaupten, dass ich nicht aggressiv genug fahre. Trotzdem ist es schwierig, so ein Bild abzuschütteln."

Genauso schnell wie vor elf Jahren

Nick Heidfeld

Im heutigen Training unterliefen Nick Heidfeld gleich zwei Fahrfehler Zoom

Am Anfang seiner Formel-1-Karriere, als er von Mercedes im Jahr 2000 bei Prost geparkt wurde, galt der damals 22-Jährige als angehender Weltmeister. Er hatte gerade den Formel-3000-Titel gewonnen, tat sich dann aber schwerer als von vielen erwartet. Erst später machte er sich in der Branche einen Namen als solider Wert. Zwischen dem Heidfeld von 2000 und dem von 2011 sei "kaum ein Unterschied", glaubt der Deutsche und ergänzt: "Du hast Talent oder du hast es nicht."

"Mit dem Alter profitierst du aber von deiner Erfahrung", sagt er gegenüber 'auto motor und sport'. "Wir hatten zum Beispiel in Malaysia am Freitag große Probleme mit den Radträgern. Das hat uns viel Trainingszeit gekostet. Heute bin ich viel besser in der Lage, mit so einer Situation umzugehen. Da musst du einen kühlen Kopf bewahren. Mit meiner Erfahrung weiß ich besser, welchen Weg ich unter Zeitdruck mit dem Setup einschlagen muss und welchen nicht."

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