Vergne nicht im Red-Bull-Vakuum: Tost sieht Perspektive
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sieht für Jean-Eric Vergne durchaus eine Zukunft und findet, dass seine aktuellen Fahrer besser sind als das Duo Buemi/Alguersuari
(Motorsport-Total.com) - Seit Daniel Ricciardo den Zuschlag erhalten hat, ab 2014 Nachfolger von Mark Webber bei Red Bull zu werden, befindet sich sein Toro-Rosso-Teamkollege Jean-Eric Vergne quasi im luftleeren Raum. Denn bei Red Bull sind die beiden Stammcockpits voraussichtlich für mehrere Jahre besetzt, und bei Toro Rosso wurden Junioren, die sich nicht binnen drei Jahren für höhere Aufgaben qualifizieren konnten, in der Regel meistens ausgemustert.
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Laut Franz Tost haben Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne mehr Talent... Zoom
Daher werde 2014 "ein ganz wichtiges Jahr" für den jungen Franzosen, gibt Teamchef Franz Tost im Interview mit 'Motorsport-Total.com' zu. Aber davon, dass Vergne spätestens 2015 fast zwangsläufig ein Buemi/Alguersuari-Schicksal droht (die Red Bull bekanntlich aussortiert hat), will der Österreicher nichts wissen: "Wenn er sich weiter so entwickelt, wie das bisher der Fall war, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man ihn auf die Straße stellt."
Die Red-Bull-Entscheidung pro Ricciadro und contra Vergne habe letztendlich auch sehr viel mit Erfahrung zu tun gehabt, denn "vom reinen Speed her", räumt Tost ein, "sind beide sehr schnell. Aber wenn es dann wirklich zählt, im Qualifying, dann sieht man einfach bei Ricciardo, dass ihm die Rennen, die er mehr absolviert hat, helfen." Und wenn Ricciardo gegen Serien-Weltmeister Sebastian Vettel sang- und klanglos untergehen sollte, könnte auch das Red-Bull-Cockpit quasi zum goldenen Käfig werden.
Tost: Vergne hat seine Zukunft selbst in der Hand
Dann wäre plötzlich sogar Vergne die theoretisch interessantere Aktie auf dem Jungfahrermarkt. "Vergne hat es in seinen Händen, so wie jeder Fahrer. Wenn er permanent in die Punkte fährt und gute Platzierungen erreicht, dann sehe ich keinen Anlass, ihn auszutauschen", stellt Tost einen Toro-Rosso-Verbleib auch über die Saison 2014 hinaus in Aussicht. Allerdings ist auch klar, dass Toro Rosso als Red-Bull-Juniorteam konzipiert ist - und von hinten drängen die nächsten Junioren schon nach.
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... als ihre Vorgänger bei Toro Rosso, Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari Zoom
Daniil Kwjat steigt bereits 2014 in die Formel 1 auf; Antonio Felix da Costa, dieses Jahr hinter den McLaren-Talenten Magnussen/Vandoorne Dritter in der Formel Renault 3.5, und Carlos Sainz jun., Zehnter der GP3-Meisterschaft, könnten 2015 ernsthafte Kandidaten für eine Beförderung sein. Felix da Costa sieht jedenfalls gute Chancen für sich: "Red Bull hat einen Plan für mich. Jetzt heißt es abwarten, bis etwas verkündet wird. Ich kann nur sagen: Ich bin ein glücklicher Mann", meint er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Tost bleibt diesbezüglich zurückhaltend: "Zu Felix da Costa kann ich auch nicht viel sagen. Er hatte dieses Jahr zwei, drei gute Rennen, aber man hat sich letztendlich für Kwjat entschieden, weil der bessere Resultate eingefahren hat", sagt der Toro-Rosso-Teamchef und äußert sich gleichzeitig auch skeptisch, was die Zukunftsperspektive von Sainz angeht: "Bei Sainz weiß ich nicht genau. Wenn ich mir diese Saison anschaue, wird es da noch länger dauern."
Red Bull möchte eines Tages vier Topfahrer haben
Also gilt für Vergne: Starke Leistungen zeigen, dann könnte ein Red-Bull-Junior ausnahmsweise auch bei Toro Rosso alt werden. "Es kann ja auch mal was passieren", erklärt Tost, "und dann ist es immer gut, wenn man einen Topfahrer hat. Das Ziel ist, dass wir früher oder später vier Topfahrer haben, zwei bei Red Bull und zwei bei Toro Rosso." Allerdings schränkt er ein: "Wobei bei Toro Rosso natürlich immer ein Platz für den Nachwuchs frei ist."
Die Bilanz am Ende des Zyklus Ricciardo/Vergne fällt jedenfalls positiver aus als am Ende von Buemi/Alguersuari. Zwar holten Buemi/Alguersuari in ihrem letzten Jahr (2011) stattliche 41 WM-Punkte, während Ricciardo/Vergne ein Rennen vor Saisonende 2013 bei 32 stehen, doch rein vom Talent her sieht Tost bei seinen aktuellen Schützlingen die größeren Perspektiven - auch wenn er Buemi rückblickend betrachtet zumindest deutlich stärker einschätzt als Alguersuari.
"Vergne und Ricciardo hatten einen höheren natürlichen Speed, wobei man sagen muss, dass Buemi vom Speed her auch sehr, sehr gut ist. Alguersuari war meines Erachtens ganz einfach etwas zu langsam", analysiert er. "Ich glaube, dass die zwei Jungs jetzt das Potenzial haben, Rennen zu gewinnen. Ob es dann reicht, um Weltmeisterschaften zu gewinnen, ist ein anderes Kapitel, denn dafür brauchst du auch die Leute, das Umfeld, das Team dazu. Aber vom Speed her sind beide sehr gut."