Vorbild NASCAR: Formel 1 plant permanente Startnummern

Mit Ausnahme des Weltmeisters soll künftig jeder Fahrer lebenslang die gleiche Startnummer behalten - FIA plant außerdem einen Pole-Position-Award

(Motorsport-Total.com) - Wenn es nach FIA-Präsident Jean Todt geht, dann könnte die Vergabe der Startnummern in der Formel 1 bald nach einem völlig neuen Schema erfolgen. So soll jeder Fahrer, ähnlich wie in der nordamerikanischen NASCAR-Szene praktiziert, lebenslang eine Startnummer behalten (eventuell geknüpft an seine Superlizenz), die sich nur ändert, wenn er Weltmeister wird. Dann nämlich bekommt er im Folgejahr wie bisher die 1.

Titel-Bild zur News: Nigel Mansells legendäre Startnummer, die "Red 5"

Eine Legende auf der britischen Insel: Nigel Mansell und seine "Red 5" Zoom

Entstanden ist die Überlegung aus der Diskussion heraus, dass die aktuellen Startnummern auf den Autos kaum noch zu erkennen sind - mit Ausnahme jene auf den Williams-Flanken, aber die existieren auch nur, weil es für die Fläche keinen Sponsor gibt. Und genau das ist der Punkt, weshalb die Startnummern in den vergangenen Jahren bis zur Unkenntlichkeit geschrumpft sind: Weil die Teams die am besten sichtbaren Flächen natürlich lieber an einen Sponsor verkaufen als sie mit der Startnummer und dem Namenszug des Fahrers zu vergeuden.

Also hatte Mercedes-Teamchef Ross Brawn die Idee, eine zusätzliche Finne einzuführen, um Platz für die Startnummer zu schaffen, aber dafür verweigerte Christian Horner seine Zustimmung - wahrscheinlich vor dem Hintergrund, dass er seinem Stardesigner Adrian Newey nicht mit künstlichen Maßnahmen ins aerodynamische Konzept pfuschen möchte. Die Idee, die Startnummern großflächig auf die Helme zu pinseln, wird wiederum von Williams abgelehnt, weil das britische Team diese Flächen teuer als Premium anbietet.

Gilles Villeneuve

Gilles Villeneuve wird bis heute mit der 27 des Ferrari-Teams assoziiert Zoom

Also permanente Startnummern - ein Konzept, das in anderen Sportarten funktioniert und theoretisch sogar großes Vermarktungspotenzial hat. Merchandising-Shirts mit der Rückennummer 99 von Eishockey-Legende Wayne Gretzky waren jahrelang Pflicht für jeden seiner Fans, was dem jeweiligen Verein Millioneneinnahmen in die Kassen spülte. Bei jedem MotoGP-Event laufen tausende Fans mit 46er-Kappen von Valentino Rossi rum, und NASCAR-Star Dale Earnhardt Jr. verdient mit seiner 88 ein Merchandising-Vermögen.

In der Formel 1 gibt es das heutige Startnummern-System erst seit 1996. Seither bekommt das Team des amtierenden Fahrer-Weltmeisters immer die 1 und die 2, wobei die 1 natürlich dem Champion zusteht. Die weiteren Startnummern werden in der Reihenfolge der Konstrukteurs-WM vergeben. Wenn ein Team Konstrukteurs-Champion ist, nicht aber den Fahrer-Weltmeister unter Vertrag hat, muss es mit den Startnummern 3 und 4 Vorlieb nehmen. Und die 13 wird seit jeher nicht vergeben - aus Aberglauben, ähnlich wie bei manchen Flugzeug-Sitzreihen.


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In der Vergangenheit gab es allerdings sehr wohl auch in der Formel 1 legendäre Startnummern, die einen eigenen Mythos entwickelt haben. Man denke zum Beispiel an die 27, mit der Gilles Villeneuve und Ferrari assoziiert werden, oder die berühmte "Red 5", die Nigel Mansell zur Williams-Ikone gemacht hat. Tyrrell war jahrelang mit den Startnummern 3 und 4 unterwegs, obwohl schon längst nicht mehr zweitbeste Adresse der Formel 1. Und Michael Schumacher machte sich einen Sport daraus, immer wieder die 1 auf seinen Ferrari pinseln zu lassen...

Übrigens: Bei den Meetings von Strategiegruppe, Formel-1-Kommission und Motorsport-Weltrat im Dezember soll auch eine weitere Änderung beschlossen werden. So gab es zuletzt Bestrebungen, für die Pole-Position Bonuspunkte zu vergeben, was jedoch gekippt wurde. Stattdessen schlägt die FIA vor, am Jahresende an den Fahrer mit den meisten ersten Startplätzen einen eigenen Pole-Position-Award zu vergeben. Für schnellste Runden gibt es so etwas schon, allerdings nicht von der FIA, sondern von einem Sponsor initiiert.