Ex-Teamchef Fiorio: Ferrari muss 2014 abschreiben
Ex-Ferrari-Teamchef Cesare Fiorio glaubt nicht, dass das Ende Stefano Domenicalis etwas verbessern wird und sieht die Saison 2014 für die Scuderia längst verloren
(Motorsport-Total.com) - Cesare Fiorio weiß, was für ein Hexenkessel das Ferrari-Team sein kann. Der Italiener wurde Ende der 1980er-Jahre Teamchef bei den Roten aus Maranello und ließ sich dort auf ein Kräftemessen mit Superstar Alain Prost ein. Beim Saisonfinale 1991 wurde Prost tatsächlich rausgeworfen - sein Rivale am Kommandostand hatte seinen Job allerdings schon in der ersten Saisonhälfte nach dem Grand Prix von San Marino verloren.
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Ferrari: Gegen Mercedes scheint 2014 kein Kraut gewachsen Zoom
Vergangene Woche ereilte Stefano Domenicali ein ähnliches Schicksal - der Mann aus Imola hielt seit Ende 2007 in Maranello die Zügel in der Hand, konnte aber in diesem Zeitraum nur einen einzigen WM-Titel bei den Konstrukteuren in seiner Premierensaison 2008 vorweisen. Auch wenn sein Abgang laut Ferrari freiwillig war, ist er auf die magere Erfolgsbilanz zurückzuführen.
Fiorio stellt sich nun gegenüber 'Speedweek' hinter seinen Leidensgenossen: "Es ist eine Schande, dass Stefano Domenicali in gleicher Art und Weise als Sündenbock hingestellt wird wie vor ihm Aldo Costa." Der ehemalige Ferrari-Technikchef war Anfang 2011 vor die Türe gesetzt geworden, zeichnete aber danach für den Aufstieg des Mercedes-Rennstalls mitverantwortlich.
Fiorio: Domenicali-Aus bewirkt nichts
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Cesare Fiorio musste bei Ferrari Ende 1991 seinen Hut nehmen Zoom
Fiorio wundert sich über die zwei Personalentscheidungen und hält sie für wenig nachhaltig: "Wer das tut, der benutzt eine vereinfachende Sichtweise, ohne die wahren Hintergründe zu kennen für Erfolg oder Misserfolg."
Sein Nachfolger heißt Marco Mattiacci, der die Geschicke der Luxus-Sportwagenmarke davor in China und in den USA geleitet hat. Kritiker werfen Ferrari vor, einen Mann ohne Formel-1-Erfahrung an die Spitze gesetzt zu haben - ohne Szenekenntnisse sei sein Scheitern bereits vorprogrammiert.
Mattiacci muss delegieren
Fiorio stimmt nicht zu: "80 Prozent aller Management-Entscheidungen sind ähnlich, ungeachtet der Branche. Nur 20 Prozent setzen Wissen und Erfahrung des jeweiligen Fachzweigs voraus. Und diese Erfahrung gewinnt man weder in einem Monat noch in einem Jahr."
Das sollte aber für Mattiacci laut dem Ex-Teamchef kein Problem sein, wenn er es schafft, in diesen Bereichen gut zu delegieren. Er fürchtet dennoch, dass sich die Ferraristi vorerst weiterhin in Geduld üben werden müssen. "Unterm Strich sehe ich die Saison 2014 sowieso nicht als Jahr, in welchem man Mercedes fordern kann. Aber ich könnte mir vorstellen, Mattiacci sorgt dafür, dass Ferrari wieder mehr politisches Gewicht innerhalb der Sportinstitutionen bekommt."